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Am liebsten unlösbar

Technik
Am liebsten unlösbar

Am liebsten unlösbar
Beleimen mit einer Leimauftragsdüse: Sie gleicht Dickenschwankungen aus und dosiert sehr präzise *geprüft an 0,6 mm dickem Eichenfurnier nach Dorus-Prüfmethode im aufstellenden Wärmetest
Die Wahl des richtigen Klebstoffs für das Kantenanleimen bestimmt die Qualität und die Belastbarkeit der Werkstücke wesentlich. Stefan Krebs von HolzHer und Hermann Weidmann von Henkel Dorus zum Stand der Technik.

Zurzeit gibt es am Markt drei verschiedene gängige Klebstoffe für Kantenanleimmaschinen, die für einen rationellen Einsatz an Handwerkermaschinen interessant sind und den Anforderungen an Qualität und Festigkeit gerecht werden:

  • EVA-Schmelzklebstoffe
  • Polyolefin-Schmelzklebstoffe
  • Polyurethan-Schmelzklebstoffe
EVA-Schmelzklebstoffe für den universellen Einsatz
Man unterscheidet bei den EVA-Schmelzklebstoffen zwischen füllstoffhaltigen sowie füllstofffreien. Sie wurden als Universalkleber für häufig wechselndes Kantenmaterial entwickelt, wie es in den meisten Tischler- und Schreinereibetrieben anfällt. Die wichtigsten Eigenschaften sind ihre Niedrigviskosität, die Universalität im Einsatz und eine gute Benetzung auch von schwierigen Kantenmaterialien.
Bei richtiger Verarbeitung erhält man mit EVA-Klebern eine dichte Leimfuge, eine hohe Endfestigkeit der Verklebung, eine hohe Wärmestandfestigkeit sowie die Möglichkeit, die verklebte Kante an einer beheizten Furnierpresse überzufurnieren. EVA-Schmelzklebstoffe sind in den verschiedensten Farben wie beispielsweise Natur, Weiß, Braun oder Schwarz zu haben.
Neben den füllstoffhaltigen EVA-Schmelzklebstoffen gibt es auch füllstofffreie EVA-Kantenschmelzklebstoffe, die einen dünneren Klebstoffauftrag ermöglichen und eine kaum sichtbare Leimfuge erzeugen. Für die Verarbeitung auf Kantenanleimmaschinen sind keine zusätzlichen Einrichtungen oder Aggregate notwendig.
Polyolefin-Schmelzklebstoff für hohe Wärmestandfestigkeit
Polyolefin-Schmelzklebstoffe wurden in den letzten Jahren verstärkt für den Einsatz in Kantenanleimmaschinen entwickelt, mit dem Ziel, das Ablösen der Kante bei der nachträglichen Erwärmung in der Furnierpresse zu verhindern. Selbstverständlich gibt es hier auch ungefüllte Hotmelts auf der Basis von Polyolefinen, die bisher allerdings hauptsächlich für die Profilummantelung eingesetzt wurden.
Polyurethan-Schmelzklebstoffe für höchste Ansprüche
Für eine hohe Lösungsmittel-, Wasser-, Dampf-, Hitze- und Kältebeständigkeit wurde ein Polyurethan-Klebstoff (PUR) für Kantenanleimmaschinen entwickelt. Es ist ein reaktiver Klebstoff, der neben der physikalischen Abbindung, d.h. durch Erkalten, zusätzlich chemisch abbindet. Die notwendige Anfangsfestigkeit beim Verlassen der Maschine wird durch den normalen physikalischen Abbindevorgang erzielt. Zu diesem Zeitpunkt ist kaum ein Unterschied zu den herkömmlichen Klebstoffverbindungen feststellbar. Eine vernetzende Verbindung zwischen Kantenmaterial und Plattenmaterial, die zu einer Kreuzvernetzung der Moleküle führt, findet als chemische Reaktion parallel statt. Diese Reaktion kann nur in Verbindung mit Feuchtigkeit und den reaktionsfähigen Gruppen im PUR-Material stattfinden. Der anfangs noch thermoplastische Klebefilm wird in einen duroplastischen Klebefilm umgewandelt. Dieser kann nicht mehr unter Kälte-, Wasser-, Dampf-, Lösungsmittel- und Wärmebeeinflussung gelöst werden.
Der physikalische Abbindevorgang im PUR dauert während der Abkühlphase nur wenige Sekunden. Die chemische Reaktion benötigt bis zur vollständigen Aushärtung zwischen zwei und fünf Tagen. Da PUR-Schmelzklebstoffe von sich aus mit der Luftfeuchtigkeit reagieren, müssen sie absolut luftdicht abgefüllt und gelagert werden. Dies geschieht beim Kleberhersteller. Für den Verarbeiter ist wichtig, das Gebinde, in dem der Klebstoff angeliefert wird, erst kurz vor Gebrauch zu öffnen. Nach dem Öffnen ist der Klebstoff innerhalb von ein bis zwei Tagen bei völligem Feuchtigkeitsausschluss zu verbrauchen. An- bzw. ausgehärteter Klebstoff kann nicht mehr verwendet werden.
PUR-Verleimung jetzt auch mit herkömmlichen Maschinen
Für die Verarbeitung von PUR-Klebstoffen waren bisher spezielle Vorschmelzgeräte notwendig, die den Sauerstoff vom Kleber fernhielten. Neue PUR-Granulate können nun auch von normalen Kantenanleimmaschinen verarbeitet werden. Statt des bisher üblichen Zwei-Kilogramm-Blocks schmilzt man je nach Gebindegröße nur noch soviel auf, wie man in den nächsten Stunden verbraucht. Ein aufwändiges Nachrüsten der Maschine entfällt. PUR-Hotmelts sind jedoch in Granulatform aufgrund des Herstellungsverfahrens teurer als die Blockware. Bei Maschinen mit Patronentechnik wird einfach die EVA-Patrone gegen eine PUR-Patrone ausgetauscht. Nach der Verarbeitung oder spätestens nach ein bis zwei Tagen sollte man den PUR-Kleber aus der gesamten Beleimungseinheit entweder mit EVA-Kleber oder mit einem Reiniger und Neutralisierer wie z.B. mit „Purmelt-Cleaner 4“ von Dorus herausspülen.
Bei schwer verleimbaren Massivkanten (Exoten wie beispielsweise Teakholz), Laminaten wie Melaminharzkanten oder beharzten Papiere können auch mit PUR-Schmelzklebstoffen Haftungsprobleme auftreten. In dieser Situation hilft ein Primer zur Kantenvorbehandlung. Er verbessert die Verklebungsfestigkeit wesentlich.
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