CAD/CAM-Lösungen von Compass Software

Sein Unternehmen platzte aus allen Nähten. Das war für Jürgen Alber der Zeitpunkt, um seine Prozesse zu optimieren. In enger Partnerschaft mit Compass Software wurde so das netzwerkübergreifende Prokon-System für die Produktionssteuerung und -kontrolle entwickelt.

Milena Schäfer und Diana Michalczyk, Compass

Seit fast 30 Jahren nutzt der süddeutsche Treppenbaubetrieb Alber Treppensysteme GmbH die CAD/CAM-Lösungen von Compass Software. Anfangs wurde bei Alber noch per Hand und mithilfe von 1:1-Schablonen, die schon aus der Software auf Plottern ausgedruckt wurden, gearbeitet. 1995 kam dann die erste Vier-Achs-CNC-Maschine von SCM dazu. Seitdem ist der Familienbetrieb, der heute in der zweiten Generation geführt wird, enorm gewachsen. In den letzten 15 Jahren hat sich die Produktion nahezu verzehnfacht.

Zwei weitere Fünf-Achs-CNC-Maschinen von Homag wurden implementiert. Alber bekam immer mehr Anfragen und der Lagerraum wurde zu klein. Zwei Mitarbeiter arbeiteten zu dieser Zeit ausschließlich hier und waren für Organisation und Zuschnitt der Platten zuständig. Aufträge haben sie einzeln nacheinander abgearbeitet. Unter steigendem Zeitdruck ließ sich diese Produktionsweise immer schwieriger händeln. Alber nahm zwar kleine Optimierungsversuche vor, jedoch fehlte dem Treppenbaubetrieb ein effizientes Konzept.

Jürgen Alber erinnert sich: »Wir haben uns damals verschiedene Plattenlager bei Kollegen angeschaut. Unter anderem auch bei Meister Treppentechnik, bei dem wir auch Stufen zukaufen – und der ebenfalls ein Compass Software-Kunde ist. Am Ende sind wir auf das Lagersystem der Firma Barbaric aufmerksam geworden. Barbaric bietet Lager an, die im zweiten Geschoss der Werkstatt gebaut werden können.« Mit solch einem Lager würde Alber den vorhandenen Raum doppelt nutzen können und müsste kein zusätzliches Gebäude errichten.

Zudem wollte Jürgen Alber alle Prozessabläufe in seiner Werkstatt optimieren. Eine automatische Beschickung der Maschinen und eine Digitalisierung des Fertigungsablaufs waren ihm wichtig. Daher wandte Alber sich an Compass Software. Auf der Ligna 2019 wurde der Plan für eine Partnerschaft mit Barbaric, SCM und Compass Software besiegelt.

Lager und Fertigung optimieren

Die große Erfahrung im Treppenbau sprach ebenfalls für Compass. Alber äußerte seine Bedürfnisse und Compass erarbeitete die bestmögliche Umsetzung. Die Softwarefirma begleitete den Treppenbauer dabei intensiv als beratender Partner. Alle Installationen und Entwicklungen wurden bei Alber im laufenden Betrieb implementiert. Es kam zu keinem Stillstand.

So entstand auch das Lager im Obergeschoss. Die Platten werden von einem Kran automatisch aus dem Lager auf eine Etikettierstation befördert und dort mannlos mit Barcodes versehen. Das System berechnet, welche Stellen nach dem Nesting stehen bleiben, sodass die Etiketten nicht abgefräst werden. Dank des Compass-Moduls »Plattenoptimierung 2.0« werden die Platten bestmöglich mit Teilen belegt. Ein Kran lädt sie dann auf die neue SCM-Nesting-Maschine mit automatischen Saugern.

Nach der Bearbeitung fördert das System die Platten weiter: entweder zur Abnahme für fertige Teile, auf Pufferstationen oder zur CNC-Maschine für die Endbearbeitung. Der Clou dabei ist: Prokon steuert den gesamten Prozess. Alber und sein Team behält jederzeit den Überblick und die Kontrolle. Projekte müssen nun nicht mehr einzeln hintereinander abgearbeitet werden, sondern es wird die effizienteste Arbeitsweise gewählt.

Alle Elemente jederzeit im Blick

Durch Prokon und Barcodes sind die Einzelteile immer auffindbar. Beschädigte oder defekte Teile markiert ein Mitarbeiter per Barcode und speist diese erneut in das System für eine Reparatur oder Neuerstellung ein. Auch bei der Kommissionierung hilft das enorm. Wenn ein Teil bei der Montage fehlt, ist das eine Katastrophe. Bei Alber kommt das kaum noch vor. Allgemein wurden Fehler um 2/3 reduziert. Und das Nesting bringt bei einigen Materialien eine zusätzliche Materialersparnis von bis zu 25 Prozent.

Franco Jengo ist Produktionsleiter bei Alber. Er berichtet: »Es liegen Welten zwischen der alten und neuen Arbeitsweise. Mit Prokon sehen wir sofort, welche Bearbeitungsschritte die Teile noch durchlaufen müssen. Alles ist übersichtlich auf dem Monitor zu sehen. Man braucht nicht dauernd andere zu fragen, was Sache ist..« Jürgen Alber bestätigt: »Der gesamte Informationsfluss ist optimiert.

Man muss keine Akten suchen. Früher hatten einzelne Personen immer nur Teilinformationen zu jedem Projekt. Alles war auf Papier gedruckt. Da geht schon mal schnell etwas verloren oder gerät durcheinander. Jetzt sind alle Informationen digital verfügbar.«

Stets die Mitarbeiter mitnehmen

Seit der Einführung von Prokon ist Alber Treppen von ca. 40 auf 50 Mitarbeiter gewachsen. Viele haben nun andere Aufgaben und können effizienter eingesetzt werden. Jürgen Alber betont, wie wichtig Kommunikation und Schulungen bei einer so großen Veränderung sind: »Natürlich gab es auch Ängste und Unsicherheiten.

Ein Mitarbeiter bekommt auf einmal mit, dass es seinen Arbeitsplatz bald nicht mehr geben wird. Da ist es wichtig, sofort transparent zu sein und zu erklären, warum die Arbeitsweise geändert wird und was die neuen Aufgaben des Mitarbeiters sein werden. Man muss den Leuten die Angst nehmen und sie involvieren. Dann nehmen sie das neue System auch an und haben Spaß beim Arbeiten.«

Als nächstes möchte Jürgen Alber die Arbeitsvorbereitung optimieren. Er ist überzeugt, dass man sich nicht auf dem Erfolg ausruhen darf: »In unserer Branche muss man am Ball bleiben. Das wichtigste Thema wird die Prozessorganisation und -optimierung sein. Nur so können wir den Produktionsstandard in Deutschland halten und trotz hoher Löhne mit dem Wettbewerb aus dem Rest der Welt mithalten.«