Die Folgen des Ukraine-Krieges und stark steigende Energie-Preise verschlechtern die bisherigen Wachstumsprognosen für das deutsche Handwerk. So erwartet jetzt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), dass ein Umsatzwachstum von drei Prozent nicht mehr erreicht werden wird.
»Unsere Betriebe waren zu Beginn des Jahres mehrheitlich optimistisch, wieder richtig durchstarten zu können. Das hat der brutale Angriffskrieg Putins komplett zunichte gemacht. Dessen globale Folgen kann man momentan nur ansatzweise erahnen, aber sicher ist schon jetzt, dass der Ukraine-Krieg die bisherigen Wachstumsprognosen obsolet macht«, so ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer gegenüber der »Passauer Neuen Presse«.
Unmittelbar betroffen sind laut ZDH Betriebe, in denen ukrainische Fachkräfte ausfallen, weil sie in ihr Land fahren, um es zu verteidigen oder ihre Familien zu schützen. Krieg und Sanktionen machten sich unmittelbar auch bei Betrieben bemerkbar, denen dadurch Aufträge wegbrächen oder Projekte und Wartungen stockten – das betreffe etwa Musikinstrumenten- und Orgelbauer, den Bootsbau und Yachtausbau.
Bei einer mit der Dauer des Krieges immer größer werdenden Anzahl von Handwerksbetrieben gerieten Produktionsabläufe ins Stocken: Das fange bei Metall-, Elektro- und Bauhandwerken im Hinblick auf Stahl und weitere Metalle an oder beim Straßenbau, da ein Großteil des Bitumen bisher aus der Ukraine kommt, gehe weiter über industrielle Zulieferer und reiche bis hin zu Müllern, Bäckern, Konditoren, weil der Weizen oder Sonnenblumenöl fehlten.
Preissprünge nicht zu kompensieren
Der »Preisschock bei Energie« setzt zudem sehr vielen Betrieben massiv zu, so der ZDH. Viele Betriebe könnten das allein nicht auffangen. Selbst wenn sie Preise erhöhen würden, würde das nicht reichen, um solche Preissprünge zu kompensieren. Zudem gebe es erste Anzeichen, dass private Konsumenten insbesondere bei hochpreisigen Konsumgütern oder auch bei Sanierungsmaßnahmen zurückhaltender würden.