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In Neuseeland als Schreiner arbeiten

In Neuseeland als Schreiner arbeiten
Schreinern in Neuseeland

Wie ist das, am gegenüberliegenden Ende der Erde als Schreiner in Neuseeland zu arbeiten? In einem Land ohne Furniere hochwertige Innenausbauten zu kreieren? Annett und Klaus Todt gelingt dies seit zehn Jahren sehr erfolgreich.

Spricht man von Neuseeland haben die einen sofort die grünen Auen und weitere Filmszenen aus der Herr-der-Ringe-Trilogie vor Augen. Für andere sind es aktive Vulkane, tiefe Fjorde, hohe schneebedeckte Berge, alte urwüchsige Wälder und spektakuläre Strände – unterschiedlichste wilde Natur ganz eng beieinander gelegen. Skifahren am Mittag und nach zwei Stunden Autofahrt sitzt man am Strand des Pazifik. Die ganze landschaftliche Vielfalt Europas von Norwegen bis Portugal ist hier extrem dicht komprimiert. Ein Sehnsuchtsort für Aussteiger. Ein Paradies für Langzeiturlauber. Ein Belohnungsort für Abiturenten, die sich eine Auszeit nach dem Abi gönnen – so die Zeit vor Corona.

Klaus Todt hatte 1993 seine erste Begegnung mit Neuseeland. Als ambitionierter Schwimmer, Läufer und Radler nahm er am Ironman New Zealand teil. Das Land im Südpazifik, rund 20 000 km entfernt von der Heimat am Neckar, lies ihn von da an nicht mehr los. Bis 2005 dauerte es noch, bis er den Möbelbau in der eigenen Schreinerei aufgab und mit Frau Annett und den beiden kleinen Töchtern umsiedelte. Angestellt als Schreinermeister bei einem deutschen Kollegen startete er auf der Südinsel Neuseelands »in the middle of nowhere«. Kein Ort der Südinsel ist weiter vom Meer entfernt als das Städtchen Cromwell. Nach einem Jahr im Inselinneren wechselte die Familie nach Nelson an den Nordzipfel der Südinsel.

Der Ort an der Tasman Bay ist mit rund 2200 Sonnenstunden verwöhnt. Nach weiteren angestellten Jahren bot sich die Option eine Schreinerei in einer Apfelhalle für eine geringe Pacht zu übernehmen. So starteten die Todts als Schreiner in Neuseeland mit dem eigenen  Unternehmen Living Design.

Perfekte Aufgabenverteilung für das Schreinern in Neuseeland

Klaus als kreativer Planer und Fertigungs-Virtuose. Annett, die als Technikerin der Bekleidungsindustrie und REFA-Fachfrau das kaufmännische und auch die Workflows und Lieferketten steuert. Da edle und innovative Materialien in Neuseeland kaum erhältlich sind, verlangt Beschaffung viel Cleverness und Geduld. Alte Kontakte und Freundschaften in die Heimat, etwa zu Hannes Bäuerle von der Raumprobe, erweisen sich als Glücksfall, um Kunden mit den aktuellsten Produkten aus Deutschland, der Schweiz oder Österreich zu faszinieren. Wenn die Fertigung, Verschiffung und Zoll für eine gewalzte Edelstahlspüle drei Monate Vorlauf verlangen, wird deutlich, wie wichtig Lieferkettenmanagement ist.

Materialimport nach Neuseeland

Die Todts sind Materialliebhaber mit einem Faible für erlesene Oberflächen und Werkstoffe. Im letzten Jahr haben sie die eigene Materialagentur »Konzept M« gegründet. Dies bietet ihnen nun einen besseren Zugriff auf maßgeschneiderte Materialien und zugleich können sie über die Agentur Kollegen mitversorgen und Architekten oder auch Endkunden mit den neuesten Innovationen beeindrucken. Auf diesen Seiten stellen wir Projekte von Annett und Klaus vor, die Einblicke in ihre Arbeit geben. Das elementare bei der Neukundengewinnung sind Referenzen und Weiterempfehlungen zur »German Quality made by Klaus«.

