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Türenheld.de-Gründer im Interview: Bauelementehandel im Wandel

Türenheld.de-Gründer Jens Schriefer im Interview
Bauelementehandel im Wandel

Ein Unternehmer aus dem Norden macht vor, wie der Onlinehandel mit Bauelementen funktioniert. Seit zehn Jahren verkauft Jens Schriefer Innentüren über den Shop Türenheld.de. Jetzt soll das Konzept auch auf Fenster ausgeweitet werden.

Das Interview mit Jens Schriefer führte dds-Chefredakteur Hans Graffé

Jens Schriefer hat drei Türenmuster vor sich auf dem Tisch stehen und blickt direkt in die Kamera. »Hallo zusammen und willkommen bei Türenheld.de. Ich bin der Jens und ich erkläre euch heute ein paar wissenswerte Details über Innentüren.« Im folgenden sechsminütigen Video auf Youtube erklärt der Bauelementeprofi den Zuschauern in verständlichen Worten, was man als Laie über Türen wissen sollte. Das Duzen des Gegenübers ist für den Geschäftsführer der Fenster & Türen Welt GmbH & Co. KG dabei selbstverständlich – schließlich praktiziert er es seit fast zehn Jahren, so lange ist er mit dem Onlineshop »Türenheld.de« nämlich bereits im Netz. Heute macht das Unternehmen mehr als die Hälfte seines Umsatzes über diesen Shop, Tendenz steigend. dds hat sich mit Jens Schriefer über seine Erfahrungen unterhalten.
Herr Schriefer, wer sind die Kunden von Türenheld.de?
Zu rund vier Fünfteln sind es Endverbraucher, also Renovierer oder Häuslebauer. Der Rest sind gewerbliche Kunden wie Tischler, Fensterbauer und Montagebetriebe. Vom Marktsegment her decken wir bis auf das Premiumsegment, was vielleicht 15 Prozent des Gesamtmarktes ausmacht, nahezu alles ab.
Wer übernimmt für die Endverbraucher, die bei Ihnen kaufen, die Montage?
Das erledigen viele unserer Kunden selbst. Wir unterstützen sie dabei mit aussagekräftigen Youtube-Tutorials und stehen bei Bedarf auch telefonisch zur Verfügung. Natürlich hat der eine oder andere Kunde auch einen Handwerker an der Hand, der das für ihn übernimmt.
Was ist das ausschlaggebende Argument für den Onlinekauf? Der niedrige Preis?
Nein. Wir sind mitnichten ein Preistreiber, der nur billig kann und der den stationären Fachhandel an die Wand drängt. Wir setzen einfach die Erfahrungen aus dem konventionellen Handel, den wir ja selbst auch betreiben, konsequent auf den Onlinevertrieb um. Und wir haben natürlich ein paar Dinge beherzigt, die unseren Shop sehr attraktiv machen.
Was wäre das zum Beispiel?
Wir haben alles sehr einfach gehalten. Das Produktspektrum ist überschaubar und häufig gewünschte Kombinationen in »Alles-drin«-Paketen für fünf, sieben und neun Türen vorkonfektioniert. Die Reduzierung von Komplexität halte ich für einen ganz entscheidenden Faktor. Wir machen es dem Kunden so leicht wie möglich. Ein Onlinekonfigurator mit 20 Abfragefeldern, womöglich für jede Position erneut einzugeben – so etwas werden sie bei uns nicht finden. Mehr als fünf Abfragen dürfen es nicht sein, sonst steigt der Kunde aus.
Mit welchen Erwartungen bezüglich des Onlinehandels sind Sie 2007 gestartet und wo stehen Sie heute?
Wir haben damals am Anfang des Jahres begonnen, Mitte des Jahres kam ein Mitarbeiter und fragte »Wie läuft es denn? Ich antwortete: »Wir haben bis jetzt 50 000 Euro Umsatz gemacht. Wenn wir am Jahresende nicht mindestens bei 100 000 Euro sind, stampfe ich die Idee wieder ein«. Es wurden dann exakt 104 000 Euro. Das machen wir, wenn es gut läuft, heute auch mal an einem Wochenende!
Wie viel Umsatz machen Sie insgesamt mit dem Shop?
Das verrate ich Ihnen nicht. Türenheld.de ist davon abgesehen auch kein eigenes Unternehmen, das den Umsatz separat ausweist, sondern eine Marke der Fenster & Türen Welt GmbH & Co. KG. Alles zusammen setzen wir rund 15 Mio. Euro im Jahr um. Der Onlineanteil, so viel kann ich Ihnen sagen, liegt bei über 50 Prozent.
Sie haben vor Kurzem neben dem Stammsitz des Unternehmens in Stuhr einen »Türenheld-Store« eröffnet. Wozu?
Für manchen Kunden ist es wichtig zu sehen, dass wir kein reiner Onlinehändler sind, sondern dass er bei Bedarf bei uns auch mal eine Tür anfassen kann. »Multi-Channel-Vertrieb« ist hier das Stichwort. Heute geht es darum, sich möglichst gut dem jeweiligen Kaufverhalten der Kunden anzupassen. Der eine mags easy übers Internet, ein anderer möchte die Vor-Ort-Beratung.
Kommt es da nicht zu Konflikten mit dem Stammhaus? Die Produkte werden ja zum größten Teil die gleichen sein, der Preis sicher nicht …
Diese Frage haben wir intern auch intensiv diskutiert. Letztendlich ist es aber so: In der Fenster & Türen Welt gibt es das volle Produktspektrum und umfassenden Service: von der Beratung über das Aufmaß bis zu Montage. Dieses Komplettangebot hat seinen Preis. Wer sich für Türenheld entscheidet, bekommt auch ein gutes Produkt, nimmt beim Drumherum aber Abstriche in Kauf. So verlangen wir hier z. B. 100 Prozent Vorkasse, während in der Fenster & Türen Welt nach Auftragsabschluss bezahlt wird.
Ist der Türenheld-Store das Pilotprojekt für weitere Standorte?
Nein. Wir haben ja in den letzten zehn Jahren bewiesen, dass der Onlinehandel auch so funktioniert. Weitere Stores halte ich im Moment nicht für erforderlich.
Woher beziehen Sie eigentlich Ihre Produkte?
Wir kaufen die Türen bei einem Großhändler. Dabei setzen wir auf bewährte deutsche Hersteller wie z. B. Grauthoff, Astra, Mosel u. a.
Für das kommende Jahr planen Sie den Einstieg in den Fensterbereich. Kommt jetzt also Fensterheld.de?
Ganz richtig, genauso ist es. Zum Jahresbeginn gehen wir online: mit einem sehr modernen Shopkonzept und einem modernen Design.
Welche Produkte bieten Sie an?
Wir starten mit Kunststofffenstern. Dabei beschränken wir uns auf zwei Produktlinien: »BlueWin Power«, ein 82-mm-System mit Anschlagdichtung und »BlueWin Exklusiv« als 82-mm-System mit Mitteldichtung. Außerdem bieten wir Haustüren in Kunststoff, Alu und Holz. Über Holzfenster denken wir nach, die kommen evtl. zu einem späteren Zeitpunkt noch dazu.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung im Onlinehandel?
Ich bin der festen Überzeugung, dass es im Bauelementegeschäft ohne die Verbindung von Offline und Online zukünftig nicht gehen wird. Ich bin heilfroh, dass wir uns so früh dem Thema Onlineshop zugewandt haben – ohne diesen Kanal würde es unser Unternehmen heute nicht mehr geben!

