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Rettungsaktion

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Rettungsaktion

Durch die Fenster eines Neubaus tritt bei Regen Wasser ein. Der Lieferant bessert nach, doch das nützt nichts. Schließlich wird die Firma FensterCare mit der Sanierung be- auftragt. Inhaber Andreas Neumeier anlaysiert für dds die Ursachen des Schadens.

Ein Neubau in Irland wird mit Holz-Alu-Fenstern ausgestattet, gefertigt in Polen nach deutscher Bauart. Die Fenster sind optisch einwandfrei – gute Holzauswahl, prima Oberflächenqualität, deutsche Markenbeschläge und -glas. Das Problem: bei dem vor Ort üblichen Sprühregen und Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h (= Windlastzone 4) kommt es zu Wassereintritt. Daran ändern auch Nachbesserungsversuche durch die Herstellerfirma nichts.

Schließlich wird ein Gutachen erstellt und folgende Mängel als Hauptursachen des Wassereintritts ausgemacht:
Fehlender Beifalz. Flügel sind ohne einen äußeren umlaufenden Beifalz, so wie er bei reinen Holzfenstern im unteren Flügelrahmen üblich ist, gefertigt. Ein solcher Falz bietet eine zusätzliche Tropfkante für eingedrungenes Wasser.
Versatz zwischen Flügel und Rahmen. Die Flügelaußenkante müsste eigentlich mit der inneren Dichtungsnutkante fluchten; tatsächlich ist hier aber ein bis zu 2 mm breiter Versatz. Durch den Versatz liegt die Blendrahmendichtung nicht oder nur ganz schwach am Flügel an. Läuft Wasser auf die Dichtlippe, muss dieses bei Winddruck nach innen laufen.
Fehlender Druckausgleich. Die äußere Anschlagdichtung im Alu-Blendrahmen ist rundum eingezogen, also auch oben. Dies ist übrigens in den technischen Zeichnungen des polnischen Alu-Systemgebers fälschlicherweise auch so eingezeichnet. Dadurch kann bei Schlagregenbelastung kein Druckausgleich im Falz entstehen. Wasser, das im Falz steht, kann nicht nach außen ablaufen. Der Wind drückt das Wasser zurück in den Falz. Bei vermehrtem Wasseranfall muss das Wasser zwangsläufig nach innen laufen.
Zu geringer Anpressdruck. Der Andruck des Flügel-Alurahmens auf dem Glas ist viel zu gering. Die verwendeten Drehklipshalter hätten einem stärkeren Anpressdruck wahrscheinlich nicht standgehalten. Bei Windbelastung wird die Scheibe nach innen gedrückt, außen dringt zwischen Glasdichtung und Glas Wasser ein.
Fehlende Hinterlüftung. Bei den unteren Aufdoppelungsverkleidungen der Türen fehlt die Hinterlüftung. Dadurch hat sich zwischen Holz und Alu Wasser angesammelt. Eine Auffeuchtung des Holzes wäre auf Dauer die Folge gewesen. Teilweise sind die Flügelhölzer bereits aufgequollen.
Es galt also für die einzelnen Punkte eine Lösung zu finden, damit das Holz-Alu-System, das eigentlich einer seit Jahrzehnten bewährten Grundkonstruktion »nachempfunden« ist, den irischen Wetterbedingungen stand hält. Welche Maßnahmen dazu im Einzelnen erforderlich waren, ist den nebenstehenden Bildern zu entnehmen.
Der vorliegende Fall verdeutlicht, wie mangelnde Kenntnis der Fensteranforderungen, Ungenauigkeiten in der Produktion, Unwissenheit über bauphysikalische Zusammenhänge und blindes Vertrauen dem Systemgeber gegenüber, kostspielige Nacharbeiten nötig machen. Man darf nicht vergessen, dass in den am Markt etablierten Fenstersystemen jahrzehntelange Erfahrung steckt. Qualitätsbewusste Fensterhersteller sollten dies bei der Entscheidung für oder wider ein System berücksichtigen und alternative Angebote sehr sorgsam prüfen.
Andreas Neumeier, FensterCare

Service FensterCare e.K.
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