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Warum ist die Ausbildung im Tischlerhandwerk rückläufig?

Analyse: Ursachen des Fachkräftemangels
Warum ist die Ausbildung im Tischlerhandwerk rückläufig?

Warum ist die Ausbildung im Tischlerhandwerk rückläufig?
Weniger als ein Viertel aller Betriebe bildet heute noch aus. Wo also sollen Sie morgen herkommen, unsere Tischler- und Schreinergesellen? Grafik: dds
In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Auszubildenden im Tischlerhandwerk um fast die Hälfte zurückgegangen. Was sind die Gründe dafür und was kann man dagegen tun ?

Beim Fachkräftemangel im Handwerk spielen sowohl gesamtgesellschaftliche Entwicklungen wie hausgemachte handwerksspezifische Probleme eine Rolle. Natürlich gehen immer mehr Jugendliche aufs Gymnasium, machen Abitur, wollen studieren. Ob dies sinnvoll ist oder ob die Politik einem regelrechten »Akademisierungswahn« unterliegt, darüber streiten die Experten. Fakt ist: Für viele junge Menschen kommt eine Karriere als Geselle im Handwerk allenfalls am Rande in Betracht. Das ist schade, keine Frage. Man muss sich aber auch fragen, ob diese Diskussion auf unser Gewerk bezogen nicht vom eigentlichen Problem ablenkt.

Klar ist: die Zahl der Tischlerazubis ist in den letzten 15 Jahren um fast die Hälfte zurückgegangen. Wer heute nicht ausgebildet wird, kann morgen nicht als Geselle im Betrieb Leistung bringen. Unklar dagegen ist, was genau die Ursachen für den Rückgang sind.

Neben den Kollegen, die keinen geeigneten Azubi finden, gibt es genauso den interessierten Schüler, der keinen Betrieb findet. Bildeten 2003 noch gut 30 Prozent der Tischler aus, sind es heute nur noch 24 Prozent. Klammert man mal die rein schulische Ausbildung aus, muss also ein Viertel der Betriebe das Personal für die gesamte Branche heranziehen. Wer selbst nicht ausbildet, aber lautstark den Fachkräftemangel beklagt, sollte sich dessen bewusst sein.

Warum bilden viele Kollegen nicht (mehr) aus? Zu anstrengend, zu teuer, zu zeitintensiv? Das war es früher schon und kann die Erklärung allein nicht sein. Neben vielen anderen Aspekten stimmt sicher die hohe Abbrecherquote von 30 Prozent bedenkllich. Wer ein, zweimal einen Lehrling hatte, der die Ausbildung hinschmeißt, verliert die Lust am ausbilden, das ist nachvollziehbar. Nicht nur viele Betriebe haben zu hohe Erwartungen an ihren Azubi, offensichtlich kommen auch viele Jugendliche mit falschen Vorstellungen. Hier ist zu fragen, inwieweit das Bild, das in coolen Imagekampagnen vermittelt wird, der Realität entspricht.

Eine andere Frage ist: Passt das, was die Ausbildungsordnung verlangt, zu dem, was im Betrieb später gebraucht wird? Das wirft die Frage nach dem Sinn der heute praktizierten »Einheitsausbildung« auf – ein Curriculum für alle, vom Möbler bis zum Fensterbauer, vom Zulieferspezialisten bis zum Montageprofi. Dieses Thema ist alledings ein heißes Eisen, das von den handwerkspolitischen Vertretern der Branche gar nicht gerne angefasst wird.

Wo neue Fachkräfte schwer zu bekommen sind, muss man etwas dafür tun, dass die alten bleiben. Noch viel zu wenig Kollegen nutzen das Instrumentarium, das hier zur Verfügung steht. Das fängt bei Führungskultur, klaren Strukturen und schlanken Prozessen im Betrieb an, geht weiter über attraktive Vergütungsmodelle wie z. B. Prämienlohnsysteme und hört bei Familienfreundlichkeit und flexiblen Arbeitszeiten noch lange nicht auf. Wers hochtrabend will: auch Handwerksbetriebe müssen sich heute zur »Arbeitgebermarke« entwickeln. Gespür für die Bedürfnisse und Antriebskräfte der Mitarbeiter zu entwickeln und darauf mit entsprechenden Maßnahmen zu reagieren, wäre schon mal ein Anfang. -HJG

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