Dass man im Handwerkerleben bisweilen vollsten Körpereinsatz zu bieten hat, ist selbstverständlich, zuweilen aber durchaus schmerzhaft. Manchmal ist es auch der Grund für gewisse Irritationen. Wie immer in Eile, so hetzte ich auch zu jenem verhängnisvollen Abendtermin. Ich besuchte ein Ehepaar mittleren Alters in deren Häuschen aus dem 19. Jahrhundert am Rande der Stadt. In die Stimme der weiblichen Hälfte des Paares hatte ich mich bereits am Telefon verliebt, säuselte sie doch mit einem zuckersüßen französischen Akzent. Nachdem ich eingelassen wurde, eröffnete mir die Dame, dass ihr Mann leider noch nicht Zuhause wäre, wir uns aber ja durchaus schon mal das Kinderzimmer, um das es ginge, oben unterm Dach anschauen könnten. Sofort stürmte ich, jeweils zwei Stufen nehmend, nach oben – man hat ja schließlich Nachfolgetermine! Hinter mir eilte die Hausherrin die Treppe hinauf, fortwährend mit ihrem wunderbaren Akzent meinen Namen rufend: »Hörrr Öhh, Hörrr Öhh! (Herr E., Herr E.!)« Dass sie mich vor einem Balken warnen wollte, der beim zweiten Treppenpodest in meiner Stirnhöhe positioniert war, konnte ich nicht ahnen, sodass das Erste, an dass mich wieder erinnern kann, ein leicht vernebelter Blick in die Augen des zierlichen Geschöpfes war. Ich muss wohl einige Sekunden weg gewesen sein. Mein Kopf in ihren Schoß gebetet lispelte sie unaufhörlich »Oh Hörr Öhh, Hörr Öhh …« und tätschelte mir dabei die Wange. Es kam, wie es kommen musste: Genau in diesem Moment trat die männliche Hälfte des Ehepaares durch die Haustür. Seine Betroffenheit ob dieser etwas verfänglichen Situation verflog dann schnell , war doch meine beträchtliche Beule ein stummer Zeuge der Geschehnisse.
Ihr Laurenz E.
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