Der Ursprung – aus der Not eine Tugend gemacht: Curt Fischer, der die Marke Midgard im Jahr 1919 im thüringischen Auma gründete, war ursprünglich Fabrikant für Maschinen zur Herstellung von Industrieporzellan. Doch ihn störte die Beleuchtungssituation in seiner Firma. Da künstliches Licht nur von oben kam, verschatteten die Mitarbeiter mit Kopf und Körper ihre Arbeitsplätze und Werkstücke. Seine Antwort auf dieses Problem: flexibel verstellbare Leuchten. Zunächst wurde die Maschinenleuchte direkt an Arbeitsgeräten und -anlagen befestigt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden dann Versionen für unterschiedlichste Anwendungsgebiete entwickelt: In Arztpraxen und über Architektentischen wurde das frei einstell- und konfigurierbare Leuchtensystem später ebenso eingesetzt wie in Wohnhaushalten.
Meilenstein des lenkbaren Lichts
Eine Besonderheit der Leuchtenserien Midgard TYP 500 und TYP 550 modular sind die wartungsfreien Gelenke. Curt Fischer hatte einen Weg gefunden, wie sich die Schrauben des Lenkarmes – selbst bei häufigem Bewegen – nicht lösen und folglich nicht nachgezogen werden müssen. Dieses System begeisterte die Leuchtenexperten David Einsiedler und Joke Rasch – 2015 konnten Sie neben den Originalwerkzeugen auch zahlreiche handgezeichnete Pläne von Fischer übernehmen. »Wir bauen im historischen Kontext«, erklären Einsiedler und Rasch die Wiederbelebung von Midgard – und bringen so Licht in ein Stück vergessene Designgeschichte. Nach fast 100 Jahren mit den alten, auf Qualität getrimmten Werkzeugen und eben nicht zeitgeistig kurzlebig aus dem 3D-Drucker. Anders als der heutige Trend, Lichtquellen möglichst unsichtbar zu machen, sind die Midgard-Leuchten ein klares Statement: Ist solch eine Designikone maximal im Raum präsent, ist der Raum eigentlich möbliert! -HN
Steckbrief
Midgard Licht GmbH
22765 Hamburg
www.midgard.com
Showroom Plyground
PLY unestablished furniture
Hohenesch 68, 22765 Hamburg
www.ply.com
»Beneidet haben wir später die Erfinder des Armes der Midgard-Leuchte. Unsere Lampe war ja auch verstellbar, aber eben nicht so elegant.«
Marianne Brandt, Bauhaus