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Die kleinen Großen

Technik
Die kleinen Großen

Willi Brokbals und Rudolf Porzelt von der Meisterschule Ebern nahmen die Formatkreissäge SC 4 WS von Holzkraft unter die Lupe. Sie wollten wissen, ob diese kleine Große, die in der Grundausstattung keine 5000 Euro kostet, ihr Geld wert ist. Darüber hinaus stellen sie weitere Einsteigermodelle in einer dds-Marktübersicht vor.

Eingeschweißt in Folie steht die Kreissäge auf dem Lkw. Wir fahren sie mit einem Hubwagen an ihren Bestimmungsort in der Werkstatt der Meisterschule Ebern und packen sie aus: Grundfarbe ist Cremeweiß, Blau setzt punktuell Akzente. Der Besäumwagen ist bereits montiert. Der erste Eindruck macht Lust auf mehr und verspricht viel Kreissäge für wenig Geld.

Aufbau. Die Tischverbreiterungen rechts und hinten sowie der Arm für die Spänehaube (Sonderzubehör) sind schnell angeschraubt. Mehr Geduld erfordert die Montage der Rundstahl-Führung für den Parallelanschlag. Für genaue, parallele Schnitte richten wir sie präzise aus. Nachdem auch der Winkelanschlag auf den Teleskoparm aufgesetzt und mit dem Besäumwagen verbunden ist, bauen wir ein Sägeblatt und den Spaltkeil ein, prüfen alle Skalen auf Maßgenauigkeit und justieren sie nach. Schließlich entfetten wir die Oberflächen und schließen die Säge an die Absaugung an, Hauptanschluss mit [ 120 mm und die der Schutzhaube [ 80 mm. Vor dem Anschluss an eine 400-V-Steckdose sollte der Monteur oder eine Elektrofachkraft die Drehrichtung kontrollieren und ggf. zwei Phasen vertauschen.
Parallelanschlag. Das 1000 mm lange Führungslineal aus Aluminium bietet an der hohen Seite 90 mm und in der umge- legten Position 8 mm Anlagehöhe. Beim Verschieben am gusseisernen Arm wird das Lineal von einer, in einer T-Nut gleitenden Stahlschiene geführt. Mit dem großen, gut zu greifenden Kunststoffhebel lässt sich das Lineal in jeder Position sicher und schnell mittels Exzenter klemmen. Sehr angenehm: Der Exzenterhebel klemmt in zwei für den Bediener gut erreichbaren Endpositionen.
Auch der gusseiserne Arm wird mit einem Exzenter an der Rundstahl-Führung fixiert. Dieser drückt nicht direkt auf die Führung, sondern auf ein etwa ein Millimeter dickes Federstahlblech, das lediglich die Klemmkraft und nicht die Reibung des Exzenters überträgt. Das schont die Führung. Der Kugelgriff des Exzenters liegt gut in der Hand.
Eine Kunststoffrolle im Arm und ein kleiner Kunststoffgleiter in der Führungsschiene reduzieren die Reibung. Bei unserer Maschine war die Kunststoffrolle nicht korrekt montiert und lief nicht auf den dafür vorgesehen Übergangsteg zwischen Gusstisch und Tischverbreiterung. Durch Drehen der Kunststoffrolle konnte der nahtlose Lauf des Anschlages wiederhergestellt werden.
Maße lassen sich auch ohne Lupe an der kontraststarken Skala – schwarze Striche auf weißem Grund – gut einstellen (Bild 1). In jeweils 100 mm-Abstand erleichtern rote Zahlen das Ablesen. Der einfache Feineinstellungsmechanismus für den Parallelanschlag überzeugte uns: Ein Handrad mit einem Durchmesser von satten 80 mm lässt sich mit leichtem Druck absenken. Dabei greift ein Zahnrad in eine Zahnstange. Durch Drehen des Handrades lässt sich der Anschlag feinfühlig einstellen (Bild 2 und 3). Nimmt man die Hand vom Einstellrad, hebt es eine Feder wieder an.
