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Die richtige Wahl?

Technik
Die richtige Wahl?

Welche Oberflächenausführung passt zum Produkt? Mit der Antwort auf diese Frage bestimmt der Tischler und Schreiner wesentlich die Anmutung, Wertigkeit und den Preis seines Erzeugnisses. Prof. Maximilian Ober beschreibt das Gestaltungsspektrum mit modernen Werkstoffen und neuen Techniken.

Mit einer Oberflächenbehandlung erhalten verschiedenste Trägermaterialien wie Holz, Holzwerkstoffe, Metall, Glas, Leder, Textilien oder Keramik neue Eigenschaften. Die Produktpalette, die aus den genannten Materialien hergestellt wird, ist sehr breit. Selbst wenn nur Produkte aus Holz und Holzwerkstoffen betrachtet werden, reicht das Spektrum, von Betonschalungsplatten über Gebäudefassaden, Fenstern, Türen, Böden, Wände, Treppen, Möbel, Sportgeräte, Musikinstrumente bis hin zum Autointerieur und zu Spielgeräten und Spielsachen. Der Markt bietet für jede dieser Produktgattungen ein breites Angebot von sehr preisgünstigen bis hin zu besonders hochwertigen und hochpreisigen Ausführungen.

Jede Zielgruppe stellt unterschiedliche Ansprüche an ein Produkt. Häufig soll die Oberfläche dem Produkt eine mechanische Beständigkeit geben. Der Schutz gegen Abrieb und gegen Verkratzen ist beispielsweise bei Betonschalungsplatten, Fußböden oder bei Möbeln gefragt. Viele Verbraucher fordern auch die Beständigkeit gegen Chemikalien wie Essig, Lippenstift, Reinigungsmittel, Rotwein und vieles mehr.
Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Wahrnehmung von Produkten. Das Produkt soll die Sinne des Menschen und potenziellen Kunden ansprechen. Die Oberfläche vieler Gegenstände wie auch der Produkte aus Holz und Holzwerkstoffen löst zwei, drei, manchmal vier Sinnesempfindungen aus. Das Sehen wird immer angesprochen, das Tasten fast immer, das Riechen manchmal und selten das Hören. Werden die Produkte bewusst auf die Sinne des Menschen ausgelegt? Um potenzielle Kunden über möglichst viele Sinneswahrnehmungen anzusprechen, beschäftigen die Automobilhersteller in ihren Forschungs- und Innovationszentren Haptiker. Mitarbeiter, die ein Auto quasi auch tastbar, riechbar oder hörbar machen. Zuständig also für Form und Farbe, Glanz und Oberflächenstruktur, für Oberflächentemperatur und Oberflächenhärte. Also Eigenschaften der Oberfläche, die durch die Sinne des Menschen wahrgenommen werden.
Oberflächensystematik
Welche Möglichkeiten bestehen heute für die Gestaltung und Behandlung der Oberflächen von Holz und Holzwerkstoffen?
Rohe Flächen. Nach dem Hobeln Schleifen und Strukturieren, Bleichen oder Räuchern kann die Oberfläche roh bleiben. Rohe Holzoberflächen sind angenehm anzufühlen, haben aber sehr eingeschränkte Gebrauchseigenschaften. Starke Verschmutzung, wenig Beständigkeit gegen Chemikalien und wenig mechanische Beständigkeit gegen z. B. Kratzen sind die Folge.
Flüssige Beschichtungen. Die Oberflächen können mit natürlichen Materialien wie Öl, Wachs und mit transparenten oder farbigen Lacken beschichtet werden. Diese Behandlung von Oberflächen wird seit langem eingesetzt. Sie hat aber besonders in den letzten Jahren durch Neuentwicklungen die Möglichkeit neuer Effekte gebracht und zu verbesserten Eigenschaften der Oberfläche geführt. Besonders zu erwähnen ist hier der Einsatz von Nanopartikeln. Je nach Art der Nanopartikel wird der Effekt »easy to clean«, oder eine deutliche Verbesserung der Kratzbeständigkeit oder eine antibakterielle Oberfläche erzielt.
Pulverlacke. MDF kann seit kurzem auch mit Pulverlacken beschichtet werden. Nach langen Jahren der Entwicklung ist der Prozess zur Pulverbeschichtung von MDF nun serienreif. Die Pulverbeschichtung von MDF scheint sich in diesem Jahr am Markt durchzusetzen. Die ersten Betriebe laufen bereits erfolgreich. Weitere zwei bis drei Betriebe werden noch in diesem Jahr in Produktion gehen. Die bestehenden und entstehenden Betriebe sind Lohnlackierbetriebe, die sowohl Großabnehmer wie auch Kleinabnehmer bedienen.
Direkt bedruckte Flächen. An Bedeutung gewinnt wieder die Beschichtung durch Drucken. Der Direktdruck oder Maserdruck wird zunehmend zur Beschichtung von Fußböden eingesetzt. Aber auch Möbelteile werden sehr kostengünstig und optisch ansprechend mit dieser Technologie beschichtet. Fehlende Poren im Trägermaterial werden erhaben auflackiert und erscheinen für das Auge täuschend echt.
Digitaldruck. In diesen Tagen wird sehr intensiv am Digitaldruck gearbeitet. Schon in wenigen Monaten wird der Hochgeschwindigkeitsdigitaldruck auf Holz und Holzwerkstoffen in die Industriebetriebe einziehen. Diese Technologie schafft völlig neue Möglichkeiten hinsichtlich Innovation und individueller Gestaltung. Digitale Grafiken oder Bilder können für jedes Werkstück aufbereitet werden. So lassen sich einzelne Möbel, Wandverkleidungen, Decken und Fußböden für jeden Kunden und jeden Raum neu gestalten.
Bedruckte melamingetränkte Papiere. Jährlich werden etliche Millionen Quadratmeter von Spanplatten mit melamingetränkten Dekorpapieren beschichtet. Die Gebrauchseigenschaften lassen sich über die Anzahl an Under- und Overlays verschiedenen Einsatzbedingungen anpassen. Zusätzlich können beim Verpressen zum Verbessern der Optik und der Haptik Poren in die Oberfläche geprägt werden, auch synchron zum Druckbild.
Folienbeschichtung. Eine weitere Möglichkeit ist das Beschichten mit Folien. Mit dieser Technologie werden heute durch eine intensive Entwicklung, sehr preisgünstige und einfache, aber auch hochwertige Produkte in einem sicheren Prozess hergestellt. Folien können auch auf dreidimensionale Werkstücke wie profilierte Möbelfronten aufgebracht werden. Besonders ansprechend sind Werkstücke, die mit einer hochglänzenden Folie dreidimensional beschichtet sind. Die Beschichtung mit hochglänzenden Folien ist sehr anspruchsvoll und erfordert größte Sorgfalt hinsichtlich Trägermaterialvorbereitung, Kleberauftrag und Staubfreiheit.
So breit wie das Spektrum der möglichen Technologien ist, so breit ist auch das Angebot an Geräten, Maschinen und Anlagen zur Gestaltung und Verbesserung der Holzoberfläche. Die Herstellung eines Holzproduktes beginnt mit der Auswahl des Trägermaterials. Ob Massivholz, Furnier oder Holzwerkstoff. Nur eine gründliche Auswahl und Vorbereitung führt zu einer ansprechenden Oberfläche. Ihr folgen Arbeitsschritte wie Hobeln, Fräsen, Schleifen, Beschichten, Polieren und je nach Anspruch an Optik, Haptik und Beständigkeit, viele andere.
Prof. Maximilian Ober, FH Rosenheim
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