Schattenspiel

Prof. Peter Litzlbauer, Staatl. Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Fachbereich Architektur und Design

Auf einem halben Quadratmeter türmen sich nach allen Seiten gedrehte und gefaltete Flächen zu einem skulpturalen Säulenstumpf. Die gewollte Asymmetrie ergibt sich aus den auf Gehrung zusammengesetzten, drei- bis sechseckigen Flächen. Licht und Schatten überhöhen den Eindruck einer Skulptur durch Farbenspiel auf der einheitlichen Nextel-Hülle. Hier wollte Patrik Graf einen Bezug zur Fotografie schaffen, die ebenfalls nur mithilfe des Lichts möglich ist – das Meisterstück soll Fotoausrüstung beherbergen und in der ausgefallenen Formgebung an die Origami-Papierfaltkunst erinnern, was sich dem unbefangenen Betrachter so nicht zwingend erschließt.

Beeindruckend ist die konstruktive Durcharbeitung des Möbels, die hohes geometrisches Verständnis und enorme Präzision in der Bearbeitung erfordert. Angesichts dieser Komplexität sind die drei eingestanzten Schubladenfronten nur schwer nachvollziehbar. Sie wirken überbetont und aufdringlich, was die Gesamtwirkung empfindlich stört. Wie schade, dass nicht die ganzen Flächen als Fronten ausgebildet wurden, die auf Gehrung in den Korpus einschlagen. So wären sie auf den ersten Blick gar nicht erkennbar und der Säulenstumpf trüge den Duktus geheimnisvollen Verbergens. Grundsätzlich stellt sich hier die Frage, ob es im konzeptionellen Ansatz die richtige Entscheidung war, nur drei Schubkästen einzusetzen – besonders, wenn man einmal den konstruktiven und gestalterischen Aufwand für den Säulenstumpf mit dem Stauraum der Schubkästen in Beziehung setzt. Die Qualität dieses Meisterstücks liegt in dem hohen Anspruch des Faltwerkes und der konsequent durchgehaltenen konstruktiven Ausführung. Für diese meisterhafte Arbeit gebührt Patrik Graf ein außerordentliches Lob.