1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Gestaltung »

Korpusgenerator oder CAD-System? Oder beides?

Gestaltung
Korpusgenerator oder CAD-System? Oder beides?

Im Januar hat unser Artikel »80 Prozent sind Standard« (dds 1/2006, S. 63) Fragen zu den Möglichkeiten und Grenzen von Korpusgeneratoren aufgeworfen. Erich Stanislowski, CAD-Lehrer an der Meisterschule Schwäbisch Hall, ist profunder Kenner verschiedener Systeme und gibt eine Entscheidungshilfe.

Korpusgeneratoren werden von verschiedenen Zulieferern und von Softwarehäusern als eigenständige Produkte angeboten. Teilweise werden sogar 3-D-Generatoren mit sehr umfangreichem Zubehör als CAD-Programm verkauft. Die Entwickler der professionellen CAD-Programme haben nach kurzer Zurückhaltung die Vorteile von Korpusgeneratoren erkannt und in ihre Produkte integriert.

Viele Kollegen stehen vor der Frage, ob sie einen einfachen und günstigen Korpusgenerator kaufen sollen oder ein CAD-System, das zunächst mehr kostet und mehr Einarbeitungszeit benötigt. Um diese Entscheidung abwägen zu können, sollten Sie vor allem wissen, was ein Korpusgenerator in der Regel nicht kann. Der Korpusgenerator stößt besonders im individuellen Möbelbau sehr schnell an seine Grenzen, wenn Sie folgende Dinge planen und präsentieren möchten:
  • Konstruktionen (keine Dachschrägen), bei denen die Platten einfach oder mehrfach nicht rechtwinklig angeschnitten oder ausgeklinkt werden
  • beliebige Teilkreise, die in Rechtecke oder wieder in Teilkreise übergehen
  • Informationen über Abwicklungen, wahre Länge von Schrägen, Bogenmaß
  • individuelle Produkte in vorhandene Szenen einfügen: Spezialgriffe, Deko, Fernseher, spezielle Objekte des Kunden, die einen Platz finden sollen
  • hochwertige Präsentationen für den anspruchsvollen Innenausbau
  • Präsentation individueller Haustüren, Vitrinen, Messebau etc.
  • Simulation von Licht, Hinterleuchtung
  • Planen umfangreicher Großprojekte im Laden- und Objektbau
  • planerische Herangehensweise, bei der nach und nach detailliert wird
  • kreative Produktgestaltung
  • Rechnen Sie zusammen
  • Wie viele Produkte im Monat können Sie nach der oben aufgeführten Liste nicht mit einem Generator fertigen?
  • Welche neuen Produkte kommen in Zukunft dazu?
  • Wie viele Planungen wollen Sie davon selbst machen?
  • Wollen Sie aufwändige Planungen an ein Planungsbüro übergeben?
  • Ist die Qualität Ihrer Handskizzen verkaufsfördernd? Wie oft müssen Sie die Skizzen ändern?
Tipp: Wenn wöchentlich ein bis zwei anspruchsvolle Planungen anfallen, die Sie nicht mit dem Korpusgenerator umsetzen können, sollten Sie sich für ein gutes CAD-System entscheiden.
Es sind einige Korpusgeneratoren auf dem Markt, die sich in CAD-Systeme integrieren lassen. Bitte richten Sie das Hauptaugenmerk auf das CAD-System und nicht nur auf den Korpusgenerator. Leichte Bedienbarkeit, Übersichtlichkeit und beste Ergebnisse, was Präsentation und Produktionsdaten wie Stückliste und CNC-Anbindungen angeht, machen ein gutes CAD-System aus. Prüfen Sie zusätzlich, ob der integrierte Korpusgenerator des ausgewählten CAD-Systems für Sie ausreichend ist.
Denken Sie langfristig
Ein Preisunterschied von 1000 Euro ist durch Mehraufwand in der Einarbeitung oder bei der Umsetzung im Alltag innerhalb von einem Monat aufgebraucht. Schon nach 20 Stunden Mehraufwand ist bei einem Stundensatz von 40 bis 50 Euro das scheinbar günstige System sehr teuer. Auch Schulungs- und Folgekosten werden bei Generatoren und CAD-Systemen oft nicht berücksichtigt.
Korpusgeneratoren haben den Vorteil, dass einfache CNC-Datensätze hinterlegt oder neu generiert werden. Diese einfachen Korpusprogramme für zirka 80 Prozent der Produkte können auch als Variantenprogramme direkt an der CNC-Maschine hinterlegt werden – mit dem Nachteil allerdings, dass bei neuen Beschlägen die Programme überarbeitet werden müssen.
Werden dagegen aufwändige CNC-Programme für komplizierte geometrischen Konstruktionen benötigt, können CAD-Systeme wertvolle Hilfe leisten und mit einer DXF-Schnittstelle die CNC-Daten generieren. In der Regel »frisst« das schwierige Detail Ihre Zeit, nicht die Masse der Produkte!
Was wollen Sie verkaufen?
Suchen Sie den anspruchsvollen, hochwertigen Auftrag bzw. Kunden, müssen die Rahmenbedingungen im Dienstleistungsbereich ebenso hochwertig sein. Das bedeutet eine Produktpräsentation auf hohem gestalterischem Niveau.
Dabei spielt es keine Rolle, ob die Präsentation fotorealistisch ist oder eine von Hand erstellte Perspektive. Kunden müssen von der Präsentation begeistert sein und sich angesprochen fühlen. »Stumpfe« Bilder sowie unrealistische CAD-Bilder wirken abschreckend, nicht verkaufsfördernd.
Keine Frage: CAD-Systeme kosten mehr als reine Korpusgeneratoren. Aber sie bieten einen großen Mehrwert durch die Abgrenzung vom Wettbewerb mit kreativem Design und emotionalen, nicht alltäglichen Präsentationen. Dem Kunden wird keine schematische Darstellung vorgelegt, er erlebt in Echtzeit eine virtuelle Ausstellung.
Mein Rat: Spezialisieren Sie sich auf das, was Möbelhäuser und Mitnahmemärkte nicht können, nämlich individuelle Produkte fertigen. Überzeugen Sie nicht mit dem billigen Preis, sondern mit der Wertigkeit Ihrer Produkte.
Erich Stanislowski
Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 3
Aktuelle Ausgabe
03/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »