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Junge Gesellen, alte Eichen

Möbel
Junge Gesellen, alte Eichen

Verwachsenes Schnittholz, alte Balken, am Stück oder als Furnier – der Nachwuchs liebt es gerade urig. In der Ausstellung zum hessischen Landeswettbewerb »Die Gute Form« zeigte ein Drittel der Gesellenstücke Altholz – nicht immer zum Vorteil der Entwürfe.

Eiche Altholz in jeder Form steht im Ranking der beliebtesten Stilmittel bei den Gesellenstücken aktuell auf dem ersten Platz – und zwar nicht nur bei den klassischen Massivholzstücken. Entwürfe nach Vorbildern industrieller Korpusmöbel tragen ebenso ihr rustikales Gewand, ob vollflächig oder als akzenthaft gesetzte Applikation. Ein Trend, über den sogar die LED-Lichtspiele vergessen werden und das soll schon etwas heißen. Manche sind so gnadenlos (oder auch konsequent), ihre eichenen Ritterburgen mit Farbwechslern auszustatten. Die Steigerung rustikaler Möbel zur Geisterbahn folgt dem Megatrend: »Schluss mit der Askese, jetzt wird dick aufgetragen.« Dieser Code hebelt seit einigen Jahren die zuvor mühsam errungene Stringenz in der Gestaltung aus: Wenn ich etwas hervorheben möchte, einen Schubkasten zum Beispiel, bediene ich mich nicht etwa nur eines Stilmittels, sondern garniere das farblich abgesetzte Vorderstück noch mit einem expressiven Griff. Ganze Möbelstücke tragen Logocharakter, sehen nach etwas aus, das mit ihrer Funktion als Gebrauchsmöbel gar nichts zu tun hat. Für leidenschaftliche Puristen (auch in der Gute Form Jury) ist es eine Herausforderung, ihre Grundsätze nicht mit religiösem Eifer vor den vermeintlich Ungläubigen zu verteidigen, sondern ihre errungenen Tugenden auch für diejenigen fruchtbar zu machen, die Freude an der Opulenz haben. Das bedeutete, den Ansatz der Gestaltung zu durchschauen und auf seine Stimmigkeit hin zu untersuchen. Es kann sich die vom puristischen Geist empfundene Überbestimmung eines Details relativieren, wenn deutlich wird, dass gerade die Überbestimmung das gewählte Stilmittel ist. So spornt »Die gute Form« nicht nur Auszubildende dazu an, sich immer wieder neu mit Gestaltung zu befassen. Auch die Jurymitglieder sind aufgerufen, ihre gut begründeten Maßstäbe konsequent zu verfolgen und gleichzeitig beweglich zu halten. Das fällt nicht immer leicht, zumal modische Trends ja einerseits zum Leben gehören, andererseits aber die Langlebigkeit und Wertigkeit meist fünfstellig kalkulierter Einzelmöbel infrage stellen – auch, wenn es sich um Gesellenstücke handelt.

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