Frühjahrsstürme und ein sehr trockener Sommer haben uns 2018 vor Augen geführt, dass der Klimawandel in Deutschlands Wäldern längst Realität ist. Der Wald ist einerseits Opfer, andererseits aber auch eine wichtiges Hilfsmittel, um die Auswirkungen des Klimawandels zu dämpfen.
Die Aufarbeitung der geschädigten Bäume dauerte Monate, in manchen Regionen hält sie noch immer an, berichtet Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Vorsitzender der Waldschutzorganisation PEFC Deutschland. »Vor uns allen liegt die Mammutaufgabe, unsere Wälder fit für die Zukunft zu machen.«
Wie der Klimawandel und seine Auswirkungen verlaufen werden, könne heute noch nicht im Detail prognostiziert werden, so der PEFC-Vorsitzende weiter. Geschwindigkeit und Stärke der Veränderungen bezogen auf den Wald machten aber deutlich, wie dringlich es sei, den Wald von Morgen aufzubauen. »Waldbesitzer und Forstleute fördern bereits seit Jahren die Vielfalt im Wald«, so Bitter. Denn auch im Wald gelte: »Wer das Risiko streut und auf die Mischung verschiedener Baumarten und Bäume unterschiedlichsten Alters in den Waldbeständen setzt, kann Ausfälle besser kompensieren.« Eine breitere strukturelle und genetische Vielfalt erhöhe die Widerstandsfähigkeit. Dort, wo es Boden- und Witterungsbedingungen zulassen, sollen Reinbestände vermieden werden und mehrere unterschiedliche Baumarten wachsen. Je nach Standort ergänzten manche Waldbesitzer die derzeitigen Baumarten z.B. um die Baumarten Tanne, Esskastanie oder Douglasie. Der PEFC-Standard für nachhaltige Waldbewirtschaftung gibt ihnen dabei Orientierung: Wälder werden nach diesem Standard zertifiziert, wenn sie nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien nachhaltig bewirtschaftet werden.
Auch wenn die Stabilität der Wälder in Deutschland durch die Auswirkungen des Klimawandels bedroht ist, sie speichern im Holz der Bäume und im Boden große Mengen Kohlenstoff. Und Holznutzung aus intakten, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern leistet einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz. Unterstützen kann der Verbraucher dies, indem er beim Einkauf auf Produkte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern achtet. Wird Holz stofflich genutzt und zum Bau von Häusern oder zur Herstellung langlebiger Holzprodukte eingesetzt, bleibt der Kohlenstoff noch länger gespeichert.
Durch viel Regen im Frühjahr und ein Ausbleiben extremer Wetterereignisse besteht die Chance, dass sich der Wald in Deutschland von den Strapazen im letzten Jahr etwas erholt. Experten rechnen jedoch damit, dass fast jeder zweite Jungbaum, der in den letzten zwei bis drei Jahren im Wald gepflanzt wurde, im Sommer vertrocknet ist. Das verlangsamt die Schaffung stabiler Waldstrukturen.
Dringend gebraucht würden neue Konzepte zur Brandbekämpfung und zur Wiederbewaldung. »Waldschutz ist deshalb vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe«, resümiert Dr. Bitter. »Dafür benötigen wir den Rückhalt der Bevölkerung.“