Losgröße eins im kurzen Takt

Wie man Holzfenster in Losgröße eins mit hoher Leistung fertigen kann, hat die Biesse Deutschland GmbH Mitte Juni bei ihren Fenstertagen in den Niederlassungen Elchingen und Löhne gezeigt.

Das Fertigungskonzept, das Biesse in Zusammenarbeit mit der Weinig AG, Tauberbischofsheim, vorgestellt hat, beruht auf einer sinnvollen Aufteilung der Fensterproduktion in Durchlauf- und Stationärfertigung.

Manfred Künzig von Weinig und Michael Zimmer von Biesse sprachen sich dafür aus, alle Längs- und Querprofilierungen mit konventioneller Durchlauftechnik, z. B. mit der Winkelanlage „Unicontrol 12“, auszuführen. Alle weiteren Bearbeitungen, wie Beschlagsbohrungen und -fräsungen oder Dübelverbindungen, könne man dann an einem Bearbeitungszentrum, z.B. der „Rover 24“, vornehmen. Eine Komplettbearbeitung von rechtwinkligen Fenstern auf dem Bearbeitungszentrum bezeichnete Zimmer als zu langsam. Empfehlenswert sei jedoch die Komplettbearbeitung von Sonderfenstern.

Künzig ging auf die Vorteile der Einzelteilfertigung ein, denn hier bearbeite man ausschließlich lose Kanteln, die leichter zuhandhaben sind als die verleimten Elemente bei der rahmenweisen Bearbeitung. Ein großer Vorteil der Arbeitsteilung zwischen Winkelanlage und Bearbeitungszentrum sei die Möglichkeit einer rationellen Dübelverbindung, weil diese die vollständige Oberflächenbehandlung am losen Holz erlaube.

Wer heute heute im Holzfensterbau erfolgreich sein will, so Künzig, muss nach einem variablen System arbeiten, das verschiedene Holzdicken, Holz-Alu-Syteme, Einfach- und Doppelfälze und zahlreiche andere Varianten erlaubt. Hierfür empfiehlt er das Profilsplitting: Alle Profile werden dabei in möglichst gleiche Teilprofile zerlegt, sodass man jede Seite in einem Durchgang mit möglichst wenig Hubspindeln fräsen kann. Für ein normales Fensterprogramm reichten in der Regel für die Längs- und Querbearbeitung jeweils zwei Spindeln. Man brauche keine riesigen Werkzeugtürme mehr, da man bei einem geschickt geplanten Profilsystem mit wenig verschiedenen Teilprofilen das gesamte Querschnittspektrum abdecken könne.

Thomas Reuter vom Softwarehaus ProLogic, das sich auf Programme für die Fensterkonstruktion spezialisiert hat, zeigte, wie man Fenster am Bildschirm konstruieren kann. Die dabei gewonnenen Daten ließen sich für kaufmännische und logistische Zwecke, aber auch für die Fertigungsanlagen nutzen. Eine Online-Verbindung der Software mit der Weinig-Winkelanlage erspart aufwändige manuelle Programmierarbeiten. Wie die Daten aus der Konstruktionssoftware in die CNC-Programmierung des Bearbeitungszentrums einfließen, hat Jürgen Blessing von Direkt CNC-Systeme demonstriert. Das System ist so ausgeklügelt, dass sich sogar die pneumatischen Spannzangen mitsamt Traversen automatisch positionieren. Sollten während der Bearbeitung die Spannzangen im Weg stehen, erfolgt nach den Vorgaben der Direkt-Software ein automatisches Umspannen.

Zimmer führte die Fensterfertigung mit dem Bearbeitungszentrum Rover 24 live vor. Er zeigte das Dübel- und Beschlagbohren bzw. -fräsen der zuvor profilierten Kanteln für ein zweiflügeliges, überfälztes Fensterelement mit zwei festverglasten Feldern unter den Flügeln. Der Fertigungstakt stimmte in etwa mit der Leistung einer Winkelanlage überein, sodass man mit sehr kleinen Puffern zwischen den Maschinen zurechtkommt.

Als zusätzliche Verwendungsmöglichkeit des Bearbeitungszentrums demonstrierte Biesse die Komplettbearbeitung eines Stichbogenfensters. GM