Steckbrief

Jens Schriefer ist Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Fenster & Türen Welt GmbH & Co. KG in Stuhr bei Bremen. Der 50-jährige Bauelementeprofi ist seit 35 Jahren in der Branche und betreibt seit zehn Jahren den Onlineshop Türenheld.de

Die Fenster & Türen Welt GmbH & Co. KG und Türenheld.de
Mit 65 Mitarbeitern ist die Fenster & Türen Welt GmbH & Co. KG in Stuhr ein respektabler Groß- und Einzelhändler für Bauelemente. Das Unternehmen ist 2006 als Ausgründung aus der Insolvenz des Fensterherstellers Moderne Bauelemente hervorgegangen. Neben dem Stammhaus in Stuhr gibt es eine Verkaufsniederlassung in Braunschweig. Geschäftsführer des Unternehmens ist Jens Schriefer. Schon kurz nach der Gründung hat Schriefer die Marke Türenheld.de ins Leben gerufen und ist damit in den Onlinehandel von Bauelementen eingestiegen. Als Partner der RTLII-Serie »Zuhause im Glück«, bei der unverschuldet in Not geratene Familien tatkräftige Unterstützung von Umbau-Profis erhalten, hat Türenheld beim Endverbraucher eine hohe Bekanntheit. Anfang des Jahres wurde das Markenkonzept um ein Ladengeschäft, den sogenannten »Türenheld-Store« erweitert.

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