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Menschen machen Möbel!

Marketing & Betriebsführung
Menschen machen Möbel!

Bei den Echazschreinern stehen Menschen für Möbel. Ganz Reutlingen kennt durch die Schreinerporträts auf einem Linienbus die Möbelbauer mit dem Namen des Stadtgewässers Echaz. Ein Gespräch über das sich Positionieren als eigene Marke.

Das gespräch führte dds-Redakteur Hubert neumann

Vor 30 Jahren gründeten vier junge Schreiner in Reutlingen die Echazschreinerei als GmbH. Von Anfang an ging es darum, aus Massivholz hochwertige Möbel herzustellen. Heute liegt das Betriebsgelände einige Kilometer talwärts in Kirchentellinsfurt in Mündungsnähe der Echaz in den Neckar. Mittlerweise sind aus vier 21 Mitarbeiter geworden – sechs davon sind beteiligte Geschäftsführer. Von Anfang an dabei: Ernst-Martin Hauerwas.
Herr Hauerwas, gibt es außer mir andere Menschen, die durch Ihre Buswerbung animiert wurden, hier in Kirchentellinsfurt aufzutauchen?
Die gibt es durchaus. Wegen der Buswerbung allein eher weniger. Vermutlich ist es ein Zusammenspiel. Menschen kennen uns durch Empfehlung anderer Kunden – der wiederkehrende Blick auf den Bus bei seiner täglichen Linienfahrt wirkt als ergänzender Impuls. Die authentische und sympathische Erscheinung unseres Teams trägt dazu bei (grinst).
Woran machen Sie das fest?
Unser Standort an Echaz und Neckar liegt zwischen Reutlingen und Tübingen. Beide Städte haben eine Struktur mit ausreichend gut verdienenden Menschen, denen gute Qualität etwas wert ist. Während wir in Reutlingen einen sehr hohen Anteil am Markt haben, ist im nahen Tübingen in unserer Zielgruppe noch einige Luft nach oben in der Marktpräsenz. In Reutlingen sind wir durch den Busauftritt gegenwärtig – in Tübingen nicht.
Weshalb fährt dann kein Bus durch Tübingen?
Das Ganze verlangt doch einen gewissen Einsatz an »Kohle«.
Konkret bedeutet das?
Die Busbeschriftung liegt einmalig bei 4500 Euro. Dazu kommt eine monatliche Gebühr an den Busunternehmer von 400 bis 500 Euro. Da gilt es gut zu überlegen, welche Werbeform wo eingesetzt wird!
Lassen Sie uns über unser Titelthema sprechen, das weiter gefasst ist. Es geht um die Position im Markt – wie profilieren Sie sich gegenüber den Wettbewerbern?
Da drückt der Busauftritt schon ganz viel aus. Viele unserer Mitarbeiter sind auf dem Bus zu sehen: Bei uns kaufen Sie nichts Anonymes, kein Möbel von der Stange. Sie kaufen ein Möbel von Lars, oder von Olm oder von einem anderen unserer Schreiner und Schreinerinnen. Der Mitarbeiter, also der Mensch mit seinem Namen, steht für ein Möbel bzw. für die Qualität einer Einrichtung ein. So entsteht ein Bezug zwischen dem Kunden und seinem konkreten Möbelmacher. Das kann einfacher kommuniziert werden – anders als eine Dopplung als Namen, beispielsweise wie »Holz und Design«.
Der Mensch im Fokus – ist das Zufall oder strategische Überlegung?
Eine lange Überlegung. Als wir begannen, war Ende der Achtziger das Selbstverwaltete das typische – als «fette Überschrift« stand das vorne an. Aber irgendwann war es als Aushängeschild nicht mehr tauglich. Negatives wurde damit transportiert. Ob sich die Leute bis zum Erbrechen darüber unterhalten, ob sie noch eine weitere Kabeltrommel benötigen oder nicht …
… und war das so?
Das war schon die Realität am Anfang. 14-tägig haben wir im Büro rotiert wegen solcher Dinge – wobei der Laden damals dennoch schon funktionierte! Es hat sich aber gezeigt, dass Leute unterschiedliche Fähigkeiten haben. So entwickelten sich Aufgabenverteilungen. Zwei von uns inzwischen sechs Teilhabern sind in der Produktion, vier in Verkauf, Planung und Verwaltung. Mein Part ist neben Planung und Verkauf auch das Marketing.
Menschen, Macher, Möbel – steht auf dem Bus. Wie setzt ihr das um?
Es freut mich, dass das wahrgenommen wird! Die Aussage führte bei uns anfangs zu einem richtigen Gezerfe. Die Aussage entspricht dem, was ich denke und was ich an mögliche Kunden rüberbringen will! Menschen machen Möbel! Ein Möbel von uns ist immer etwas Individuelles und ist eben kein »Billy« …
… das über 40-Millionen mal verkaufte IKEA-Möbel …
OK – der Erfolg gibt Billy recht! Das werden wir nicht schaffen (grinst).
Konkret: Wir im Verkauf haben den ersten Kundenkontakt in der Ausstellung oder telefonisch. Drei von uns machen den Verkauf und den Entwurf. Steht der Entwurf und ist ein Projekt verkauft, erfolgt die Übergabe an einen unserer Schreiner – oft auch direkt beim Kunden, beispielsweise bei einer Küche. Ab da ist der Mitarbeiter für die Kundin, den Kunden, verantwortlich. Er stimmt Details, Termine etc. ab, baut und montiert den Auftrag und bleibt der Ansprechpartner. Im Idealfall tauche ich dort nicht mehr auf, vielleicht ganz zum Schluss, um zu sehen, was aus dem Projekt geworden ist.
Ist solch geringe Arbeitsteilung wirtschaftlich durchzuhalten?
Bei unserer darauf abgestimmten Struktur durchaus. Die Mitarbeiter sind hoch motiviert, sie sind noch komplette Schreiner. Die Kunden sind begeistert, wenn sie spüren, dass »ihr« Schreiner, also Lars, Olm …, mit Herzblut für sie schreinert – eingebettet in die Professionalität des ganzen Teams der Echazschreiner.
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