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Serie Türen vom Tischler, Teil 1: Tapetentüren

Serie: Türen vom Tischler
Geheimsache Tür

Wer als Tischler dem Preiskampf bei Innentüren aus dem Weg gehen will, sollte sich mit hochwertigen Sonderlösungen beschäftigen. Kollege und Türenprofi Bernward Dickerhoff hat da ein paar Ideen. Serie »Türen vom Tischler«, Teil 1: Tapetentüren

Tapetentüren sind Türen, die man fast gar nicht sieht, die aber gerade deswegen eine besondere Herausforderung darstellen. Sie sind nur durch die Türfugen erkennbar, ansonsten der Wand angeglichen.

Diese Türen, früher oft Geheimtüren, sollen nicht auffallen. Ganz im Gegensatz zu dieser Unauffälligkeit steht der konstruktive Aufwand, den der risssichere Anschluss der Zarge an den Putz bzw. die Trockenbauwand mit sich bringt. Die erste Tapetentür haben wir 2007 im historischem Gemäuer von Kloster Dalheim beim Umbau zum Westfälischen Museum für Klosterkultur bearbeiten dürfen. Es ist immer eine große Freude, solche Konstruktionen z. B. in alten Schlössern zu suchen und zu verstehen.

Wir verwendeten damals Boden- und Deckenlager aus dem Bodentürschließersortiment. Verdeckt liegende oder Pivot-Bänder kannten wir damals noch nicht. Relativ häufig verbauten wir dann Holzstockzargen, die an das Mauerwerk angesetzt werden und sauber mit Vlies überklebt werden. Es ist normal, dass hier von anderen Gewerken wegen der Rissgefahr Bedenken angemeldet werden, aber bei sorgsamer Verarbeitung hat sich dieses Vorgehen bewährt. Es blieb auch bei großen Objekten ohne Reklamation.

Dabei kann der Türanschlag »normal« zur Bandseite erfolgen oder in die Laibung, eine zusätzliche spannende Option. Beim Normalanschlag kann man preisgünstiger auch mit Stahl-Eckzargen oder Stahlumfassungszargen arbeiten. Die Bänder waren in der Regel sichtbar. Wenn die Tür in die Laibung schlug, spielte das jedoch keine große Rolle. Die Einführung der verdeckt liegenden Bänder (z. B. Tectus von Simonswerk 2002) hat dann die »unsichtbare« Tür auf der Bandseite ohne Bodenlagerung ermöglicht.

Zur Zarge gehört die Fußleiste

Aluzargen von Küffner gibt es schon lange mit nur 10 mm Zargenspiegel. Noch unauffälliger sind spiegellose Stahlzargen – aber immer nur mit Normalanschlag; ansonsten als aufwendige sogenannte »Turnhallenzargen«. Die Anforderung »glatte Wand, Tür schlägt in die Laibung« ist in Turnhallen schon sehr lange üblich.

Der letzte Entwicklungsschritt waren dann spezielle Aluprofile, die mit Putznetzen versehen sind, um einen sicheren Anschluss an Baukörper und Putz zu gewährleisten. Pionier ist hier der Hersteller AGS Systems aus Südtirol. Dort kann man die Zargen komplett konfektioniert auf Maß bestellen. Für Tapetentüren ist das heute Standard. Küffner bietet ein ähnliches Profil an. Ein Hersteller, bei dem man Tapetentüren mit AGS-Zarge zukaufen kann, ist z. B. BTM-Türen aus Bocholt. Spät, aber sehr gründlich bearbeitet inzwischen Schörghuber mit seinen «Zero-Line«-Zargen dieses Themenfeld. Damit sind Brandschutztüren bis zu einer Wandöffnung von 2340 x 2540 mm mit 37 dB Schallschutz möglich.

Ein einfaches Detail sollte bei all der Begeisterung über die Tapetentüren nicht vergessen werden: die wandbündige Fußleiste bzw. der Verzicht auf Fußleisten. Ansonsten betreibt man hohen Aufwand und im Sockelbereich verbleibt eine unschöne Stelle. Wir kennen das Problem von Objekten mit wandbündigen Stahlzargen und Schattennut. Grundprofile für wandbündige Fußleisten gibt es bei Küffner und AGS.

Die Zargen für Tür und Fußleisten werden vor dem Verputzen der Wände gesetzt. Für Stahlzargenmonteure ist dieser Ablauf nichts Neues, für Tischler dagegen schon. Soll die hochwertige Tapetentür gelingen, ist es unerlässlich, die Arbeit der Verputzer zu kontrollieren. Die Baustellenkommunikation ist dabei eine besondere Herausforderung, denn welcher Estrichleger oder Verputzer spricht heute noch deutsch?


Bernward Dickerhoff ist Tischlermeister und Geschäftsführer der gleichnamigen Werkstätten in Bochum. Das Unternehmen besteht seit über 140 Jahren. Das Thema Türen fasziniert ihn seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue.


Die Serie

In den kommenden Folgen der Serie »Türen vom Tischler« geht es um die Modifikation von Holz- und Stahlzargen, um Türen als Möbel u.a.m.

Einführungsteil: Türen machen Räume, erschienen in dds 11/2022

Links zu den im Beitrag erwähnten Herstellern:

www.ags-systems.info
https://kueffner.de
www.schoerghuber.de
www.btm-tueren.de

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