Mitarbeiter hat er keine, er lässt das Holz für sich arbeiten, musiziert zum Après-Ski und genießt das Vertrauen seiner Kunden in Düsseldorf, Wien oder Zürich: der Tischler Christoph Schneider in St. Anton.
Bevor Christoph Schneider den massiven Nussbaumtisch samt Bänken ölt, zeigt er das Ensemble dem Kunden. Schließlich hatte dieser ihm nur einige Wünsche, etwa die Holzart oder die ungefähre Größe sowie den Preisrahmen genannt. Christoph Schneiders Kunden vertrauen sich ihm, was die Gestaltung und das Geschäftliche angeht, voll und ganz an. Da ist es natürlich immer wieder spannend, ob der Kunde auch dieses mal zufrieden ist.
Während die beiden im Gespräch sind, betrete ich die Werkstatt in St. Anton am Arlberg in Tirol. Er winkt mir kurz zu. Also halte ich mich fern und schaue mir die Werkstatt an. Nach fünf Minuten kommt er auf mich zu: »Hallo, ich bin der Christoph.« »Und ich der Georg, hallo«, antworte ich. Christoph ist 32 Jahre alt, gelernter Tischler mit einer Zusatzausbildung zum Zimmermann. Er zeigt mir sein jüngstes Stück, eine frisch geölte Tischplatte aus einem einzigen Eibenholzbrett. Sie ist vielleicht 8 cm dick, 3 m lang und 90 cm breit. An einer Längsseite befindet sich noch die Waldkante.
Christoph hat nicht nur das Brett, sondern den ganzen vier Meter langen Eibenstamm mit 110 cm Durchmesser in Bonn gekauft, in Düsseldorf einschneiden und die Bretter in Salzburg trocknen lassen. Einen Auftrag, für den er das Holz brauchte, hatte er zwar nicht, jedoch war er sich sicher, dass er Abnehmer dafür findet. »Experten schätzen das Alter des Stamms auf 1000 Jahre«, sagt Christoph. Für die Investitionssumme hätte er auch einen kleinen Sportwagen bekommen. Weil das Brett für Hobelmaschinen zu breit ist, ließ er die Platte bei seinem Maschinenlieferanten Felder in Hall bei Innsbruck auf der CNC mit dem Stirnplanfräser hobeln. So außergewöhnlich dicke Eibenstämme bestehen aus vielen kleinen, ineinandergewachsenen Stämmen und sind deshalb löchrig und ungleichmäßig, was aber ein faszinierendes Aussehen und ein spannendes Farbspiel mit sich bringt. Die Löcher hat er mit Epoxydharz ausgefüllt. Vor zehn Jahren blies Christoph bei der Militärmusik in Bregenz hauptberuflich die Tuba. Dort lernte er seine Frau Sylvia kennen, zog später zu ihr nach St. Anton und arbeitete als Berufsmusiker im Tourismus. Inzwischen haben sie zwei Kinder, sechs und drei Jahre alt. Jetzt spielt er die Steirische Harmonika und tritt mit seiner Band im Winter zweimal die Woche abends zum Après-Ski auf, moderne Musik mit historischen Instrumenten. Dort lernt ihn das Gros seiner Kunden kennen. Erst vor einem Jahr hat Christoph sich als Tischler selbstständig gemacht und sich mit nagelneuen Format-4-Maschinen in eine Halle in einem Sägewerk eingemietet. »Das Geschäft läuft prima. Die Kunden schätzen meine massiven, rustikalen Möbel. Mitarbeiter brauche ich nicht, ich lasse das Holz für mich arbeiten«, sagt Christoph.
»Zweimal die Woche trete ich im Winter zum Après-Ski mit meiner Steirischen Harmonika in den Sennhütten auf. Dort sitzen meine Kunden.« Christoph Schneider
Steckbrief
Christoph Schneider 32 Jahre alt, Tischler, verheiratet, zwei Kinder. Er war Berufsmusiker und fertigt seit einem Jahr rustikale Möbel.