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Die Chance auf faire Aufträge

Marketing & Betriebsführung
Die Chance auf faire Aufträge

Viele Handwerker stehen Online-Auktionsportalen kritisch gegenüber. Sie befürchten, dass ihre Leistung dort zu Tiefstpreisen verramscht wird. Auktionsportale bieten aber auch Chancen. Welche, das erläutert der fünfte und letzte Teil der dds-Serie »Social Media für das Handwerk«.

Volker Simon

Eine aktuelle Studie der Quotatis GmbH ergab, dass mehr als 35 Prozent der rund 1600 befragten Handwerker im Internet nach neuen Auftraggebern suchen. Mehr als die Hälfte der Betriebe erzielt mit online angebahnten Aufträgen bereits ein Viertel des Umsatzes.
In Online-Handwerker-Auktionsportalen wie MyHammer.de oder Blauarbeit.de stellt der Auftraggeber einen Auftrag ein und benennt den Preis, den er dafür maximal bezahlen möchte. Handwerker und andere Dienstleistungsbetriebe können für diese Aufträge ein Angebot abgeben und dabei wie bei einer Rückwärtsauktion Mitbewerber unterbieten. Nach Ablauf der Ausschreibungsfrist entscheidet der Auftraggeber, an wen er den Auftrag vergibt. Der gewählte Bieter muss den Auftrag zu den gebotenen Konditionen ausführen.
Nach Angaben der Portalbetreiber können Handwerker auf diese Weise kurzfristige Auftragslücken füllen oder Konjunkturschwankungen ausgleichen. So stehen im größten Portal MyHammer.de aktuell über 6600 Aufträge aus dem Bereich »Zimmerer, Holz, Tischler« zur Verfügung. Im zweitwichtigsten Portal Blauarbeit.de sind in der Rubrik Tischler derzeit 222 Aufträge ausgeschrieben.
Risiken der Auktionsportale
Dabei gibt es Risiken und einige Verhaltensrichtlinien, die zu beachten sind, um nicht mit der Preisspirale mitgerissen zu werden. Denn neben Handwerksbetrieben oder Einzelunternehmen können auch sogenannte »Allrounder« Angebote abgeben. »Es gibt sehr viele Mitbewerber, die die Arbeiten zu Preisen anbieten, die, bei fachlich korrekter Ausführung, nicht zu realisieren sind«, bestätigt Frank Pasbach. Er ist Schreinermeister und Geschäftsführer der Schreinerei Pasbach in Atzelgift. Seit Oktober 2005 ist er bei MyHammer.de angemeldet und geprüfter MyHammer-Business-Partner. Zwischenzeitlich bezieht er mit monatlich zehn bis 15 Aufträgen knapp 30 Prozent seiner Aufträge über MyHammer.de.
Nicht um jeden Preis mitbieten
»Wir sind bei den meisten Zuschlägen nicht die Günstigsten, da die meisten Kunden doch sehr qualitätsorientiert sind«, erklärt Pasbach. Deshalb ist es hilfreich, bei einem Angebot auch die eigene Qualität zu belegen. So sendet Pasbach bei jedem Angebot auch das Firmenprofil mit. Darin sind nicht nur die bisher knapp 170 Bewertungen einsehbar. Zusätzlich hat Pasbach eine Referenz und seine Qualifikationsnachweise, wie den Meisterbrief, hinterlegt.
Nach Angaben der Portalbetreiber prüfen fast alle Verbraucher bei größeren Investitionen mindestens zwei bis drei Angebote, die Hälfte sogar mehr als drei. Ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis und die gute Darstellung der eigenen Qualifikationen und Leistungen sind deshalb ebenfalls relevant für die Auftragsvergabe. Wer seinen eigenen Stundenverrechnungssatz, Material- und Maschinenkosten genau kennt, hat also gute Chancen, vernünftige Aufträge im Internet zu erhalten.
Angebote verdeckt abgeben
Um Preisdumping vorzubeugen, ist es zudem sinnvoll, dass Angebote von Mitbewerbern nicht einsehbar sind. So gibt es bei MyHammer.de beispielsweise die Möglichkeit, verdeckte Angebote abzugeben. Im Portal Blauarbeit.de sind die Angebote von Mitbewerbern grundsätzlich nicht einsehbar. Zu beachten ist zusätzlich, dass häufig Aufträge ausgeschrieben werden, für die nicht unbedingt ein Handwerksmeister nötig ist, wie beispielsweise eine Möbelmontage oder ein Küchenaufbau nach einem Umzug. Deshalb müssen Handwerksbetriebe auch abwägen, bei welchen Aufträgen sich ein Angebot lohnt.
Unzureichende Angaben zur gewünschten Leistung oder auch absichtlich vage Auftragsbeschreibungen können bei der Angebotsstellung zu Missverständnissen und späterer Mehrarbeit führen. »Deshalb ist eine detaillierte Angebotsbeschreibung wichtig«, erläutert Pasbach. Sinnvoll ist es, mit dem Auftraggeber Kontakt aufzunehmen und für das Angebot alle offenen Fragen zu klären. Dies ist bei MyHammer.de mit zusätzlichen Kosten verbunden. Blauarbeit.de bietet kostenfrei die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zwischen Auftraggeber und Handwerksbetrieb auch außerhalb der Plattform.
In der Kalkulation ebenfalls zu beachten sind Gebühren wie Mitgliedsbeiträge und die Provision für Auftragsvergabe und Kontaktvermittlung. Vor allem bei kleineren Handwerksbetrieben, die nur unregelmäßig Angebote abgeben, fallen diese Kosten ins Gewicht. So kostet bei MyHammer.de eine Business-Partnerschaft bei einer Laufzeit von drei Monaten ab 24,95 Euro im Monat. Zusätzlich werden Provisionsgebühren von zwei bis vier Prozent der Auftragssumme bei der Annahme von Aufträgen fällig. Bei Blauarbeit.de gibt es Flatrates für Handwerksbetriebe ab 9,99 Euro im Monat. Eine Gebühr bei der Auftragsvergabe gibt es dort nicht.

