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Der Mann für den guten Ton

Technik
Der Mann für den guten Ton

Die Firma Akustik Plus in Wächtersbach hat sich auf die Herstellung von Akustikplatten spezialisiert. Das können die Hessen so gut, dass sogar Egger sein Akustikprogramm dort produzieren lässt. dds hat das Unternehmen besucht.

Adrian Eichhorn verdient sein Geld damit, dass er Löcher in Platten bohrt. Viele Löcher. Seit Jahren tüftelt und experimentiert er, variiert Anzahl, Abstände und Anordnung der Löcher, Plattenaufbauten, Vliesmaterialien, Klebeverfahren, Bohrtechnik u.a.m., um ein optimales Ergebnis zu erzielen, nämlich eine möglichst hohe akustische Wirksamkeit.

Adrian Eichhorn ist Schreinermeister und Inhaber des Unternehmens Akustik Plus sowie der Eichhorn Holzwerkstätte. In den beiden Betrieben zusammen arbeiten 75 Menschen, davon rund 60 in der Fertigung. Vor rund zehn Jahren hat sich Eichhorn erstmals mit dem Thema Akustikwerkstoffe beschäftigt. Zunächst produzierte er im Auftrag eines Kunden, der jedoch nach kurzer Zeit in die Insolvenz ging. Doch Eichhorn hatte Blut geleckt und blieb am Thema dran. Viele Hersteller stanzten damals noch die Löcher in die fertig beschichteten Platten, was einige Nachteile mit sich brachte. Eichhorn hatte die Idee, Schichtstoff und Träger getrennt zu bohren bzw. perforieren und erst dann zu verheiraten. Das bringt eine größere Flexibilität und ermöglicht den Aufbau eines Baukastensystems, um die Werkstoffe den jeweiligen technischen und gestalterischen Anforderungen anzupassen. Problematisch war allerdings, dass durch die Vielzahl der Löcher in der Spanplatte mehr Formaldehyd emittiert als zugelassen. Mit üblichen E1-Platten war das nicht zu machen. Auf diesem Weg kam Eichhorn mit Egger ins Geschäft. Der Holzwerkstoffhersteller lieferte ihm Platten (»Eurospan JP F0,3«), die nur etwa ein Drittel soviel Formaldehyd emittieren wie ein E1-Werkstoff. Damit begann vor gut fünf Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Holzwerkstoffhersteller und Akustikspezialist. Heute fertigt Eichhorn neben seinen eigenen Aufträgen für den Objektbereich und die Industrie das komplette Akustikprogramm von Egger.
Vertrieb über den Handel
Tischler und Schreiner können bei den Leithändlern von Egger ab Lager Akustikplatten in zehn verschiedenen Schichtstoffoberflächen bekommen sowie eine lackierfähig beschichtete Platte. Zur Wahl stehen die Ausführungen »Finest« (0,5 mm-Löcher im Abstand von 1,8 mm) und »Classic« (1-mm-Löcher im Abstand von 3 mm).
Darüber hinaus bietet Akustik Plus über den Egger-Leithandel individuelle Lösungen, z. B. fertig konfektionierte Bauteile oder auftragsbezogene Perforierungen, an. Neben Spanplatten stehen MDF- und Leichtbauplatten als Trägermaterialien zur Verfügung. Brandschutzanforderungen können durch den Einsatz entsprechender Plattenmaterialien wie z. B. Blähglas oder »a+proofire« erfüllt werden. Bei der Dekorauswahl für CPL- und Melaminharzplatten kann auf die komplette »Zoom«-Kollektion von Egger zugegriffen werden. Eine Stärke von Eichhorn sind furnierte und lackierte Flächen. Eine eigene Lackierstraße mit Spritzautomat sorgt für die erforderliche Flexibilität.
Die anwendungstechnische Beratung für alle Produkte kommt von Akustik Plus, die Fakturierung und Lieferung erfolgt über den Holzhändler.
Von wegen einfach bohren …
Wer dachte, Akustikwerkstoffe seien einfach Platten mit Löchern, irrt sich: Es sind ausgeklügelte Konstruktionen, die auf den jeweiligen Anwendungsfall hin optimiert werden können und sollten. Adrian Eichhorn erläutert das an einem Beispiel: »Für die »ProAkustik Finest«-Möbelplatte wird der Schichtstoff bei einem unserer Zulieferer perforiert. Löcher bis 1 mm werden in der Regel gestanzt. Der verwendete Schichtstoff wird speziell für uns gefertigt: Er darf nicht zu dick sein, sonst kommen die Nadeln nicht durch. Individuelle Perforationen werden gebohrt. Auf unserem jüngsten Bearbeitungszentrum können wir mehrere Hundert Bohrspindeln einzeln ansteuern und so Muster, Schriftzüge oder organische Motive gestalten.
Die Trägerplatte, in der Regel mit 5-mm-Löchern im Abstand von 8 mm, wird im Durchlauf gebohrt. In einem 2,5-Sekundentakt bringen wir jeweils mehrere Lochreihen über die ganze Plattenbreite gleichzeitig ein. Auf einer Kurztaktpresse werden Träger, Akustikvlies und Schichtstoff schließlich verbunden. Auch die Auswahl des Vlieses ist eine Wissenschaft für sich, ebenso wie die Wahl des Klebstoffes, der das ganze Paket zusammenhält«.
Der Akustikmarkt wächst
Den Markt für Akustiklösungen sieht Adrian Eichhorn erst so richtig im Kommen: »Die Verbesserung der Akustik ist nicht nur bei Großobjekten wie Konzert- oder Vortragssälen ein Thema. Die zunehmende Verwendung schallharter Materialien wie Glas und Beton macht auch im Gewerbebau, in Hotels, Praxen, Schulen und besonders im Bürobereich akustische Maßnahmen erforderlich. Für aufgeschlossene Schreiner und Innenausbauer bietet sich hier ein weites Betätigungsfeld. Es wäre schön, wenn noch mehr Schreiner die Chance nutzten, sich mit Akustiklösungen aus Holzwerkstoffen gegenüber konkurrierenden Gewerken wie z. B. dem Trockenbau durchzusetzen.« HJG

Akustik Plus
Akustik Plus GmbH 63607 Wächtersbach Tel.: (06053) 61991-0, Fax: -55 www.akustik-plus.com
Die Produkte des Unternehmens sind über den Egger-Leithandel zu beziehen.
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