Winkelanschlag. Zum Montieren des Stahlrahmens für den Winkelanschlag schwenkt man den magnetisch in seiner Parkposition fixierten Teleskoparm etwa einen Meter aus und steckt das fest mit dem Rahmen verbundene Stützrohr ein. Auf der anderen Seite fixiert eine Stahlschiene mit zwei Sternschrauben den Rahmen in der seitlichen Nut des Besäumwagens. Solange die Schrauben nicht fest angezogen sind, lässt sich der Rahmen entlang der Nut leicht verschieben. Der Rahmen ist mit 28 kg recht schwer und mit seinem 400 mm langen Stützrohr auch sperrig.
Schwarz auf Weiß
Das 1980 mm lange Anschlaglineal verfügt über zwei Klappanschläge und lässt sich über einen Teleskopmechanismus auf 3500 mm verlängern. Die Klappanschläge kommen ohne Lupe und Feineinstellung aus. Auch hier bewährt sich, wie schon beim Parallelanschlag die kontrastreiche Skala. Für auf Gehrung geschnittene Leistenenden fehlt den Anschlagklappen eine Nase, die in die Nut des Anschlaglineals greift: ein Änderungswunsch für zukünftige Modelle.
Am rechten Ende des Anschlaglineals ist ein zerspanbarer Kunststoffeinsatz aufgesteckt, der nach dem Lösen einer Inbusschraube ausgewechselt werden kann. Hier lassen sich auch selbst hergestellte Holzeinsätze anbringen. Das Anschlaglineal ist abnehmbar und lässt sich an der vorderen und hinteren Längsseite des Winkelrahmens montieren (Bild 4). Zwei Sternschrauben müssen leider ganz herausgedreht werden: Die linke ist gut zu greifen, die rechte hat nur 30 mm Durchmesser und ist mit 15 mm Abstand sehr dicht am Sägewagen.
Durch Verdrehen einer Exzenterbuchse, in der der rechte Steckbolzen des Anschlags gelagert ist, lässt sich der Winkel feinfühlig korrigieren.
Gehrungen in 5°-Schritten
Am Anschlaglineal lassen sich auch Gehrungen sägen. Dazu wird der lose, linke Steckbolzen verschoben und zwischen zwei Rechteck-Stahlrohren geführt. Der rechte Steckbolzen bleibt in seiner Position und dient als Drehpunkt. Feste Rastpunkte in 5°-Schritten sowie ein Punkt bei 22,5 Grad erleichtern das Einstellen (Bild 5).
Sägewagen. Der 2600 mm lange und 290 mm breite Sägewagen aus verwindungssteifem Hohlkammerprofil ermöglicht eine Schnittlänge von fast 3 m. Er gleitet mit der als Kugelkontaktsystem bezeichneten Baueinheit auf Stahlkugeln auch unter Belastung sehr leicht in V-Führungen des Sägewagens und der Sägewagen-Auflage. Das Einlaufen der Kugeln in die Führungsprofile aus Aluminium wird durch aufgeklebte und an den Enden geschraubte Stahllaufbänder wirkungsvoll verhindert. Reinigungsbürsten, die das Verschmutzen der Lauffläche verhindern, werden laut Hersteller nicht benötigt, da die minimalen Berührungspunkte zwischen Kugel und Stahlschienen das System staub- und schmutzunempfindlich machen.
In die 16 mm breite Tischnut auf der Oberseite des Sägewagens können 30 mm breite und 11 mm dicke Nutensteine eingeschoben werden, um ergänzende Vorrichtungen oder Spannelemente zu befestigen. Mitgeliefert werden ein Klemmschuh (Bild 6) und ein Exzenterspanner (Bild 7), die ebenfalls in der Nut gehalten werden. Der Klemmschuh hat 75 mm Abstand zum Sägeblatt. Das macht das Besäumen schmaler Werkstücke oder das Sägen schmaler Leisten unmöglich. Auch die Befestigung des Klemmschuhs mit dem angebauten Klemmhebel ist nicht glücklich gelöst: Beim Drehen des Klemmhebels schlägt dieser an das schräg aufsteigende Halteblech des Klemmschuhs. Beide Punkte sollten nachgebessert werden.
