In Berlin fiel in der vergangenen Woche der Startschuss zum Branchendialog im Rahmen der Initiative zur Fachkräftesicherung in den sanierungsrelevanten Handwerksberufen. Vier Staatssekretäre diskutierten mit den beteiligten Berufsverbänden, darunter Tischler Schreiner Deutschland (TSD), und der IG Metall.
Dr. Rolf Bösinger (Staatsekretär im BMWSB) hob gleich zu Beginn des Treffens hervor, wie zentral die Thematik in diversen politischen Initiativen behandelt werde und Leonie Gebers (Staatssekretärin im BMAS) unterstrich die große Bedeutung der ausbildenden Betriebe für die Fachkräftesicherung in Deutschland. TSD-Präsident Thomas Radermacher mahnte erneut die bildungspolitische Fehlentwicklung an. Seit Jahrzehnten werde die akademische Ausbildung bereits in der Schulpolitik bevorzugt. Stattdessen warb er für ein ressortübergreifendes Umdenken und eine bundesweite Studien- und Berufsorientierung, die gleichberechtigt und ergebnisoffen über berufliche und akademische Bildungspfade informiere – auch an Gymnasien.
Förderung und Tarifbindung verbinden
Ein weiteres Thema, dem sich die Runde intensiv widmete, betraf die Frage, wie Förderung und Tarifbindung miteinander zu verbinden seien. Hier vertritt die Fachkräfteinitiative der Ausbauhandwerke die Auffassung, dass gute und tariflich abgesicherte Arbeits- und Ausbildungsbedingungen ein Schlüssel in der Fachkräftesicherung sind. Gleichzeitig warben die Sozialpartner für den Gedanken, dass vor allem Ausbildungsbetriebe, die aufgrund ihrer Tarifbindung bereits eine gewisse Vorbildfunktion einnähmen, Vorteile durch Entlastungen oder bei Förderungen genießen sollten.
»Insgesamt habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich die Ressorts durchaus offen für unsere Vorschläge gezeigt haben«, konstatierte TSD-Hauptgeschäftsführer Martin Paukner, der zuversichtlich ist, dass der Branchendialog auch bei der Bündelung der unterschiedlichen politischen Initiativen unterstützen wird, um das Thema zielgerichtet weiter voranzubringen.
Hintergrund des Branchendialogs ist der Fachkräftemangel in vielen Handwerksberufen. Schon heute fehlen in den Ausbauhandwerken bis zu 190.000 Fachkräfte. Diese werden dringend benötigt, um den bestehenden Sanierungsstau bei den 19,2 Millionen Wohngebäuden zu bewältigen. Die Aufnahme eines Branchendialogs zählte zu den zentralen Forderungen der Initiative zur Fachkräftesicherung, die Ende April von TSD mit drei weiteren Berufsverbänden und der IG Metall gestartet wurde.