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A feine Sach´!

Bauelemente Fenster
A feine Sach´!

Bei Fenster Striegel in Bad Saulgau gab es Mitte 2000 einen schweren Brand. Den Neuanfang hat das Familien- unternehmen dazu genutzt, seine Fertigung zu optimieren.

Fenster Striegel ist ein Betrieb mit 48 Mitarbeitern, in dem jährlich 80000 bis 100000 Fenstereinheiten produziert werden. Entgegen dem Branchentrend konnte das Personal 2004 um drei Facharbeiter aufgestockt werden. Gut ein Viertel der Produktion sind Passivhausfenster, noch einmal soviel IV 68 (IV 80) und Holz-Alu-Fenster. Insgesamt hat die Holzsparte bei Striegel einen Anteil von 50 Prozent – die andere Hälfte sind Kunststofffenster. Das Segment Passivhaus ist für den Hersteller am interessantesten: Die Zahl der Anbieter ist hier noch überschaubar, der Preiskampf noch nicht so hart wie sonst in der Branche.

Striegel gehörte zu den ersten Firmen, die Fensterkanteln mit einem PUR-Kern ausstatteten. Das war 1997. Auf diese Erfindung ist der Seniorchef Otto Striegel immer noch stolz: „Die Glasleute mit ihrem Isolierglas waren damals schon viel weiter. Wir mussten uns was überlegen, um die Dämmeigenschaften des Rahmens zu verbessern.“ Nach einigen Versuchen, die Verleimung außer Haus zu geben, wird heutzutage auch das Verpressen der Sandwiches wieder in Saulgau erledigt.
Die Spezialität von Striegel sind großformatige Bauteile für den solaren Energiezugewinn auf der Südseite. Bei neun Quadratmetern Fensterfläche mit Dreifach-Verglasung kommen da schnell 300 kg Gewicht zusammen. Aber die Produkte mit dem Markennamen „Ultrapur S“ sind für diese Dimensionen ausgelegt und verkaufen sich bundesweit. Auch in der Schweiz und in Südtirol findet man Striegel-Fenster.
Ausgangsmaterial in der Fertigung sind sechs Meter lange, keilgezinkte Stangenprofile. Aus diesen entstehen die Bauteile , die Alexander Schlick, Juniorchef und EDV-Spezialist, zuvor mit dem CAD-Programm von Klaes entworfen hat. Lange hat man gegrübelt, wie das am schlauesten zu bewerkstelligen ist. „Der Einsatz von Bearbeitungszentren steht bei vielen Kollegen im Zentrum der Überlegungen. Der Zuschnitt des Rohmaterials wird dagegen oft als Stiefkind behandelt“, so Otto Striegel.
Programmieren, Optimieren, Sägen
Er setzt auf eine automatische Zuschnittsäge Dimter-„OptiCut S75“ aus dem Hause Weinig. Und stellt fest: „Die Zuschnittsäge isch a feine Sach´! Sie ersetzt uns vier manuelle Kappsägen!“
Die weitere Bearbeitung erfolgt mit zwei Weinig-Kehlautomaten „Unicontrol 10“. Bei der Vernetzung der Maschinen vertraute man auf die Systemkompetenz von Weinig. Erst damit kann die Leistung der einzelnen Komponenten ausgeschöpft werden. Die Weinig-Leute programmierten zunächst für alle Bearbeitungsschritte einen Daten-Export an die Unicontrol. Die Zuschnittdatei für die OptiCut wird von dort aus wieder zurückgespielt.
Für den Bediener der Säge erscheint dann am Display „OptiCom Assist“ die Teileliste nach Auftragsnummer. Er muss lediglich die richtigen Querschnittprofile „laden“, sprich auflegen. Die fertig zugeschnittenen Teile erhalten Etiketten in Klarschrift für die Weiterbearbeitung. Der Verschnitt wird derzeit nur innerhalb eines Auftrages optimiert. Unter den gegebenen Platzverhältnissen traute man sich vor vier Jahren noch nicht, mehrere Stücklisten zu mischen und parallel in Hordenwagen zu sortieren. „Trotzdem sind die Einsparungen schon erheblich!“, sagt Striegel. Reststücke ab 40 cm Länge kommen wieder griffbereit ins Kurzteilelager.
Die Dimter OptiCut S75 ist, obwohl „nur“ eine Schiebersäge, für diesen Einsatzbereich genau richtig: Bei einem Walzenvorschub könnten die glatten Oberflächen der Kanteln verletzt werden, und auch eine Positioniergenauigkeit von +/- 0,2 mm lässt sich nur mit dem Schiebeanschlag erreichen.
An den beiden Unicontrol-Maschinen werden die Bausätze dann jeweils im doppelten Umlauf fertiggestellt. Zunächst erfolgt die Quer- und Längsbearbeitung für einen Auftrag und nach dem Zusammenbau das Umfälzen. So betreut jeder Mitarbeiter „seine Fenster“ weitgehend selbst und hat abwechslungsreiche Tätigkeiten.
Alles in allem präsentiert sich Fenster Striegel als bodenständiger Betrieb ohne technischen Firlefanz. Trotzdem konnte man durch ein optimiertes Zusammenspiel in der Produktion einen sehr modernen Ablauf und eine hohe Leistungsfähigkeit erreichen.
Heinrich Höllerl

Der Autor
Heinrich Höllerl ist freier Fachjournalist und hat die Firma Striegel im Auftrag der Weinig AG besucht
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