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CAD-gerecht

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CAD-gerecht

Mit modernen Aufmaßsystemen wie dem ProCollector von SL-Laser lassen sich komplizierte Geometrien einfach, schnell und präzise erfassen. dds begleitet Anwender Mirko Reich aus Gilching auf die Baustelle.

Mit den halbgewendelten Betontreppenrohlingen im Neubau einer Münchner Stadtvilla ist wohl einiges schiefgelaufen: Die Stufen sind offensichtlich mit Flex und Bohrhammer nachbearbeitet worden, der seitliche Abschluss zum Treppenauge ist krumm und schief. »Für ein konventionelles Aufmaß mit Meterstab oder Bandmaß bräuchte ich hier pro Stockwerk eineinhalb bis zwei Stunden, mit dem ProCollector vielleicht 35 oder 40 Minuten, sagt Holztechnik-Ingenieur Mirko Reich. Er soll die Treppen mit Tritt- und Setzstufen aus Eichenholz belegen. Seine Sechs-Mann-Schreinerei in Gilching bei München produziert jährlich etwa 50 Treppen. »Die Messtoleranz des Laser-Aufmaßsystems von ±1,5 mm kann ich manuell auf gar keinen Fall unterschreiten. So eine Treppe kann ich auf 5 mm genau messen, genauer geht’s nur mit speziellerer Technik.«

Heute testet Mirko Reich den ProCollector. Die Fäden bzw. die Laserstrahlen hält jedoch jedoch zunächst Helmut Lindler vom SL-Laser-Außendienst in der Hand. Mirko Reich assistiert und wird später eine Treppe ganz alleine aufmessen. Helmut Lindler mustert kurz die Baustelle und schildert die Messstrategie: »Das Gerät stellen wir auf die Treppe, etwa auf halbe Höhe. Wenn wir Glück haben, müssen wir es nicht mehr versetzen.« In wenigen Handgriffen sind Lasermesser sowie der dazugehörige Nivellierlaser auf der Treppe platziert. Der Nivellierlaser wirft auf einer waagerechten Ebene drei Punkte an die Wand. Geschickt lässt Helmut Lindler den roten Projektionspunkt des ProCollectors mit dem Stellrad über die Wände huschen, bis er die drei Punkte des Nivelliergerätes eingelesen hat. Damit ist das Gerät auf seinen Standort geeicht. Auf der Baustelle herrscht reger Betrieb, Elektriker und Trockenbauer arbeiten im Obergeschoss, Maurer im Keller. Jetzt heißt es sicherzustellen, dass niemand beim Passieren der Treppe das Stativ berührt.
Helmut Lindler wählt den Menüpunkt Treppenaufmaß. Aufgefordert von der Software misst er an den drei Wänden rechts der Lauflinie jeweils oben und unten einen Punkt knapp über den Stufen ein. Offensichtlich peilt er nicht die Eckpunkte des Objektes an, sondern willkürliche Punkte auf der Wandfläche. Helmut Lindler: »Unser Aufmaßsystem ermittelt die Lage von gedanklich unbegrenzten Flächen im Raum, auf denen sich Wandoberflächen, Estrich, Auf- oder Stoßtritte befinden, und berechnet daraus Schnittlinien und Schnittpunkte. Für eine waagerechte Fläche genügt ein Messpunkt an beliebiger Stelle auf dem Objekt, für eine senkrechte zwei und für eine geneigte drei.«
Links der Lauflinie fehlt die Wand zur Messpunktentnahme. Abhilfe schafft eine Wasserwaage, mit der Mirko Reich die Kontur des Treppenauges nach oben in den Erfassungsbereich des Lasers lotet. »So ein Treppenaufmaß lässt sich auch ohne Assistenten nehmen. Statt der Wasserwaage benutze ich einfach etwas Kreppband, um die zu erfassenden Flächen dem Laserprojektor zugänglich zu machen«, sagt Helmut Lindler. Das Treppenaufmaßprogramm fragt nach der Anzahl der Stufen. Mit dem Touchpen gibt Helmut Lindler ein: »18«. Für jede Stufe erzeugt die Software einen eigenen Layer mit jeweils einer anderen Linienfarbe und fordert den Bediener auf, für jede Stufe zwei Punkte an der Vorderkante sowie einen Punkt auf der Trittfläche einzulesen. Alle Stufenvorderkanten, die sich unterhalb des ProCollectors befinden, sind für den Projektor nicht zugänglich. Mirko Reich erweitert die Setzstufenflächen mit einer Styroporplatte in den Messbereich des Lasers. Die Rundung an der unteren Stufe erfassen die beiden mit mehreren Messpunkten. Sie erreichen recht flink alle Messpunkte, ohne das Messgerät umzusetzen. Für die oberen Stufen entfernt Mirko Reich vorübergehend einige Bretter des provisorischen Bautreppengeländers: »Beim konventionellen Aufmessen hätte ich wahrscheinlich das komplette Baugeländer entfernen und senkrechte Messleisten fixieren müssen.« Ein Umsetzen des Messgerätes ist über bis zu fünfzig Referenzpunkte im Raum, die vor und nach dem Versetzen eingelesen werden, zwar möglich, führt jedoch zu ungenaueren Messergebnissen. Das 3-D-CAD-Modell der EG-OG-Treppe ist fertig. Auch die OG-DG-Treppe erfassen die beiden gemeinsam. Das letzte Aufmaß nimmt Mirko Reich dann problemlos alleine.
Mirko Reich importiert die Aufmaßdateien in sein CAD-Programm und konstruiert die Treppen in den äußeren Grundriss und lässt dabei die gemessene Stufeneinteilung zunächst weitgehend außer Betracht. Erst am Schluss blendet er die Stufenaufmaß-Layer ein, um festzustellen, ob es Kollisionen mit dem Betonrohling gibt. Das Ergebnis: Die Stufen sind 2 bis 3 cm zu niedrig und drei Stufen sind etwa 2 cm zu breit. Der Bauherr lässt den Betonbauer die drei Stufen nachbearbeiten, verzichtet auf das Aufbetonieren und akzeptiert ein Ausfüllen der etwas groß geratenen Hohlräume mit Akustikschaum. Mirko Reich kauft den ProCollektor.
GM

Service Kontakt zum Hersteller
SL-Laser GmbH 83301 Traunreut Tel.: (08669) 8638-0, Fax: 7893556 www.sl-laser.com

Kompakt Das Aufmaßsystem von SL-Laser
Das Aufmaßsystem besteht aus dem »ProCollector« (Laserprojektor und -scanner), dem »ProCommander« (Handgerät), »Laser-Multipointer« (Nivellierlaser mit Stativ), Software (Windows CE), Batteriepack mit Ladegerät, Stativ und Koffer. Der ProCollector wird drahtlos über den ProCommander per Handrad gesteuert. Das Gerät speichert die Messdaten im DXF-Format auf SD-Karte. Die grafische Oberfläche lässt sich wie ein 3-D-CAD bedienen. Es lassen sich auch Konturverläufe entlang einer Linie zwischen zwei vorgegebenen Punkten einscannen. Außerdem kann das System z. B. als Montagehilfe CAD-Zeichnungen auf die Wand projizieren. Preis: 9900 Euro ohne MwSt.
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