Ein typisches Jubiläumsjahr wird es wohl nicht werden bei Otto Martin Maschinenbau in Ottobeuren. Das für den 18. Februar geplante Händler-Event muss verschoben werden und auch die großen Messen, die Eurobois in Frankreich und die Holz-Handwerk in Nürnberg fallen auf Grund der Pandemie aus. Grund zur Trauer besteht dennoch kaum. Seit Mitte 2021 erleben die Geschäftsführer Uwe Schiemann und Michael Hammerer und die Mitarbeiter eine regelrechte Sonderkonjunktur. Anfänglich hielt man dies für einen Nachholeffekt der Lockdown-Monate, was sich aber schnell als Irrtum erwies. Die Auftragseingänge lagen und liegen Monat um Monat teils weit über dem Plan. Dieses Phänomen, dass auch ein Großteil der Martin-Wettbewerber beobachten kann, geht einher mit eine massiven Preiserhöhungswelle seitens der Zulieferer. Lieferanten kündigen Erhöhungen an, die innerhalb weniger Wochen gültig werden und bei 25 Prozent oder mehr liegen.
Firmengründung im elterlichen Stadel
Bewegte Zeiten für den Maschinenbauer, dessen Geschichte im Februar 1922 in der kleinen Unterallgäuer Gemeinde Benningen beginnt. Otto Martin und sein Stiefbruder, der Schreiner Heinrich Drexel, melden beim Bürgermeisteramt ihren Gewerbebetrieb an. Gemeinsam bauen sie in einem Stadel des elterlichen Anwesens ihre erste Holzbearbeitungsmaschine mit hölzernem Tisch und einem ebenfalls aus Holz hergestellten Unterbau. 1930 wird Otto Martin Alleininhaber der Firma und siedelt zusammen mit seiner Frau Maria Guggemos ins nahe gelegene Ottobeuren um. Es werden zunächst hauptsächlich Güllepumpen hergestellt und ab 1936 dann der Martin-Schlepper F22, denn die Mechanisierung in der Landwirtschaft nimmt immer mehr Fahrt auf. Die Belegschaft von Otto Martin wächst auf nun 15 Beschäftigte.
Zurück zur Holzbearbeitung
Im firmengeschichtlich wichtigen Jahr 1950 werden die Weichen dann wieder in Richtung Holzbearbeitungsmaschinen gestellt. Die Teilnahme an überregionalen Messen, zuerst in Frankfurt und München, und dann, ab 1951, regelmäßig auch in Hannover, legen wichtige Grundsteine für den späteren Unternehmenserfolg. Der Name Martin wird in Fachkreisen bekannt und schnell bilden sich erste Beziehungen zu Handelshäusern wie Dr. Keller oder Papenbroock. In den 50er-Jahren entstehen auch die Abrichthobelmaschine T50 und die Formatkreissäge T75. Zu Beginn der 1960er werden die Produkte von Martin Maschinenbau bereits regelmäßig in 14 Länder exportiert. Der Export wird insbesondere durch die Teilnahme des Unternehmens an zahlreichen Messen im Ausland unterstützt. Im Unternehmen arbeiten jetzt schon weit über 100 Mitarbeiter.
Auf nach Übersee
Als der Firmengründer dann 1964 verstirbt übernehmen seine Söhne Otto Martin jr. und Max Martin die Verantwortung. Sie begleiten in den 80er- und 90er-Jahren den Beginn des Computerzeitalters im Unternehmen. Die ersten Maschinen erhalten elektronische Steuerungen, unter anderem die Formatkreissäge T72 Automatik mit 100 Speicherplätzen für Schnitte. 1999 gründen sie die erste ausländische Niederlassung in Charlotte in North Carolina in den USA. Es folgen die Rekordjahre 2006 und 2007 mit einer Jahresproduktion von bis zu 1.700 Maschinen. Ein weiterer Meilenstein ist auch die Vorstellung der T75 PreX im Jahr 2010, die weltweit erste Formatkreissäge mit 92 Grad Schwenkwinkel und 205 mm Schnitthöhe.
Natürlich gab es in der langen Firmengeschichte auch Rückschläge und Misserfolge. Insgesamt aber lesen sich die Eckdaten nach nun 100 Jahre beeindruckend: Über 70.000 verkaufte Maschine, 60 verschiedene Typen und über 110 Patente. Martin beschäftigt zudem 177 Mitarbeiter, hat eine Ausbildungsquote von über 13 Prozent. Der Jahresumsatz betrug 2021 über 26,5 Millionen Euro.
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Otto Martin Maschinenbau GmbH & Co. KG
87724 Ottobeuren
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