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Accoya statt Meranti?

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Accoya statt Meranti?

Meranti ist für Fensterbauer derzeit teuer und kaum zu bekommen. Vom nächsten Jahr an gibt es nun in gewissem Umfang eine Alternative: »Accoya«, durch Acetylierung modifiziertes Holz der Plantagenkiefer.

Seit Jahren werden verschiedene Verfahren untersucht, mit denen Holz dimensionsstabiler und resistenter gemacht werden kann. Eines ist die sog. »Acetylierung«, bei der das Holz mit Essigsäureanhydrid reagiert. Dieses Verfahren wendet das niederländische Unternehmen Titan Wood an, um sein »Accoya« genanntes modifiziertes Holz herzustellen. Accoya zeichnet sich nach Angaben von Titan Wood durch eine sehr hohe Dauerhaftigkeit aus und ist resistent gegen Feuchtigkeit, Pilze, Mikroorganismen und Insekten (Resistenzklasse 1 nach DIN EN 350–2). Das Material wird damit als vollwertige Alternative zu Hart- bzw. Tropenhölzern gesehen. Seine Rohdichte liegt zwischen 500 und 550 kg/m3. Da Accoya nur noch sehr wenig Feuchtigkeit aufnimmt, verringert sich sein Quell- und Schwindverhalten im Vergleich zu unbehandeltem Holz im Außenbereich um 80 Prozent. Die Restfeuchte liegt bei 4 bis 5 Prozent. Die Wärmedämmeigenschaften und die UV-Stabilität sind gegenüber unbehandelten Hölzern verbessert. Das modifizierte Holz kann zu 100 Prozent recycelt werden.

Titan Wood will 2007 zunächst 30000 m3 Accoya produzieren. Den Vertrieb in Deutschland übernimmt exklusiv der Bremer Holzhändler Enno Roggemann. Angeboten wird Accoya in Kanteln mit marktüblichen Abmessungen. Der Preis wird laut Roggemann etwa auf dem Niveau von Eiche liegen.
Erste Praxiserfahrungen
Um praktische Erfahrungen hinsichtlich der Verarbeitbarkeit von Accoya zu sammeln, starteten Sikkens und Roggemann bereits im Frühjahr 2006 gemeinsam mit vier Holzfensterbauern ein Praxisprojekt. Im Rahmen des Projektes fertigten die Firma Gehr, Liebschützberg, die Sorpetaler Fensterbau GmbH, Sundern-Hagen, die Kowa Holzbearbeitung GmbH, Goldenstedt, und die Fenster & Türenbau Edwin Kubasch GmbH, Mirow, Fenster aus Accoya und berichteten im Anschluss über ihre Erfahrungen. Die Resonanz war überaus positiv. »Wir haben bereits nach dem Aushobeln der Kanteln festgestellt, dass die Oberflächen von Accoya extrem glatt waren«, berichtet Edwin Kubasch. Gleiches gelte für die Hirnholzbereiche, bei deren Bearbeitung keinerlei Ausfaserungen aufgetreten seien. Der mecklenburgische Fensterbauer beschäftigt in seinem Unternehmen 46 Mitarbeiter und fertigt bisher etwa 60 Prozent seiner Fenster aus Meranti. Hinsichtlich seiner Verarbeitbarkeit sei Accoya mit anderen Harthölzern vergleichbar, erklärt Kubasch. Klare Vorteile hätten sich allerdings bei der Beschichtung gezeigt. Aufgrund der Qualität der Oberflächen habe er den Schleifaufwand vor und zwischen den Beschichtungen deutlich reduzieren können. Einen prüfenden Blick wirft Kubasch auch regelmäßig auf das Accoya-Testfenster an der Außenfassade seiner Werkshalle. Über ein halbes Jahr ist das in einem mittleren Farbton lasierte Bauteil dort schon der direkten Bewitterung ausgesetzt und zeigt keinerlei Schäden an der Oberflächenbeschichtung. Auch dies bestätigt den Fensterbauer in seiner sehr positiven Beurteilung von Accoya. Sobald das modifizierte Holz im Markt verfügbar ist, will Edwin Kubasch es in sein Angebotspektrum aufnehmen.
Vorteile bei der Beschichtung
Was die Oberflächenbehandlung von Accoya betrifft, steht die Akzo Nobel Deco GmbH mit ihrer Marke Sikkens in den Startlöchern. Sikkens ist Kooperationspartner von Roggemann und hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Beschichtung von vergüteten Hölzern beschäftigt. Beim Forschungsprojekt »di-sta – einheimisches dimensionsstabilisiertes Holz für den Fenster- und Fassadenbau« der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung wurden fünf durch unterschiedliche Verfahren vergütete Holzarten getestet. Sikkens beteiligte sich maßgeblich an der Durchführung und Auswertung der Oberflächenversuche und stellte seine Produkte für die Tests zur Verfügung. Eine Erkenntnis aus den umfangreichen Labor- und Praxistests sei beispielsweise, dass das neue Holz nicht mehr imprägniert werden müsse, erklärt Udo Meyer, Leiter der Anwendungstechnik Holzbau bei Sikkens. Eine bläuewidrige Grundierung gebe Accoya ausreichend Schutz vor Bläuepilzen. Die im Rahmen des di-sta-Forschungsprojektes durchgeführten Bewitterungsversuche haben auch gezeigt, dass sich besonders die »PowerFeed«-Technologie von Sikkens für die Oberflächenbeschichtung von acetyliertem Holz eignet.
Die deutlich verbesserte Dimensionsstabilität und hohe Dauerhaftigkeit von Accoya wirkt sich insgesamt sehr positiv auf die Langlebigkeit der Oberflächenbeschichtungen aus. So können beispielsweise Schäden, die durch starkes Quellen oder Schwinden der Rahmenmaterialien entstehen, ausgeschlossen werden. Zudem wird die Gefahr von Hagelschäden reduziert und bei lasierenden Oberflächenbeschichtungen die Sicherheit im Bereich der mittleren Farbtöne erhöht. Angesichts dieser Vorteile hat Sikkens bereits jetzt sein »Longlife«-Gewährleistungskonzept für diesen Anwendungsbereich überarbeitet. Danach gibt der Lackhersteller bei Accoya-Fenstern eine zehnjährige Gewährleistung auf lasierende und deckende Beschichtungssyteme ohne einen Wartungsanstrich und ohne den jährlichen Einsatz einer Pflegemilch. HJG

Weitere Infos
Accoya-Vertrieb in Deutschland: Enno Roggemann GmbH & Co. KG Tel.: (0421) 5185-0, Fax: -50 www.roggemann.de
Für Fragen zur Oberflächenbehandlung: Akzo Nobel Deco GmbH Tel.: (05031) 961-0, Fax: -274 www.sikkens.de
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