Textileinzelhandel hieß das früher, was der Modeladen Overkill in Berlin-Kreuzberg betreibt. Solch sperrige Bezeichnung wird dem jedoch nicht gerecht, was der Konsument heute erwartet. »Zeig mir, wo du einkaufst, und ich sag dir, wer du bist« – so lautet die Devise der jugendlichen Klientel. Soll der Laden brummen, muss er einen hohen CoolnessFaktor aufweisen, um überhaupt Aufmerksamkeit zu erregen. Selbstverständlich ist, dass auch die Ladeneinrichtung diesen Faktor erreichen muss.
Overkill hat den Schritt vom Laden zur Marke geschafft: Grundidee war die Kombination von Sneakers mit Graffity-Bedarf. Dazu Hosen, Jacken, Shirts im Urban Fashion Stil. 2016 eröffnete ein zweiter Laden, speziell für Frauen. Gestaltet wurde er, jedenfalls der Nike-Space darin, von Daniele Luciano Ferrazzano, einem Stuttgarter Designer, der u. a. für den Mineralwerkstoffhersteller Kolpa arbeitet.
Urbanität in Verbindung mit Damenbekleidung war die Vorgabe: marode Fassaden, Beton, Metall, Graffiti – diese Assoziationen hat Ferrazzano aufgewertet, vom Schmutz befreit sozusagen: Mineralwerkstoff ersetzt Beton, poliertes Messing ersetzt rostigen Stahl, Terrazzo ersetzt Estrich. Ein modulares Hängesystem aus pulverbeschichteten Rohren, die sich zu gebäudeartigen Silhouetten formen, trägt die Kleidungsstücke. Eine monolithische Ladentheke aus weißem Kerrock ist der Fixpunkt des Raums, sonst ist alles flexibel. Die Polsterbank im gleichen Rohr-Stil wurde eigens angefertigt: Nichts in der Einrichtung kommt »von der Stange«, selbst die Leuchten aus LED-bestückten Messingrohren stammen vom Designer.
Gebaut wurde alles von Kolpa Solutions, dem herstellereigenen Kerrock-Verarbeiter, der als GU Ausbau-Aufträge ausführt, vom Entwurf bis zur Montage – manchmal im Wettbewerb zum Schreiner, dann wieder als partnerschaftlicher Zulieferer.
Steckbrief
Auftraggeber: Nike
Laden: Overkill Women, Berlin
www.overkillshop.com
Design: Studio DLF und Plus 4930 www.studio-dlf.com, www.p4930.de
Werkstoff, Innenausbau:
Kolpasolutions, www.kerrock.de