Interview Drei Fragen an den »Blauarbeiter des Monats«

Sascha Leiskau ist Schreinermeister und beim Portal Blauarbeit.de aktiv. Welche Erfahrungen macht er damit?
Herr Leiskau, warum sind Sie bei Blauarbeit.de angemeldet?
Ich nutze das Portal, um meinen Kundenstamm zu erweitern und meinen Aktionsradius auszubauen. Besonders für Einzelunternehmen oder Start-ups bieten sich solche Plattformen an, um Aufträge zu generieren. Sie dienen als Sprungbrett für eine größere Bekanntheit.
Wie viele Aufträge haben Sie über die Plattform bisher bekommen?
Ich habe 42 Aufträge über Blauarbeit.de akquiriert und erfolgreich ausgeführt. Bei den meisten Kunden bekomme ich Folgeaufträge und durch Mundpropaganda werden es immer mehr.
Worauf müssen Handwerker achten, um faire Aufträge zu erhalten?
Man sollte sich die auszuführenden Arbeiten vor Ort anschauen, damit eine Basis für den späteren Auftrag gelegt werden kann. Auftraggeber und Auftragnehmer sprechen die Details durch, damit später keine Unstimmigkeiten entstehen. Dann werden die Details schriftlich fixiert. Natürlich muss man seine Preise kennen und den Kosten-Nutzen-Faktor beachten. Ist der Auftrag zu klein oder die Entfernung zu groß, lohnt sich das Ganze natürlich nicht.
Sascha Leiskau ist Schreinermeister und staatlich geprüfter Holztechniker. Er ist Inhaber der Firma Leiskau Montage-Bau-Service. Seit 2008 ist er beim Portal Blauarbeit.de angemeldet. Im Mai 2010 wurde er zum »Blauarbeiter des Monats« gewählt.

Der Autor
Volker Simon ist Geschäftsführer der LässingMüller Public Relations GmbH. Die inhabergeführte Agentur ist der Partner für Marken- und Produkt-PR, Corporate Publishing und elektronische Kundenkommunikation über E-Mail-Newsletter, Corporate Blogs und Social Media. Infos: www.lmpr.de

dds-Serie Social Media
Teil 1: Einführung (dds 8/2010)
Teil 2: Neue Kunden gewinnen Blogs und Social Communities – den Kunden teilhaben lassen (dds 9/2010).
Teil 3: Neue Kunden gewinnen Foren – sich als Experte positionieren (dds 10/2010)
Teil 4: Mitarbeiter gewinnen mit Social Media (dds 11/2010)
Teil 5: Handwerksauktionen im Internet Nur Preisdumping oder realistische Chance auf faire Aufträge? (dds 12/2010)
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