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Steht nicht auf dem Boden

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Steht nicht auf dem Boden

Das Objekt steht nicht auf dem Boden, sondern hängt im Raum, wirkt wie ein Innenausbau, ein Möbelstück. Es handelt sich zwar um eine Treppe, sieht aber nicht so aus, es löst sich von dem, was wir uns unter einer Treppe vorstellen. Teil 3 der dds-Serie »Intelligente Treppen für Wohnhäuser« von Johannes Kottjé.

Ein typisches Aachener Hinterhaus aus der Gründerzeit: Wo sich früher die Backstube einer Bäckerei befand, sollte nun eine loftartige Wohnung entstehen. Vor allem aufgrund der sehr dunklen Lichtverhältnisse schien dies zunächst kaum möglich: Nur über einen schachtartigen Innenhof ließen sich das Hinterhaus und der Verbindungsbau zum Vorderhaus mit Tageslicht versorgen. Für die Architekten galt es, Licht, Luft und Leichtigkeit in die trübseligen Räume einzubringen, um sie nach heutigen Vorstellungen bewohnbar zu machen.

Der Ziegelbau wurde komplett entkernt, die Hofseite des Hinterhauses auf gesamter Höhe von 5,40 Metern gleichsam aufgeschlitzt und mit einer durchgehenden, fest montierten Glasscheibe versehen. Der Zwischenbau erhielt im Erdgeschoss eine durchgängige Glasfassade, die aus Sichtschutzgründen allerdings teilweise mit Lamellen verschattet werden musste. Dank eines simplen weißen Anstrichs reflektiert zudem die Rückfassade des Vorderhauses nun zusätzlich Licht.
Ein konventioneller, neuer Ausbau der entkernten Backstube hätte objektiv wohl kaum die neu gewonnene Helligkeit beeinträchtigt, dem Innenraum jedoch wohl selbst bei den nun realisierten Raumhöhen von bis zu vier Metern wieder etwas als drückend Empfundenes gegeben. So wurde ein neuer Innenausbau entworfen, der einem überdimensionalen Treppenmöbel gleicht, das schlichtweg in den in seiner Gesamtheit belassenen Innenraum eingehängt zu sein scheint. Typisch für eine Loftwohnung, gibt es keine einzige Innenwand, lediglich die gegebene Zonierung der im Winkel zueinander angeordneten Bereiche in Hinterhaus und Zwischenbau wurde aufgenommen.
Als hätte man sie aus der Decke gezogen oder geklappt, findet sich im Eingangsbereich eine erste Treppe. Sie führt zur unteren Ebene des »Möbels« auf 2,80 Meter Geschosshöhe. Nach deren Erreichen fällt der Blick über einen galerieartig zum Wohnraum offenen und in diesen hineinkragenden Bereich Richtung Essplatz und Sitzgruppe.
Abgesehen von diesem galerieartigen Bereich, der unterseitig weiß gestrichen und oberseitig mit einer Glasbrüstung versehen ist, wurde die gesamte Treppenkonstruktion aus Birken-Multiplexplatten gefertigt. Als tragende Unterkonstruktion dienen kaltgewalzte Stahlträger.
Geradezu geht es von der kleinen Galerie über eine Holzfaltwerktreppe weiter auf die Schlafebene. Gibt sich die Faltwerktreppe im Lauf geschlossen, seitlich hingegen dank eines Glasscheibenbrüstungsgeländers optisch offen, so wurde dieses Prinzip bei der unteren Treppe umgedreht: Zwischen zwei völlig geschlossenen, unterseitig abgetrennten Seitenwänden, finden sich lediglich Trittstufen zwischen denen der Blickkontakt zwischen Wohnungseingang und Küche ermöglicht wurde.
Das psychologisch geschickte Spiel mit dem scheinbaren Möbel verschafft dem Innenraum Leichtigkeit, obwohl das Möbel konstruktiv fester Bestandteil des Gebäudes ist. Johannes Kottjé

Service
Autor: Architekt Johannes Kottjé stellt in einer dds-Serie Beispiele aus seinem Buch »55 Treppen für Wohnhäuser« vor.
Entwurf: Planungsbüro Kühn-Meurer-Danke, 52064 Aachen , Tel.: (0241) 20905
Ausführung: Nyssen Franz PGmbH B 4700 Eupen, Tel.: +32 (87) 74-4666, Fax: -0127
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