Spektakuläre Projekte profilieren

Das Objekt »Black Velvet« auf Seite 14/15 zeigt ein Privathaus an der Sandy Bay bei Marahau, dem Tor zum Abel Tasman National Park. Klaus hat bei dem Objekt schwarzmatten Schichtstoff von Egger mit Eschenholz kombiniert. Strenge Regularien der Behörden verhindern Selbstverständlichkeiten aus dem europäischen Schreineralltag. Um keine Schädlinge oder Krankheiten auf die Inseln mit ihrer sensiblen Natur einzuschleppen darf kein unbehandeltes Holz und somit auch kein Furnier ins Land eingeführt werden. Verarbeitet werden fertigfurnierte Sperrhölzer oder MDF, die schutzbehandelt sind. Klaus hat aus solcher Begrenztheit eine Tugend gemacht und verarbeitet Fronten fast ausschließlich auf Gehrung, sodass sich das Furnierbild um die Ecke fortsetzt.

Das »Dome Home«, Seite 16, ist ein anderes außergewöhnliches Projekt. Eine deutsche Architektin zog sich die Todts zum Innenausbau für ihre deutsche Kundin hinzu. Das skulpturale Gebäude wurde in Frankreich vorelementiert und von einem irischen Zimmerer aufgeschlagen, bevor die Todts den individuellen Innenausbau einbauen konnten.

Schreiner per Work & Travel für Neuseeland

Fest angestellt arbeiten bei den Todts der deutsche Schreinermeister Uwe und Iain, ein englischer Tischler. Üblicherweise sind weitere Schreiner mit an Bord – über Work & Travel Visa. Corona-bedingt mussten die letzen drei Mitarbeiter zurück nach Europa ausreisen, nachdem die neuseeländische Regierung stringent einen totalen Lockdown im April durchzog. Bis es wieder soweit sein wird, dass europäische U30-Schreiner im Team Todt mitarbeiten können, wird es längere Zeit dauern. Zuerst müssen Impfstoffe gegen Cocid 19 entwickelt sein. Neuseeland nutzt seine einzigartige Insellage im Südpazifik, um Flora und Fauna, aber auch seine Menschen vor Infektionen zu schützen – und verzichtet dabei komplett auf den elementaren Wirtschaftsfaktor Tourismus.


»Unser Faible für echte Handwerkskunst, die Leidenschaft für gute Innenarchitektur und innovative Materialien verhelfen uns zu einem Alleinstellungsmerkmal in Neuseeland.«

Annett und Klaus Todt,
Living Design, Neuseeland

 

Projekt 1 aus Neuseeland: Innenausbau Neuseeland


Instagram #ddsmagazin und #livingdesign_NZ haben dds-Redakteur Hubert Neumann und die Todts aufeinander aufmerksam gemacht. Eine erstes Telefonat offenbarte schnell die gemeinsame Wellenlänge auch über 20 000 km.


Steckbrief

Arbeiten in Neuseeland – aktuell durch Covid 19 nicht möglich. Dennoch ein paar Basisinfos für die Zeit danach.

Internationale Einreisen nach Neuseeland bleiben bis auf Weiteres untersagt. Ausnahmen bestehen nur für neuseeländische Staatsangehörige und »Permanent Residents«

Bisher sehr interessant war für unter 30-Jährige ein einjähriges Work-Holiday-Visa. Das kostet EUR 175 und erlaubt ein Jahr ohne Beschränkung zu arbeiten. Ein »Workvisa« ist ein wesentlich komplexerer Antrag und ist darauf ausgelegt, dass man drei Jahre bleibt.

Living Design, Annett und Klaus Todt
Showroom & Workshop: Mahana, Nelson, New Zealand

www.livingdesign.co.nz,
www.konzeptm.co.nz

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