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Die neue Ordnung

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Die neue Ordnung

In dieser Ausgabe beginnen wir mit einer neuen »Tipp«-Serie: Schreinermeisterin Doris Paulus verrät ihren Kollegen, wie sie ihr Lager optimieren und dadurch viel Geld und (Such-)Zeit sparen. Dabei kann die Diplom-Ingenieurin auf umfangreiche Erfahrungen in vielen Betrieben zurückgreifen, die sie erfolgreich beraten hat.

Frau Paulus, was hat Sie als praktizierende Schreinerin und langjährige Handwerks-Unternehmerin dazu gebracht, sich so intensiv mit dem Thema Lager zu beschäftigen?

Nach der Übernahme des Betriebs sind meine Mitarbeiter und ich wie kopflose Hühner durcheinander gelaufen und haben endlos viele Geldscheine mit Suchzeiten »verbrannt«. Als ich bereits nach drei Monaten unter körperlichen Stressschäden litt, beschloss ich, alles, was nicht zu meinem Job als Chefin gehörte, so zu standardisieren, dass ich es fehlerfrei delegieren konnte. Die Rettung war die Strukturierung des Lagers, die mir persönlich ca. 30 Prozent mehr freie Zeit geschenkt hat. Damals habe ich in meiner Werkstatt eine Halbtagskraft im Büro und acht Mann geführt.
Inzwischen arbeiten Sie ausschließlich als Beraterin und kennen zahlreiche Schreinereien und ihre Lagerhaltung. Wo liegt in der Regel der Hund begraben?
Wenn Sie ein »ordentliches« Lager sehen, ist das das Ergebnis von klaren Spielregeln und Systematik, die unsichtbar im Hintergrund wirken. In den Betrieben, die ich besuche, gibt es in der Regel weder das eine noch das andere, und das übrigens völlig unabhängig von der Firmengröße.
Lohnt es sich für den Schreiner überhaupt, in den Bereich Lager und Lagerhaltung zu investieren – gedanklich, personell, organisatorisch?
Gedanklich lohnt schon einfach die Vorstellung, dass pro Mann im Schnitt bis zu 15 Prozent der Arbeitszeit Suchzeiten sind, wie auch Stefan Tomann in dds 9/05 (S.28/29) berichtet hat. Das sind pro Mann und Tag rund 50 Euro, und diesen 50-Euro-Schein stellen Sie sich jetzt bitte in Ihrer linken Hand brennend vor! Wenn Sie fünf Mitarbeiter haben, brennen halt fünf Scheine. Das tut richtig weh. Damit weiß ich, was in 214 Arbeitstagen im Jahr in meiner Werkstatt pro Mann an Geld verbrannt wird, nämlich rund 11000 Euro. An diesem verbrannten Geld habe ich leider bereits einige Betriebe zugrunde gehen sehen. Wenn dann – als »Abfallprodukt« der neuen Lager-Organisation – auch noch der Chef oder Arbeitsvorbereiter zeitlich entlastet wird, dann stellt sich die Frage, ob sich das lohnt, überhaupt nicht mehr.
Wo setzt man an? Kriegt man das große Thema Lager »so nebenher« überhaupt auf die Reihe?
Zugegeben: So ganz nebenher geht das nicht. Das ist wie beim Einarbeiten an einer neuen Maschine. Wenn ich in einem Betrieb mit einem Paulus-Lager-Projekt einsteige, muss anfangs immer zusätzlich Zeit für das Projekt aufgebracht werden. Das zahlt sich aber hinterher in wesentlich kürzeren Arbeitszeiten im Büro und in der Werkstatt aus, weil die als Vorbereitung vorweg geleistete Arbeitszeit im Tagesgeschäft komplett entfällt.
Wie sorgen Sie dafür, dass die Ordnung erhalten bleibt?
Das ist das Einfachste und gleichzeitig das Schwierigste: Man muss so beschriften, dass die Ordnung auch bei Änderungen im Lager einfach aufrechterhalten werden kann. Aber mit der Serienbrief-Funktion, die ich in den Betrieben überall vorfinde ist das kein großes Problem.
Frau Paulus, Sie arbeiten mittlerweile »hauptamtlich« als Beraterin. Welche Leistungen bieten Sie dem Handwerksunternehmer im Bereich Lager an?
Ich begleite die Unternehmer, indem ich sie im Betrieb vor Ort berate. Das heißt, dass ich mit ihnen und den wichtigen Mitarbeitern gemeinsam alle Regeln erarbeite und Strukturen neu festlege. Dann wird das Lager im Grundriss neu geplant und in einem sehr staubigen Clean-up-Projekt alles neu angeordnet. Konkret leite ich die Besprechungen in der Vorbereitung, und ich leite und steuere das Clean-up-Projekt in der Werkstatt. Wenn ich den Betrieb wieder verlasse, haben die Inhaber keinen 200-Seiten-Beratungsbericht für die Schublade, sondern ein praktisch fertig neu strukturiertes Lager mit der Selbstverpflichtung aller Beteiligten, sich an die neue Ordnung zu halten. HWW
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