Es lebe die Küche

Roger Mandl

Wirtschaftlich gibt es besonders für die Küchenhersteller nach dem Krisenjahr 2009 einiges aufzuholen. Die Zeichen dafür stehen in den kommenden Jahren nicht schlecht: Die Inlandsnachfrage wird steigen, da viele Küchen in Deutschland älter als 15 Jahre sind. Das Exportgeschäft wird anziehen, da die hochwertige Qualität der deutschen Küchen und Geräte im Ausland zunehmend geschätzt werden. Da konnte eine fulminant beworbene Teilmesse im Rahmen der IMM mit dem Fokus Küche das richtige Forum zur richtigen Zeit bieten.

Formal und konstruktiv beliefen sich die Neuentwicklungen im Wesentlichen auf Details. Poggenpohl will mehr Stauraum in den Auszügen durch Wangen mit nur acht Millimetern Dicke schaffen. Der Hamburger Architekt Hadi Teherani hat, ebenfalls für Poggenpohl, eine Küche entworfen, bei der das Fugenbild der Korpuselemente um die Ecke geführt wird, was dem Trend geschuldet ist, die Küche zentral in den Raum zu stellen.

Nachhaltigkeit – ohne diesen Begriff geht heute gar nichts mehr, weshalb er entsprechend abgegriffen wirkt. Jedoch machen sich nun bereits italienische Möbelhersteller Gedanken zu diesem Thema. Etwa die Firma Riva 1920 aus der Lombardei, die in Zukunft verstärkt auf heimische Hölzer dieser Region am Comer See setzen wird. Sie zeigten eine Neuentwicklung mit dem Stardesigner Matteo Thun zum Thema Wohnraum Küche – in italienischem Nussbaum.

Auch Tischler und Schreiner können erfolgreich auf der Messe ausstellen. Ein Beispiel ist die Tischlerei Sommer aus Breitscheid, die 2011 zum sechzehnten Mal dabei ist – mit stetig wachsendem Erfolg. Es gibt immer noch Menschen, die handwerkliche Arbeit schätzen und angemessene Preise zahlen. Sie suchen nicht nach einem Schreiner – sie kennen ihn, er wird empfohlen oder sie finden ihn dort, wo sie sich aufhalten – zum Beispiel auf einer Einrichtungsmesse.

Allen offiziellen Statements zufolge sind Messegesellschaft und Aussteller einhellig der Meinung, dass sie von der gemeinsamen Plattform LivingKitchen auch in Zukunft profitieren werden. Bleibt nur die Frage, ob die Geschäfte so gut gewesen sind, dass in zwei Jahren auch die italienischen Hersteller wieder in breiter Front vertreten sein werden. Erst dann wird die neue Messe wirklich international – und die Messebesucher werden die größten Gewinner sein.

Die IMM hat mit der neuen Teilmesse LivingKitchen deutlich an Größe und Angebotsvielfalt gewonnen: Mit 138000 Besuchern wurde das Vorjahresergebnis um 38 Prozent übertroffen. Knapp 200 Küchenhersteller belegten drei Ebenen in den Hallen vier und fünf. Das waren fast 20 Prozent aller Aussteller. Die nächste Living Kitchen findet zur IMM 2013 statt.