Großflächig Glasscheiben mit Aussparungen passgenau zu verarbeiten, ist an sich kein Hexenwerk – wenn`s dann an die Montage geht, darf die Baustelle am Freitagmittag gerne mal verwaist sein. Kollege Johann Rauh gibt Einblicke in die Glaswelt.
Johann Rauh hat nach der Münchner Meisterschule noch vier Semester zum Form- und Raumgestalter in Garmisch durchlaufen und dabei Berührungsängste zu Werkstoffen außerhalb der Holzwelt hinter sich gelassen. Heute fühlt er sich in vielen Materialwelten zu Hause – auch in der Vielfalt der Glaswelt. Experimentieren ist für ihn und seine fünf Mitarbeiter Alltag. Auf die Frage nach den Arbeitsfeldern seines Betriebes antwortet er: »365 Tage im Jahr Prototypenbau«. Mit der Routine des Entwerfen, Entwickeln und Konstruieren gelingt ihm dies in einem sehr wirtschaftlichen Workflow. Dies macht ihn bei Architekten und Kunden zum interessanten Partner für den individuellen Innenausbau.
Das hier vorgestellte Gästebad mit feuerrot (RAL 3000) lackierten Glasflächen ist ein Teilauftrag einer modernen Villa, bei der Johann Rauh unter anderem auch das Hauptbad mit Wannen in Mineralwerkstoff oder komplexe Geländer und Absturzsicherungen in Glas ausgeführt hat. Architekten des Projektes waren Bembe und Dellinger aus Greifenberg, zu denen der Schreiner über die Jahre ein Verhältnis mit sehr viel Vertrauen aufgebaut hat. Das macht es für beide Seiten einfach, auch unkonventionelle Projekte reibungslos umzusetzen. Wichtig bei anspruchsvollen Objekten ist neben dem Gespür für das Material und die angemessene Konstruktion eine detaillierte CAD-Planung. In Imos 3D plant Rauh inzwischen seine Projekte – mit direktem Anschluß an die CNC. So sind die Badmöbel auf Gehrung in wasserfesten Platten gefertigt, die Oberfläche bilden zugelieferte passgenaue, aufgeklebte Gläser.
Raumhoch macht`s spannend
Für die Wände lieferte der Schreiner raumhohe ESG-Scheiben, die in punktuell auf den Wandputz aufgetragene Kleberpunkte eingebettet sind. Der gute Draht zu Glas Trösch in Memmingen vereinfacht ihm das Handling. Abgestimmt zum RAL-Ton der Scheiben lieferte Trösch auch Silicon im identischen Farbton. Da bei dem Projekt Armaturen mit filigranen Abdeckrosetten (Vola) ohne Toleranzspiel zum Einsatz kamen, dazu akkurat erforderliche Spülkastenausschnitte, fertigten die Schreiner 1:1-Schablonen und vertrauten nicht nur der CAD-Bemaßung. Die Montage der großformatigen Scheiben verlegte Rauh auf einen Freitagnachmittag, um ungestört von anderen Gewerken die Elemente mit viel Geduld an ihrer Zielposition zu fixieren. -HN
Steckbrief
Architektur: Architekturbüro Bembé und Dellinger, Greifenberg www.bembe-dellinger.de
Konstruktion/Fertigung: Schreinerei Johann Rauh, www.rauhmoebel.de
Glaspartner: Glas Trösch, Memmingen, www.glastroesch.de
Teilen:
Aus Ruinen auferstanden
