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Es fehlt der Schwung

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Es fehlt der Schwung

Von der guten Konsumstimmung der Verbraucher kann die Möbelindustrie derzeit nicht profitieren. Für das laufende Jahr wird mit einem Umsatzrückgang gerechnet. Hoffnung macht die stark steigende Zahl von Baugenehmigungen.

Nach einem Umsatzwachstum von 1,3 Prozent im Jahr 2012 musste die deutsche Möbelindustrie im ersten Halbjahr 2013 Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Erlöse der Herstellerbetriebe lagen mit einem Minus von 4 Prozent auf 8 Mrd. Euro spürbar unter dem Vorjahresniveau und den Erwartungen. Dies geht aus den Angaben des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef hervor.

Für das zweite Halbjahr 2013 rechnet Verbandspräsident Elmar Duffner mit einer leicht besseren Entwicklung. Seine Hoffnung stützt sich dabei auch auf die stark steigenden Baugenehmigungen in Deutschland, denn in den ersten sechs Monaten 2013 wurden insgesamt 124900 neue Wohnungen genehmigt und damit 9,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Sobald diese Wohnungen gebaut sind, müssen sie auch eingerichtet werden. Hier ist es wegen des ungewöhnlich langen Winters zu Verzögerungen gekommen. Vor diesem Hintergrund rechnet der Verband für das Gesamtjahr von einem Umsatzminus zwischen zwei und drei Prozent. Die Anfang des Jahres geäußerte Erwartung von einem Gesamtumsatz auf Vorjahresniveau muss damit korrigiert werden.
Wohnmöbel schwächeln
Die einzelnen Segmente der deutschen Möbelindustrie entwickelten sich im ersten Halbjahr 2013 durchaus unterschiedlich. Die deutsche Büromöbelindustrie wies mit einem Umsatz von rund 950 Mio. Euro ein negatives Ergebnis aus (-2,9 Prozent). Die Ladenmöbelhersteller lagen dagegen um 7,3 Prozent über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 760 Mio. Euro. Die Küchenmöbelhersteller verzeichneten einen leichten Umsatzrückgang um 1,7 Prozent auf rund 2,1 Mrd. Euro. Einen deutlicheren Rückgang mussten die Hersteller von Wohnmöbeln verkraften, deren Umsätze von Januar bis Juni 2013 um 6,6 Prozent auf rund 3,8 Mrd. Euro zurückgingen.
Das Ausland macht Sorgen
Besondere Probleme bereitete den Herstellern im ersten Halbjahr das Auslandsgeschäft. Der Export sank insgesamt um 4,8 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro. Schmerzliche Rückgänge von 10,2 Prozent verzeichnete insbesondere der Absatz in die EU-Länder. Die Ausfuhren in unseren wichtigsten Markt Frankreich sanken um 13,3 Prozent und auch die Niederlande entwickelten sich mit minus 19,7 Prozent besonders schlecht. Die derzeitige Marktschwäche in Italien spiegelt sich auch in den um 9,4 Prozent rückläufigen Exportzahlen der Hersteller. Mehr Möbel wurden hingegen nach China (+20 Prozent) und in die USA (+25,8 Prozent) geliefert.
Ganz besonders beliebt sind die deutschen Möbel in unseren Nachbarländern Luxemburg und Österreich, wo sie mit 68 Prozent bzw. 59 Prozent über den höchsten Marktanteil verfügen, Tendenz steigend. In Frankreich – dem größten Exportmarkt für deutsche Möbel – stieg der Marktanteil auf 13 Prozent und in Spanien auf 6 Prozent. Der Marktanteil in Großbritannien blieb mit 5 Prozent unverändert. Sogar in Italien kann die deutsche Möbelindustrie einen leichten Anstieg der Marktpräsenz auf rund 3 Prozent vorweisen. In Belgien und in den Niederlanden ist der Marktanteil mit 22 Prozent bzw. 20 Prozent zwar nach wie vor hoch, jedoch geht dieser aufgrund der schwierigen Marktlage und der Zunahme der Möbelimporte aus Asien langsam zurück.
Importe gehen zurück, aber …
Nur auf den ersten Blick positiv zu bewerten ist nach Ansicht des VDM der Rückgang der Möbelimporte um 5,8 Prozent auf 4,95 Mrd. Euro. Hier fällt auf, dass die Einfuhren aus China im ersten Halbjahr 2013 um 9,2 Prozent nachgaben. Dies kann auf eine Verschiebung beim Einkaufsverhalten des Möbelhandels hindeuten. Denn die Herstellung in China ist in den letzten Monaten deutlich teurer geworden und kann ganz offensichtlich das unterste Preissegment nicht mehr komplett bedienen. Erste Verschiebungen des Imports in Richtung Indien und Thailand könnten auf neue Einkaufsquellen hindeuten.
… bleiben auf hohem Niveau
Nach wie vor kommt mehr als jedes zweite in Deutschland verkaufte Möbel aus dem Ausland. Die Quote der Importpenetrierung verharrt auf hohem Niveau und beträgt derzeit 58 Prozent.
Der Handel, so Verbandschef Elmar Duffner, setze weiter auf Importware statt auf heimische Qualität und finde nicht den dringend notwendigen Ausstieg aus der Verramschungsschiene. Duffner weiter: »Dabei ist die Konsumlaune der Bundesbürger derzeit hoch wie selten und mit intelligenten Verkaufskonzepten müsste es einfach sein, diese Bereitschaft in den Kauf von langlebigen, qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Möbeln Made in Germany umzulenken. Der Möbelhandel ist auf dem besten Wege, die mittelständische Möbelindustrie immer weiter an den Rand zu drängen.«
Kennzeichnung angestrebt
Der VDM fordert daher eine ernsthafte Abkehr von der ausschließlichen Preisfixierung und eine Hinwendung zu echten Werten bei der Vermarktung von Möbeln.
So soll der Verbraucher zukünftig auch mehr Informationen erhalten. Der Verband tritt deshalb für eine europaweit gültige und klare Herkunftskennzeichnung von Möbeln ein. Der Verbraucher habe insbesondere bei markenloser Ware ein Recht darauf, zu erfahren, woher die Produkte stammen und welches Fertigungs- und Qualitätsniveau sie erfüllen. Er lese dann neben dem Preis beispielsweise den Hinweis »Made in Germany« oder »Made in China«. Die Sensibilität in Bezug auf qualitative und soziale Standards müsse nach Einschätzung Duffners nicht nur in der Textilwirtschaft erhöht werden. Die EU-Kommission habe einen entsprechenden Vorschlag über die Sicherheit von Verbraucherprodukten erarbeitet, der neben der Rückverfolgbarkeit auch die Herkunftskennzeichnung vorsieht. Diesen Ansatz trage die deutsche Möbelindustrie inhaltlich voll mit. HJG

Kompakt Die Möbelindustrie in Zahlen
In den 529 Betrieben der deutschen Möbelindustrie (Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten) arbeiten über 86000 Frauen und Männer. Die Branche setzte im Jahr 2012 17,2 Mrd. Euro um. Im Dachverband VDM, deren Präsident Elmar Duffner ist, sind u. a. die Verbände der Küchen- und Polstermöbelhersteller integriert sowie der Verband »Serienmöbelhersteller des Handwerks«. Infos unter www.hdh-ev.de
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