Womit lässt sich eine schwere Koffertür an eine auf Gehrung gefertigte Säule anschlagen? Toni Schmid hat genau dafür ein Präzisionsscharnier entwickelt.

Toni Schmid, Irschenberg

Meine Schüler an der Meisterschule München und im Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Traunstein konstruierten immer wieder gerne ganz schlichte kubusförmige Stücke. Besonders angesagt waren auf Gehrung gefertigte Säulenschränke. Die stoßfreien Seiten ließen sich nutzen, um besonders edle Hölzer zu inszenieren. 2012 entwarf Meisterschüler Baltic Adabir eine solche Säule in Makassar mit einem schweren Koffertürpaar. Jede der beiden Türen ist ein Korpus vor dem eigentlichen Korpus. Ein verdecktes Band wäre ebenso wie ein normales Lappenband für das Gewicht und die dynamische Belastung nicht kräftig genug. Ein Stangenscharnier hätte nicht gut ausgesehen. Also entwickelte ich mal wieder einen Beschlag, und zwar ein Lappenband aus Edelstahl. Die 6 mm dicken Lappen bestehen aus quadratischen Rahmen, die wie eine Intarsie in den Korpus und die Koffertür einzulassen und durch Sacklöcher mit Feingewindeschrauben von innen zu befestigen sind. Damit sich die Türen noch justieren lassen, sind die einzulassenden Teile des Beschlags mit einem 1,5 mm breiten Falz abgesetzt. Die Lappen ragen um 0,75 mm aus der Fläche empor – Intarsie, Relief und Scharnier. Es wirkt kantig und ist besonders präzise zu fertigen. Ringe aus Messing oder Kunststoff verhindern ein Fressen des Materials. Klaus Eberhard in Bad Feilnbach hat die Scharniere gefertigt und sie ins Programm aufgenommen. Es gibt auch eine Variante für Glastüren.