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Aus dem Entwurfsalltag

Gestaltung
Aus dem Entwurfsalltag

Die Ergänzung einer bestehenden Einrichtung durch ein neues Möbel ist eine komplexe Herausforderung. Zweiter Teil unserer Serie mit typischen Entwurfssituationen, die an der Meisterschule Schwäbisch Hall erarbeitet worden sind.

Bestehende Einrichtungen gekonnt zu ergänzen, verlangt im Vorfeld die aufmerksame Auseinandersetzung mit Gegebenem. Farben, Formen und Materialien sowie Größenverhältnisse der bestehenden Raumsituation müssen erfasst werden. Um diese Erkenntnisse in die Konzeption eines neuen Möbels einfließen zu lassen und vielleicht neue, funktionale Elemente hinzuzufügen, ist das Wissen um die Wirkung räumlicher Veränderungen erforderlich. Gestaltung heißt hier sehen zu lernen, die wichtigen Gestaltungsmerkmale wahrzunehmen, aufzugreifen und durch neue Nutzungsangebote zu steigern. Eine Chance für Tischler und Schreiner.

Einrichtungsstile können in Kategorien eingeordnet werden, doch Menschen sind individuell. Gestaltungswünsche zu erkennen und aufzugreifen, ist immer eine spannende Herausforderung.
Trendforscher sehen langfristig eine Tendenz zur heilen Welt des Vertrauten, des Verlässlichen, zum Rückzug in das gemütliche Heim, in eine Traumwelt außerhalb von Zukunftsängsten und vermeintlichem Werteverfall. Auch neobarocker Prunk kann für manche Menschen einen Gegenpol darstellen.
Kurzlebiger modischer Style sollte dabei von ausgereiftem Design unterschieden werden. Es ist eine Kunst, das Individuelle einer Aufgabenstellung zu erfassen und zu steigern, ohne dabei in eine pauschale Musterwelt abzugleiten, die Versatzstücke an Stelle individueller Gestaltung platziert. In diesem Beispiel sollte ein bestehendes Schlafzimmer um ein Behältnismöbel erweitert werden, was von den Meisterschülern auf unterschiedliche Weise gelöst wurde.
Die Kalkulation
An der Meisterschule Schwäbisch Hall wird in der Ausbildung besonderer Wert auf die fachgerechte Preisermittlung gelegt. Zeitaufwand und Genauigkeit bestimmen in der Praxis das Verfahren der Kalkulation. In diesem Beispiel wurde die so genannte Modulkalkulation angewendet, die trotz vieler Vorteile bei Tischlern und Schreinern nicht weit verbreitet ist. Modulkalkulation bietet sich bei Produkten an, die noch nie produziert wurden oder sich aus unterschiedlichsten Komponenten (Modulen) zusammensetzen. Diese Kalkulationsart ist sehr genau. Die Module können mit einem Branchenprogramm (in diesem Fall mit S-Plus) zügig erstellt werden. Alternative ist die deutlich aufwändigere Tabellenkalkulation.
Das Sidebord setzt sich aus vier Komponenten (Modulen) zusammen. Den beiden Korpuselementen werden die Schubkästen und Auszüge als Untermodul zugeordnet. Die Schubkästen lassen sich so einfach aus den Maßen des übergeordneten Moduls bestimmen: Die Gesamtbreite dividiert durch zwei minus die Luft. Jedem Modul sind Vorgabezeiten, Kundentexte und Stücklisten zugeordnet, die auch variabel auf Änderungen reagieren können.
Die Modulverwaltung dient dazu, häufiger zu fertigende Teile als Module mit Materialpreisen, Stücklisten, Vorgabezeiten, Einheitsmaßen, Rechnungstexten und Verkaufspreisen zu hinterlegen. Die Module können mit Parametern versehen werden, die die Kalkulation vereinfachen oder genauer machen. So lassen sich komplexe Berechnungen automatisieren. Ein Modul kann eine Unterposition sein oder kann wiederum Unterpositionen haben. Es ist möglich, betriebsintern mit Modulen zu arbeiten und dem Kunden einen ganz normalen Positionstext anzuzeigen. Einzelpreise und Texte der Module können auch unterdrückt werden. All dies ermöglicht eine schnelle und einfache Kalkulation mit wiederkehrenden Teilen, die nicht statisch sind. Es gibt für Module keine allgemeine Festschreibung von Maßen, Ausführung, Oberflächen und Preisen. Diese Eigenschaften können voreingestellt sein, sie können aber auch bei jedem Einsatz des Moduls individuell angepasst werden.
Der große Vorteil besteht darin, dass man die Teile wie aus einem Artikellager zusammenstellen kann, im Hintergrund aber die kompletten Kalkulationsdaten schon von der Software generiert werden. Mögliche Varianten wie verschiedene Oberflächen, Griffe, Führungen oder Eckverbindungen können komplett mit Zeiten und wahlweise mit Kundentext dem Modul zugeordnet werden.
Gudrun H. Hölzer, Erich Stanislowski

Die Autoren
Gudrun H. Hölzer ist Diplom-Designerin und unterrichtet an der Meisterschule Schwäbisch Hall das Fach Gestaltung. Kontakt: HoelzerDesign@t-online.de Studiendirektor Erich Stanislowski ist Fachberater für die Lehrerausbildung am Oberschulamt Stuttgart. An der Meisterschule unterrichtet er CAD, Betriebswirtschaft und Kalkulation. Kontakt: HoelzerDesign@t-online.de

Ergebnisse der Kalkulation
Material 851,30 €
Fertigungsstunden 29 h Montage 4 h 1188,00 €
Wagnis und Gewinn 244,72 €
Endpreis Brutto 2649,46 €
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