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dds vor Ort: Die Mineralwerkstoffspezialisten der Schreinerei Hinterland

Zu Gast bei den Mineralwerkstoffspezialisten der Schreinerei Hinterland
Hinterländer im Rampenlicht

In einem kleinen Dörfchen in der Eifel ist ein Betrieb zu Hause, der mit medienwirksamen Mineralwerkstoffprojekten von sich reden macht – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Jungs der Hinterland GmbH schätzen auch die unspektakuläre Zuarbeit für Kollegen.

Oberzissen liegt in der Eifel, irgendwo zwischen Koblenz und Bonn. Drumherum: viel Gegend. Landschaftlich sehr schön, insgesamt ist hier aber eher wenig los. Eine Region, die von Experten wohl als »strukturschwach« bezeichnet wird. Hier in Oberzissen, in einem unscheinbaren Gebäude im Ortskern, ist die Hinterland GmbH zu Hause. Natürlich ist der Unternehmensname nicht bierernst gemeint, sondern kokettiert mit dem Ruf der Region. Denn hinterwäldlerisch oder provinziell sind die Projekte der Schreinerei nun wirklich nicht.

Im Gegenteil: Die Kompetenz in Sachen Mineralwerkstoff führt Geschäftsführer Andreas Strebel immer wieder auch über Landes- und Bundesgrenzen hinaus. Gemeinsam mit Bruder Waldemar und Schreinermeister und Architekt Harry Krischer bildet er das Führungstrio des Betriebes.

Von wegen provinziell

Eines dieser Projekte ist jede Woche im ZDF zu sehen. Wer die Talkshow von Maybrit Illner verfolgt, dem ist vermutlich schon mal der außergewöhnliche, aus einem 270°-Kreissegment bestehende Studiotisch aufgefallen, um den sich die Gäste gruppieren. »Eine schöne Referenz« nennt Andreas Strebel den Tisch bescheiden, der sich jedoch bei genauerem Hinsehen als echte Meisterleistung entpuppt. 80 cm Ausladung waren zu realisieren, bei 12 mm Kantenansicht, möglichst geringem Gewicht und hohen Brandschutzanforderungen. Selbstredend auch, dass die Stabilität so sein musste, dass die Tischplatten unter Belastung nicht nachgeben oder irgendwann, bedingt durch das Eigengewicht, absacken.

»Mit unserem Vorschlag, den Tisch in einer zweischaligen Konstruktion aus dem Mineralwerkstoff LG HiMacs umzusetzen, konnten wir uns in der Ausschreibung behaupten«, erinnert sich Schreinermeister Harry Krischer. »Am Schluss waren nicht mehr viele Betriebe im Rennen, die sich an so ein Projekt herantrauten.«

Krischer, promovierter Bauingenieur, Architekt und Schreinermeister, hat den Betrieb gemeinsam mit Andreas Strebel und dessen Bruder Waldemar 2015 gegründet. Er kümmert sich bei Hinterland vor allem um die Akquise und profitiert dabei von seiner Erfahrung als ehemaliger technischer Berater des Landesfachverbandes Schreinerhandwerk Rheinland-Pfalz. Zudem unterrichtet er Studierende des Fachbereichs Holztechnik an der DHBW in Mosbach und betreut im Jahr bis zu zehn Diplomarbeiten, sodass er sehr gut im Bilde ist, welche Themen im Bereich der Fertigung gerade diskutiert werden. Neben Krischer, den Strebels und deren Ehefrauen ist auch Waldemar Strebel senior im Betrieb aktiv, außerdem ein Azubi. Je nach Auftragslage kommt noch Personal von einem externen Dienstleister hinzu, z. B. für Schleif- und Montagearbeiten.