Hilfreicher Werkstückspanner
Eine echte Bereicherung ist der Exzenterspanner (Bild 7). Der Fuß mit einem 250 mm langen senkrecht stehenden Rundstahl wird in die Sägewagen-Nut geschoben und durch Drehen des Rundstahls geklemmt. Ein 160 mm langer Auslegerarm mit einer runden Druckplatte ist auf dem Rundstahl in der Höhe verschiebbar angebracht. Die Druckplatte wird bis auf das zu spannende Teil abgesenkt, der Ausleger wird geklemmt und die Druckplatte mit einem Exzenterhebel gegen das Werkstück gedrückt. Der Sägewagen lässt sich durch Anheben eines Aluminiumhebels am Anfang und am Ende des Wagens blockieren.
Antriebe. Drei Keilriemen übertragen die Leistung des 4-kW-Motors auf die Sägewelle und ein 2-kW-Motor sorgt mit einem Flachriemen für den nötigen Durchzug der Vorritzsäge. Die Drehzahlen der Ritzsäge (9000 min-1) und der Säge (4000 min-1) sind nicht verstellbar.
Die Sägeeinheit lässt sich mit einer Kurbel bis 45° neigen. Eine mechanische Digitalanzeige zeigt mit großen, gut lesbaren Zahlen Zehntelmillimeter genau die Einstellung. Alle nach dem Sägen kontrollierten Winkel hatten exakt den jeweils eingestellten Wert.
Sägeblattwechsel. Zum Sägeblattwechsel wird der Wagen ganz nach vorn geschoben. Ist der Winkelanschlag montiert, muss man über den ausgefahrenen Teleskoparm steigen. Die untere Werkzeugverdeckung wird mit einem kleinen Drehwinkel entriegelt und vorgeklappt. Ein Endschalter, gut geschützt unter der Werkzeugverdeckung angebracht, verhindert das Anlaufen der Säge, wenn versehentlich der Ein-Taster betätigt wird. Es fehlt eine bequem erreichbare Ablage für das Bordwerkzeug.
Für jede Schnittbreite
Das Vorritzaggregat arbeitet mit einem konischen Werkzeug, bei dem die Breite durch die eingestellte Höhe der Ritzsäge festgelegt wird: Je größer die Schnitttiefe der Ritzsäge, um so breiter wird die Schnittfuge. Mit einem Sterngriff ist die Höhe einfach zu verstellen, doch lässt sich das Maß nicht speichern. So muss nach jedem Absenken des Vorritzers die genaue Höhe neu gefunden werden. Optional ist deshalb ein Sägeblattset mit Kreissägeblatt (Schnittbreite 3,2 mm) und Vorritzsägeblatt (Schnittbreite 3,3 mm) erhältlich. Die Flucht der Vorritzsäge zur Hauptsäge lässt sich feinfühlig einstellen. Kennzeichnungen der Drehrichtungen an den Schrauben für horizontales und vertikales Verstellen und die Angabe des Verstellwegs pro Umdrehung würden das Einstellen erleichtern.
Sicherheit. Die an die Absaugung angeschlossene Werkzeugverdeckung ist an einem Ausleger und damit getrennt vom Spaltkeil angebracht. Die Höhenverstellung ist so einfach wie pfiffig: Ein mit dem Daumen zu betätigendes Federstahlblech rastet beim Loslassen in Kerben eines Rundstahls ein und hält die Schutzhaube sicher in jeder Position.
Die durchsichtige Schutzhaube ermöglicht guten Blick auf die Schnittstelle. Für Arbeiten mit geschwenktem Sägeblatt lässt sich die rechte Haubenhälfte mit wenigen Handgriffen gegen eine breitere austauschen (Bild 8).
Wohin mit der Haube?
