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Leichte Platte im Einsatz

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Leichte Platte im Einsatz

Die Tischlerei Gerdes in Wiefelstede verarbeitet jährlich 5000 m2 der Leichtbauplatte Eurolight von Egger. Gerdes-Geschäftsführer Markus Kasselmann hat uns aus seiner Erfahrung mit dem Material berichtet.

Markus Kasselmann und sein Kompagnon Johann Janßen führen seit 1997 die Tischlerei Gerdes mit 28 Mitarbeitern als autarkes Unternehmen der Gerdes-Gruppe. Der Jahresumsatz beträgt 2,5 bis 3 Millionen Euro. Im Jahr 2006 wurde die Kapazität der Werkstatt durch einen Neubau von 1500 m2 auf 2400 m2 erhöht. »Wir sind schon ein bißchen mehr Industrie«, sagt Markus Kasselmann, insbesondere im Hinblick auf die Plattenverarbeitung. Bis zu 50000 m2 Holzwerkstoffe gehen jährlich durch die Fertigung, etwa zehn Prozent davon sind Wabenplatten mit 8-mm-Deck: die »Eurolight« von Egger. Leichtbauplatten finden im Handwerk bisher noch nicht die Verbreitung, die man bei Egger erwartet hatte. Das liegt weniger am Produkt: Eurolight kann durch die kräftigen Decks mit Standardmaschinen bearbeitet und den üblichen Beschlägen bestückt werden. Trotzdem pressen viele Kollegen lieber normale Spanplatten zusammen, als für stärkere Dimensionen eine Leichtbauplatte zu verwenden. Es sei denn, es geht dem Kunden explizit um geringes Gewicht! Markus Kasselmann und Johann Janßen sind im Laden- und Messebau aktiv. Die Monteure sind begeistert, wenn Wände aus Leichtbausegmenten mit 2800 mm Höhe und 1000 mm Breite bestehen. Sie können locker von einem Mann bewegt und zu beliebig langen Wänden addiert werden. Die Segmente sind am Rand mit eingefrästen Riegeln aus 19er-Spanplatte verstärkt und können auf diese Weise Verbindungsbeschläge aufnehmen.

Im Ladenbau kommt Leichtbau für Bauteile in großer Dimension, aber auch für auf der Wand montierte Fachböden in Frage: Zusätzlich zum Gewicht der Ware zieht dann nicht auch noch ein schwerer Boden an der Befestigung. Auch hier verstärken eingefräste Riegel aus 19er-Spanplatte den Randverbund. Die kräftigen Decks der Wabenplatte sind dazu in der Tiefe um diese 19 mm gefälzt. Nachdem die Streifen am Rand eingesetzt sind, kann wie gewohnt im Durchlauf bekantet werden.
Im Zuge des Werkstattneubaus hat die Tischlerei Gerdes auch in Maschinen und Plattenlager investiert. Das Thema Leichtbau wurde gerade virulent, daher entschieden sich die Geschäftsführer Kasselmann und Janßen für ein Homag BAZ, das auch Stützkanten verarbeiten kann. Freiformteile werden komplett auf dem BAZ bekantet. Im Durchlauf kann Gerdes Kanten und Anleimer bis 60 mm Höhe anfahren, aber keine Stützkanten einsetzen. Das wird die nächste Maschinengeneration leisten.
Gab es bei den Gerdes-Mitarbeitern gegenüber der Leichtbauplatte Skepsis? Markus Kasselmann muss schmunzeln: »Auch bei uns hieß es erst, das hält ja nicht. Man muss Erfahrungen sammeln und auch einige Richtlinien beachten. Das ist mit jedem Material so. Man muss sich Gedanken machen, wie und wo man es einsetzt.« Wer Wabenplatten auf Lagerhölzer ablegt oder mit dem Stapler anhebt, sollte eine Platte unterlegen, die den Druck verteilt. Ein 8-mm-Deck ist dafür nicht ausgelegt. Im LKW sollten Leichtbauplatten oben auf dem Stapel transportiert werden.
Nicht nur in Handling und Transport fordert eine Wabenplatte dazu auf, sich mit ihren Eigenschaften zu befassen. Als sich bei einem Werkstück die Kanten deutlich von der Fläche absetzten, war man bei Gerdes zunächst ratlos. Seit die Tischler aus Wiefelstede mit Bohrungen an unauffälligen Stellen für Belüftung des Wabenkerns sorgen, ist das Problem behoben. Bekantet und lackiert entsteht in der Platte offensichtlich ein eigenes Klima, das auf äußere Veränderungen wie eine Barometerdose reagiert.
Die Tischlerei Gerdes bietet unter der Überschrift »Tischler für Tischler« Kollegen, vom Zuschnitt über Möbelteile bis zum fertigen Produkt, Unterstützung in der Fertigung an. Das macht auch in Sachen Leichtbau Sinn, spätetens dann, wenn Stützkanten erforderlich sind – bei der Eurolight in 50 und 60 mm Dicke. Die 38 mm dicke Platte lässt sich ohne Stützkante bekanten. Im Möbelbau sind starke Dimensionen auch mit anderen Mitteln zu erreichen, mit Aufdoppelung von Spanplatten oder mit auf Gehrung verleimten Hohlkörpern etwa. Hier rät Markus Kasselmann, den Aufwand zu prüfen. Eine Aufdoppelung kann in der Fertigung teurer sein, als die konstruktiv häufig viel sinnvollere Lösung mit einer Leichtbauplatte. JN

Werkstoff und Verarbeiter
Die Tischlerei Gerdes verarbeitet mit 28 Mitarbeitern rund 50000 m2 Platten im Jahr, daran hat die Leichtbauplatte »Eurolight« von Egger einen Anteil von etwa zehn Prozent. Zur Anwendung kommt der Werkstoff hauptsächlich im Laden- und Messebau. Tischlerei Gerdes Holzsystembau GmbH 26215 Wiefelstede/Dringenburg Tel.: (04458) 9119-52. Fax: -55 www.gerdes-gruppe.de

»Die Platte ist gut. Man muss Erfahrungen machen, wie und wo man sie einsetzt.«
Markus Kasselmann, Tischlermeister
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