In der kurzlebigen Welt der Ladeneinrichtung gewinnen nachhaltige Konzepte an Bedeutung. Biokunststoffe sind inzwischen Standardware und so hat Stefan Lessmann mit Partnern ein Ladenbausystem aus dem 3D-Drucker entwickelt, das komplett aus Polylactid Acid (PLA) besteht.
Neben dem breiten Werkstoffspektrum bietet die kunststofftechnische Herangehensweise mit 3D-Druckern konstruktive Möglichkeiten. Verbindungselemente lassen sich integrieren und Hohlräume sowie Gitterstrukturen von Anfang an einbauen. »Die Vorteile des Materials – unter anderem leicht, gleichzeitig stabil und robust, nachhaltig, umweltschonend sowie CO2-neutral – liegen dabei genauso klar auf der Hand wie die eindeutigen Vorzüge für unseren Ladenbau-Bereich«, ist Stefan Lessmann überzeugt. Zusammen mit Partnern in Asien hat der Geschäftsführer der ALW Shopkonzept & Projektmanagement GmbH ein Gondel-Verkaufsmöbel entwickelt, das komplett aus Biokunststoff besteht. Die Rezeptur ist ressourcenschonend, da es nahezu keine Reste gibt – aber sie ist nicht unproblematisch. Kritiker merken an, dass zur PLA-Produktion teilweise Maisstärke eingesetzt wird, die prinzipiell auch als Lebensmittel hätte dienen können. Tatsächlich sind genauso gut Produktionsabfälle, Algen und andere Pflanzen als Ausgangsbasis möglich. Hier geht es letztlich wie bei jedem Rohstoff um die Dokumentation von Quellen und Bezugswegen.
Starke Verbindungen
Lessmann konkretisiert die Vorteile, die Material und Verfahren bieten: verkürzte Produktionszeiten, Standardisierung. Daraus resultieren Kosteneinsparungen und optimierte Prozesse. »Dabei ist der Werkstoff nicht nur für den Kosmetikbereich interessant, sondern kann auf viele weitere Sparten des Ladenbaus ausgeweitet werden«, ergänzt seine Mitarbeiterin Architektin Martina Brockmann. »Wir sehen diese Art des Ladenbaus als zukunftsweisende, alternative Entwicklung in diesen Zeiten, um auch eine Alternative zum herkömmlichen Baustoff Holz zu finden.«
Lessmann, der gelernte Tischlermeister, produziert nicht selbst, sondern greift auf ein internationales Netzwerk von Produzenten zurück, darunter auch namhafte Schreinereien aus dem Schwarzwald. Er ist offen für neue Verbindungen und hofft auf neue Impulse.
Im technischen Bereich sind neue Verbindungen ebenso erforderlich. Stefan Lessmann hat sich einiges einfallen lassen, um die PLA-Platten werkzeuglos zu montieren. Nuten wurden schwalbenschwanzartig ausgebildet, Flächen greifen in ausgesparte Taschen und werden dort verriegelt, Beleuchtungskabel verlaufen unsichtbar in Nuten und vieles mehr. Da PLA von Natur aus milchig-transparent ist, führt eine gezielt eingesetzte LED-Beleuchtung zu interessanten Effekten. Sind diese nicht erwünscht, lässt sich das Material in gewohnter Weise farbig lackieren und der Biokunststoff erscheint wie eine Stahlrohkonstruktion oder wird unsichtbar zur Nebensache. Dass sich das Material bei Regen wieder auflöst, ist nicht zu befürchten. Zwar ist die Kompostierbarkeit grundsätzlich gegeben – allerdings nur in einer speziellen Biosphäre, die in der üblichen Gebrauchsumgebung im Ladenbau niemals erreicht wird. -CG
Videotipp
Montage in 13 Minuten: Hier sehen Sie im Video die werkzeuglose Montage des kompletten Verkaufsmöbels inklusive Beleuchtung:
Steckbrief
Werkstoff
PLA, auch Polymilchsäure genannt, besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und gehört zu den Polyestern.
Möbelentwicklung
ALW Shopkonzept & Projektmanagement GmbH
40764 Langenfeld
Tel. +49 2173 269177-0
www.alw-shopkonzept.com
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