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Zu hoch hinaus?

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Zu hoch hinaus?

Das wandhängende Hifi-Sideboard von Andreas Dorner, Meisterschule Ebern, soll unter einem Flachbildschirm angebracht werden. Eckhard Heyelmann hat untersucht, wie Funktionen und Proportionen der Aufgabenstellung gerecht werden.

Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.

Das Meisterstück wirkt auf den ersten Blick wie ein Sideboard, das keinem bestimmten Zweck zugeordnet ist. Der quaderförmige, in schwarz-rotbraun gestreiftem Makassar furnierte Korpus wird im mittleren Bereich umhüllt von zwei U-förmigen Schiebeelementen, die sich über eine Fernbedienung synchron öffnen lassen. Die Schiebetüren bestehen aus geprägter MDF, farbintensiv in Gelbgrün lackiert. Das Furnier und die Struktur der Hülle verlaufen horizontal. Der große Kontrast von Material, Oberfläche und Farbe lässt das symmetrisch aufgebaute Möbel dreigeteilt erscheinen und bestimmt die effektvolle, trendige Wirkung.
Im geöffneten Korpus werden zwei weiß gerahmte und damit überbetonte Doppelsteckdosen sichtbar. Hier sollen Geräte wie DVD-Player und Receiver angeschlossen werden. Tür und Schübe an den Stirnseiten schlagen auf Gehrung ein. Sie lassen sich an klotzig wirkenden Holz-Alu-Griffen öffnen. Eine Orientierung an den feinen Gehrungsbändern der Tür hätte hier zu einer gestalterisch besseren Lösung führen können!
Problematisch scheint mir, dass die Oberkante des Bildschirms, wie sie sich aus der Höhe des Möbels ergibt, etwa bei 1400 bis 1450 mm und damit deutlich oberhalb der ergonomisch sinnvollen (Augen-)Höhe von 1100 bis 1200 mm liegen wird. Eine deutliche Reduzierung des Volumens für Geräte, vor allem durch eine geringere Höhe des Korpus, wäre angesichts der tendenziell immer kleiner werdenden Dimensionierung von Mediengeräten vertretbar und käme der Gesamtproportion zugute.
Andreas Dorner ist ein handwerklich nahezu perfektes Meisterstück gelungen, das durch klare Zuweisung der Funktionen auf die Korpuselemente besticht. Es überzeugen zum Beispiel die mit dem selbst gebautem Beschlag synchron geführten Schiebetüren, gut ausgearbeitete Übergänge mit Bürsten, die Ausbildung der Außenkanten und der Zusammenschluss der Türhälften in der Mitte durch ein Konterprofil.
Etwas mehr gestalterische Sensibilität in den Details und der Farbgebung hätte der dominierenden modischen Anmutung entgegengewirkt. Dabei spiegelt Dorners Arbeit durchaus den Zeitgeist wieder: Immer größere Fernsehgeräte wandeln den Wohnraum zum Heimkino. Mit zusätzlich auffallenden Medienmöbeln gerät das Fernsehen zu einer den Raum beherrschenden Inszenierung.
»Ein deutlich reduziertes Volumen wäre in jeder Hinsicht zu empfehlen.«
Eckhard Heyelmann
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