Der an der hinteren Sägetischkante und der Tischverbreiterung befestigte Ausleger ist etwa auf halber Länge geteilt und wird hier mit einem Drehgelenk und einer Schlüsselschraube zusammengehalten (Bild 9). Mit zwei Madenschrauben lässt er sich an dieser Stelle auch so einrichten, dass die Schutzhaube parallel zum Sägeblatt steht. Die Maschine ist ursprünglich für das Arbeiten mit einer am Spaltkeil befestigten Schutzhaube konstruiert. Spätestens beim Nuten und Fälzen oder beim Auftrennen von Kofferrahmen und Zargen, die höher als 110 mm sind, stört die Schutzhaube. Zum Wegschwenken der Haube muss die Verbindungsschraube am Ausleger demontiert werden, was sehr aufwändig ist, da zuerst eine Sicherungsmutter abgedreht und dann die 40 mm lange Schraube herausgedreht werden muss. Der Hersteller sagt uns eine konstruktive Änderung zu und ist bereit, ausgelieferte Maschinen kostenlos nachzurüsten.
Im Einsatz bewährt
Die Durchzugkraft des Motors zeigte sich bei Längsschnitten durch eine 55 mm dicke Buchenbohle. Der Sägewagen ließ sich mühelos zügig vorschieben. Die Schnittleistung überzeugte ebenso wie das Schnittergebnis. Der beim Besäumen gemessene Schalldruckpegel lag im Leerlauf bei 88 dB(A) und während des Sägens bei 97 dB(A). Auch beim Querschneiden machte die Säge eine gute Figur: ruhiger Lauf, saubere Schnittflächen und korrekte Maße.
Da sich die Schutzhaube nicht beiseiteschieben lässt, ist die Sägeblatthöhe schwierig einzustellen. Das Handrad mit mitlaufendem Kurbelgriff und zwei Millimetern Verstellhöhe pro Umdrehung ist akzeptabel. Es befindet sich im rechten Teil des Maschinenständers etwa 300 mm unterhalb des Tisches, sodass man sich zum Einstellen über den Sägewagen beugen muss. Ein etwas unangenehmes Gefühl, da sich ein Teil des Körpers in der Sägeflucht befindet.
Zum Sägen von KF-Platten wurde der als Sonderzubehör erhältliche Vorritzer eingesetzt: auch hier wieder mit sehr guten Ergebnissen. Vor allem bei kleinen bis mittelgroßen Werkstücken arbeitet die Ritzsäge sehr zuverlässig. Liegen Späne unter dem Werkstück oder liegt dieses nicht plan auf, was bei langen Plattenstreifen oft vorkommt, passt die Schnittfugenbreite des Vorritzers nicht mehr zu der der Hauptsäge. Die Zähne greifen dann nicht mit der vollen vorgesehenen Tiefe und da die Zähne zum Durchmesser hin schmaler werden, entsteht eine Schnittfuge, die schmaler ist als die der Hauptsäge. Es entstehen Ausrisse an der Werkstückunterseite. Der Vorritzer lässt sich auch einsetzen, wenn das Sägeaggregat geschwenkt ist. Doch dann arbeitet er nicht mehr optimal, da die linke Zahnflanke höher steht als die rechte.
Alles in allem ist die SC 4 WS eine echte Alternative zu den sogenannten Profimaschinen – das Preis-Leistungsverhältnis passt. Willi Brokbals
Rudolf Porzelt
»Der Schlitten läuft leicht und lässt sich nicht aus der Spur bringen. Es fehlt eine Bordwerkzeugablage.«
Willi Brokbals
»Eine vollwertige Formatsäge für nur 4700 Euro! Leider ließ sich die Schutzhaube noch nicht wegschwenken.«
Rudolf Porzelt

Service Einsteigermaschinen
In der dreiteiligen Serie »Die kleinen Großen« stellt dds preiswerte Tischlereimaschinen vor. Teil 1 Formatkreissägen, 2 Abricht/Dickenhobel, 3 Tischfräsen.
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