Drei Bearbeitungszentren im Haus

Herr über die Technik im Haus ist Waldemar Strebel. Der ist nicht nur Schreiner, sondern hat auch eine Ausbildung zum Informatiker gemacht. Er konstruiert überwiegend in Vectorworks Interiorcad, für komplexere Teile bei Bedarf auch mit Rhino 3D. Zur Ansteuerung der drei CNC-Maschinen kommt MasterCam zum Einsatz. Neben einem schweren Fünfachs-Bearbeitungszentrum von Maka verfügt der Betrieb über eine Vierachsmaschine von Homag sowie eine kleinere Weeke. »Mit diesen Voraussetzungen sind wir für so ziemlich jede Herausforderung gerüstet«, sagt Waldemar Strebel, wobei er für die Zukunft in Richtung einer Maschine mit noch größerem Z-Hub schielt. »Auch ein Fräsroboter für die Bearbeitung komplexer Freiformen könnte irgendwann mal interessant werden.«

Verlängerte Werkbank für Kollegen

Spektakuläre Referenzprojekte sind schön, doch davon alleine kann ein Betrieb nicht leben. Das zweite Standbein der Hinterland GmbH ist daher die Zuarbeit für Kollegen aus dem Tischler- und Schreinerhandwerk. »Wir sind der ideale Partner für Betriebe, die sich nicht selbst mit der Verarbeitung von Mineralwerkstoff herumschlagen wollen oder können«, sagt Andreas Strebel.

Denn spätestens, wenn es ans Verkleben und Verformen geht, ist viel Erfahrung erforderlich, die Schreinern fehlt, die nur gelegentlich Mineralwerkstoff verarbeiten. Unsichtbare Fugen, fleckenfreie und kringellose Oberflächen – jeder, der sich ein wenig mit dem Thema auseinandergesetzt hat, weiß, wie schwierig es ist, hier eine hohe und reproduzierbare Qualität abzuliefern.

Als Pluspunkt sieht Strebel, dass Hinterland für Kollegen ein Partner auf Augenhöhe ist: »Schon aufgrund unserer Unternehmensgröße stehen wir für kurze Wege und den direkten Kontakt.« Dabei sieht sich Hinterland als attraktiver Partner für jede Art von Betrieb: Kleinere Schreiner werden in die Lage versetzt, Aufträge aus Mineralwerkstoff anzunehmen und abzuwickeln, ohne dass sie die Kompetenz im eigenen Haus aufbauen müssen. Größere Betriebe können bei Kapazitätsproblemen Teilaufträge auslagern oder auch die komplette Mineralwerkstoffverarbeitung, falls sie nicht ins Konzept passt.

HiMacs, Corian & Co.

Was den Werkstoff angeht, ist Hinterland mit keinem Hersteller verheiratet. Neben LG HiMacs und Corian werden auch Avonite, Kerrock, Staron u. a. verarbeitet, je nachdem was technisch sinnvoll ist bzw. vom Kunden gewünscht wird.

Nach einem Auftragseinbruch zu Beginn der Coronapandemie läuft es derzeit bei Hinterland richtig gut. Der Studiotisch fürs ZDF hat weitere Aufträge von Kunden aus dem Medienbereich und von Designern/Architekten nach sich gezogen. Auch Schreinerkollegen greifen zunehmend auf die Hinterländer als verlängerte Werkbank zurück – Tendenz steigend.


dds-Chefredakteur Hans Graffé kennt Harry Krischer aus dessen Zeit als Berater beim Landesverband Rheinland-Pfalz. Das Trio Krischer, Strebel und Strebel hat Hinterland zu einem Top-Mineralwerkstoffverarbeiter gemacht.


Steckbrief

Betrieb: Hinterland GmbH

56651 Oberzissen, 7 Mitarbeiter, Mineralwerkstoffverarbeitung, Möbel, Innenausbau, Zuarbeit für Kollegenbetriebe

Maschinen: Maka, Homag

Software: Vectorworks Interiorcad, Rhino 3D, MasterCam

www.hinterland-gmbh.de


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