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Schuhe auf dem Laufsteg

Gestaltung
Schuhe auf dem Laufsteg

Der Schuhladen von Sigrun Woehr in Stuttgart ist ein Musterbeispiel expressiver Innenarchitektur. Die Architekten Peter Ippolito und Gunter Fleitz erläutern das gestalterische Konzept.

Sigrun Woehr betreibt sechs äußerst erfolgreiche Schuhläden in Pforzheim, Karlsruhe, Heilbronn und Stuttgart. Sie hat sich in den vergangenen 20 Jahren mit ihrem sehr eigenen Mix aus Sportivem, Mädchenhaftem und Elegantem einen Namen gemacht. In der Stuttgarter Kirchstraße, in guter Lage gegenüber von Louis Vuitton, sollte ein Laden entstehen, der als anspruchsvolle Bühne für das Programm aus Schuhen, Accessoires und Bekleidung dient und keine Schwellenangst aufkommen lässt.

Die Hauptaufgabe bei der Gestaltung des Ladens war, die Konkurrenz zwischen der kleinteiligen, objekthaften und oft sehr farbigen Ware und einem einprägsamen Raumeindruck produktiv zu lösen. Es entstand ein großzügiger weißer Raum, der durch Einbauten und Farbakzente gegliedert wird.
Ursache und Wirkung
In einem ersten Schritt wird die Einheit des Raumes durch das Abrunden der Raumecken und die frei abgehängte Decke verstärkt, welche die Konturen nachfährt. Diese Geste unterstützen die gelben Sockelleisten und der durchgehende, glänzend weiß mit Epoxydharz beschichtete Boden.
Durch die Akzentuierung dreier Abschnitte der Wandabwicklung werden Blickpunkte gesetzt: Die grüne Wand betont den Tresen als zentrales Element. Gegenüber entwickelt sich die in petrol gestrichene Decke zu einem schwebenden Regalelement. Die Ware erfährt hier große Aufmerksamkeit. Den Hintergrund des Ladens bildet eine treppenartig gestaffelte Auslage. Ein zart rosa gestrichenes Panoramaband mit einem leicht glänzenden weißen Flächenornament gibt dem Laden auf Augenhöhe eine größere Tiefe.
Zwei große Vitrinen in der Mitte des Raumes erhöhen die Schichtung und Gliederung des Raumes und bieten durch die Beleuchtung von oben und unten Gelegenheit, Ware im Fokus zu platzieren. Die Regale an der Wand sind klar erfassbar in Nischen angeordnet und hinterleuchtet.
Eine große Spiegelwand im hinteren Teil des Ladens vergrößert den Raum optisch. „Tapetentüren“ zu Umkleide und Hintereingang sind integriert. Nahe dem Eingang vervielfältigt ein freistehender, drehbarer Spiegel die Inszenierung von Raum und Produkten. Polsterelemente, mit dunkelbraunem Kunstleder bezogen und mit gelben Nähten abgesteppt, laden zur Anprobe ein.
Licht, Farbe und Form
Um den Raum optisch zu weiten und die Produkte optimal auszuleuchten, werden die meisten Elemente direkt und indirekt beleuchtet. In Vertiefungen der abgehängten Decke wurden Lichtschienen angebracht. So können neben den fest eingebauten Strahlern und Leuchten auch flexible Spots eingesetzt werden. Gleichzeitig dienen die Deckennuten zur Raumführung. Weiß als Grundfarbe lässt den Laden hell, freundlich und modern erscheinen. Nur an ausgewählten Stellen werden Farbakzente gesetzt.
Die petrolfarbige Decke, das rosafarbige Panoramaband, die schokobraunen Möbel, die grüne Wand und die gelben Sockelleisten und Deckenabschlüsse versetzen die verschiedenen Elemente und Flächen in Spannung zueinander. Die Ware ist dagegen Objekt genug. Sie steht in gestalterisch und farblich zurückhaltendem Umfeld und somit immer im Vordergrund.
Die eingesetzte Farbskala ist modern und feminin. Eindeutige Assoziationen zum Thema Mode werden generiert. Die Spannung der Farbflächen wird durch Form und Material unterstützt: Rundes begegnet Scharfkantigem, verspiegelte und matte Flächen stehen sich gegenüber, geschäumte Körper treffen auf harte Elemente. So entsteht ein produktiver Gegensatz von Weichheit, Eleganz und Modebewusstsein auf der einen Seite und Präzision und urbanem Style auf der anderen.
Eine gestrichelte Linie verstärkt den Modekontext. Sie erscheint in den gelb abgesetzten Steppungen der Polster- möbel und als symbolische Naht in Form einer geschwungenen Linie an der Decke und auf den Vitrinen. Die Neugierde wird beflügelt und der Raum vom Eingang bis zum hinteren Ende „zusammengeschnürt“.

Innenausbau
Innenarchitektur: Ippolito Fleitz Group 70197 Stuttgart Tel.: (0711) 993392-330 Fax: (0711) 993392-333 www.ifgroup.org Farbberatung: Stefan Gabel, Stuttgart Trockenbau: Geyer GmbH, Stuttgart Schreinerarbeiten: Sauter Innenausbau GmbH, Bad Urach Malerarbeiten: Peter Lehner, Stuttgart Bodenarbeiten: Sasa Valencic, Leonberg
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