Die Digitalisierung der Betriebe im Handwerk nimmt – nicht nur befeuert durch die Corona-Pandemie – weiter Fahrt auf. Die Unternehmen digitalisieren ihre betriebsinternen Abläufe in den Bereichen Auftragsvorbereitung, Einkauf, Produktion und Montage immer stärker. Auch im Tischlerhandwerk spielt die Prozessoptimierung mittels digitaler und vernetzter Technologien eine entscheidende Rolle. In der Produktion gehören digitale Techniken wie CAD und CNC sowie CAM-Anbindungen in weiten Teilen bereits zum Standard – in anderen Bereichen gibt es noch deutliche Verbesserungspotenziale. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die wir vom Fachverband Tischler NRW in Zusammenarbeit mit der TH Rosenheim im vergangenen Jahr durchgeführt haben. Die nun veröffentlichte detaillierte Analyse der Umfrage zeigt, wie Tischlereien bei der derzeitigen und zukünftigen digitalen Ausrichtung aufgestellt sind.
Die Notwendigkeit zwar erkannt …
Im Ergebnis der Umfrage sehen über alle Betriebsgrößen, von der Ein-Mann-Tischlerei bis zur 40-Mitarbeiter-Firma, und über alle Fertigungsschwerpunkte, vom Innenausbauer über den Fensterbauer bis zum werkstattlosen Montagetischler, 75 Prozent der Betriebe den Nutzen von digitalen Techniken als wichtig für den Betriebserfolg an. Dieser Anteil wird sich in der Zukunft noch weiter vergrößern. In fünf Jahren – so schätzen 85 Prozent aller Betriebe – wird die Digitalisierung eine Schlüsseltechnologie für den Betriebserfolg darstellen.
… und dennoch zu passiv
Zwischen der Bedeutung der Digitalisierung für die Betriebe und der Strategie beziehungsweise den Aktivitäten in diese Richtung klafft eine erhebliche Lücke. Etwas mehr als die Hälfte der Betriebe hat keine oder nur im geringen Umfang eine langfristige Digitalisierungsstrategie. 70 Prozent der befragten Betriebe haben angegeben, dass sie keinen oder nur einen unzureichenden Investitionsplan für Vorhaben in Richtung Digitalisierung haben. Ähnlich sieht es bei den personellen Ressourcen aus: 64 Prozent der Betriebe sehen sich mit ihren Mitarbeitern nicht gut genug für den digitalen Wandel gewappnet.
Die Landesfachverbände in Bayern, Niedersachsen und Bremen haben sich der Umfrage angeschlossen. Es haben sich rund 500 Betriebe aus Nordrhein-Westfalen und noch einmal über 500 Betriebe aus Bayern, Niedersachsen und Bremen beteiligt. Finanziert und gefördert wurde die Umfrage im Rahmen des Projektes handwerk-digital.nrw vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.
Der Autor Dr. Johann Quatmann ist Hauptgeschäftsführer beim Fachverband Tischler NRW. Er hat die Umfrage Digitalisierung im Tischlerhandwerk und ihre Auswertung maßgeblich vorangetrieben.
Die vollständige Studie »Digitalisierung im Tischlerhandwerk« finden Sie hier…