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Surplex versteigert den Bestand von Objekteinrichtungen Sartor

Betriebsauflösung
Wenn der letzte Vorhang fällt

Über Betriebsauflösung spricht niemand gerne. Daniel Janosch vom Auktionshaus Surplex hat dds-Chefredakteur Christian Gahle eingeladen, die Tischlerei Objekteinrichtungen Sartor in Castrop-Rauxel bei diesem letzten Akt zu begleiten.

Am Telefonanschluss hängt ein einsam zurückgelassener Anrufbeantworter. Die Website ist abgeschaltet, der Betrieb geschlossen. Gibt es keine Fachkräfte mehr, die die Arbeit erledigen oder wird kein geeigneter Nachfolger gefunden, ist die Maschinenversteigerung der letzte Akt der Unternehmensgeschichte. Daniel Janosch hat selbst Tischler gelernt. Er kennt die Branche und kann sich in die Gefühlswelt der Inhaber hineinversetzen. Heute ist er für Akquisition und Einkauf beim Industrieauktionshaus Surplex GmbH in Düsseldorf zuständig. Drei Tage veranschlagt Janosch vor Ort für die Inventarisierung einer durchschnittlich großen Tischlerei.

Eine Erfolgsgeschichte endet

Mathias Sartor, 56 Jahre, ist Tischler, diplomierter Innenarchitekt und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Tischlerhandwerk der Handwerkskammer Münster. Zusammen mit seinem Bruder, dem Tischlermeister Frank Sartor, 55 Jahre, führte er die Tischlerei als Familienunternehmen in der vierten Generation. Der Betrieb mit zeitweise bis zu 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem großen Maschinenpark war auf den hochwertigen Innenausbau, Gastronomie und Messebau spezialisiert und zeitweise in ganz Zentraleuropa tätig.

Doch in den vergangenen Jahren wurde es für die Brüder immer schwerer, geeignete Teams für die Montage aufzustellen. Dauerhaft möchte kaum noch jemand tagelang auf Tour sein. Auch in der Werkstatt fehlte Personal, um die Aufträge adäquat abzuarbeiten. Auszubildende entschieden sich nach Erlangen des Gesellenbriefes für andere Branchen und so dünnte der Betrieb immer weiter aus. Die Kosten blieben. Die Arbeitsbelastung für die Inhaber stieg.


»Es war uns einfach nicht mehr
möglich, geeignete Mitarbeiter zu finden.
Damit hatte der Betrieb keine Zukunft.«

Mathias Sartor


Als dann auch noch die Coronaeinschränkungen das (Messe-)Geschäftsmodell vollends zum Erliegen brachten, beschlossen die Brüder, den Betrieb einzustellen. Natürlich wäre der Verkauf im Ganzen inklusive aller Maschinen und der eigenen Hallen die Wunschvorstellung gewesen. Doch ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin ließ sich trotz Unterstützung der Innung im tendenziell eher einkommensschwachen, nördlichen Ruhrgebiet nicht finden. Nach vielen Bemühungen um eine Lösung war die Auktion schließlich die wirtschaftlich vernünftigste Entscheidung.

Höchstpreise bei Auktionen

Eilig haben es die beiden Brüder nicht. Die finanzielle Existenz der ehemaligen Inhaber, die sich jetzt nach offizieller Bezeichnung »Liquidator« nennen, ist gesichert. Später soll auch das große Werkstattgebäude verkauft werden, aber zuerst nun die Maschinen. Mathias Sartor hörte sich um und fand schließlich Kontakt zu Surplex. »Von da an geht alles seinen geregelten Weg«, erklärt Daniel Janosch. »Nach den Formalien schauen wir uns vor Ort um.

Zunächst sortieren wir die Maschinen und Werkzeuge und stellen thematisch passende Lots zusammen.« Das sind beispielsweise Bündel von Schraubzwingen, Sägeblättern und Fräswerkzeugen oder mehrere Kisten mit Beschlägen, die Janosch nun zu einer Position zusammenfasst. »Aufwendiger sind dann die Foto- und Videoaufnahmen der Artikel«, so die Erfahrungen des Auktionators. Ein bis zwei komplette Arbeitstage mit einem bis zu dreiköpfigen Team veranschlagt er für die Arbeit vor Ort. Manchmal auch mehr.

Den Verkauf den Profis überlassen

Handmaschinen kommen nur selten zur Auktion: Sie verbleiben meist im Bestand der ehemaligen Mitarbeiter und Inhaber. »Wichtig für eine erfolgreiche Versteigerung sind auf jeden Fall ein paar Highlights«, berichtet Janosch. Das sind Formatkreissägen, CNC- und andere hochwertige Maschinen, die jeder Betrieb benötigt. Wenn bereits alle »Sahnestücke« auf anderen Wegen den Besitzer gewechselt haben, bevor der Auktionator gerufen wird, ist das Gesamtobjekt auch für Surplex wenig attraktiv.

Angebot für Handwerker weltweit

Mit rund 15 Prozent ist das Auktionshaus am Erlös beteiligt. Bei Sartor stimmt die Mischung. Handwerkskollegen haben schon ein paar Standardmaschinen abgeholt. Aber es ist noch eine umfangreiche Ausstattung vorhanden. Filme, Fotos und Beschreibungen gehen nun online. Interessenten können sich einen Eindruck vom Zustand der Einzelpositionen machen und einen virtuellen 3D-Blick in die Werkstatt werfen. Die Plattform surplex.com ist auf 16 Sprachen verfügbar und ist mit jährlich ca. 50 Millionen Seitenaufrufen eine der führenden in Europa.

Das Ende – oder eine Starthilfe

In über 500 Online-Auktionen verkauft Surplex pro Jahr mehr als 55 000 Industriegüter. Darunter ist jetzt das Betriebsvermögen von Sartor zu finden. Interessenten geben ihre Gebote bis zum 10. Januar 2023 ab.

Was für die Sartors das Ende einer Unternehmensgeschichte ist, erleichtert anderen den Aufbau einer Tischlerei. »Viele, die bei uns Maschinen ersteigern, sind junge Gründer«, berichtet Daniel Janosch. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit ist jeder Cent knapp. Gute, günstige Maschinen sind hier eine interessante Option. Auch bei einer Erweiterung lohnt sich ein Blick in das Angebot des Auktionshauses.

Anders als bei Gebrauchtware vom Händler gibt es bei einer Auktion keine Garantie und die Anlagen sind auch nicht gewartet – Janosch nimmt aber jede Maschinen einmal in Betrieb oder lässt sich diese kurz vorführen. Für Interessenten gibt es Besichtigungstermine vor Ort. –CG


Steckbrief

Ehem. Tischlerei: Objekteinrichtungen Sartor GmbH
44575 Castrop-Rauxel

Auktionshaus: Surplex GmbH
40472 Düsseldorf
www.surplex.com


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