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Musikalischer Wettstreit

Ausbildung
Musikalischer Wettstreit

Florian Weishaupt hat seine Vitrine für Orgelteile bewusst an den klassischen Aufbau einer Orgel angelehnt und schöne Entsprechungen gefunden. Doch wie stark darf das Möbel gestaltet sein, um den Exponaten nicht die Schau zu stehlen?

Ursula Maier, Markgröningen, Maître Ébéniste, Innenarchitektin BDIA

Auf den ersten Blick erscheint mir die Vitrine spannend: Dominant wirken die gezahnt aufgereihten Eichenstäbe, die wunderschön verzapft mit Querverbindungen den farblich abgesetzten Schubladenkorpus tragen. Darüber stülpt sich ein Glasgehäuse mit einer Abdeckung. Es gibt kein Vorne und Hinten. Welche Objekte könnten in dieser Vitrine ausgestellt werden und der Dominanz der über den Vitrinenboden hinausragenden dekorativen Eichenstäbe standhalten – Vasen oder Masken? Die Beschreibung besagt: »Es sollen alte und neue Bestandteile einer Orgel ausgestellt werden, um … Veränderungen veranschaulichen zu können.« Erst jetzt assoziiere ich die Stäbe mit Orgelpfeifen. Gerne würde ich die Ausstellungsstücke in der Vitrine sehen, erst dann könnte ich mir wirklich ein Urteil erlauben, ob das Möbel die Balance hält und seiner Bestimmung gerecht wird. Ich verbinde mit einer Orgel etwas hochstrebendes und eine optische Tonmathematik, wie sie in Kirchen und Konzertsälen sichtbar ist. Nach welchen Maßstäben wurden hier die Stäbe angeordnet?
Die Vitrine ist 180 cm hoch. In der Abdeckung sind in einen Rahmen zwei gefälzte Klappen eingelegt und mittig mit einem Stangenscharnier verbunden. Ursprünglich war die Bestückung von vorne (über Glasschiebetüren) gedacht: auffälliger, aber einfacher als von oben, zumal das Gestell mit dem Glastablar die Bewegung einschränkt. Die über die Ausstellungsfläche ragenden Stäbe sind für kleine Betrachter störend, da sie die Exponate teilweise verdecken können.
Vitrinen sind eine Herausforderung an den Gestalter: Sollte das Gewicht mehr auf ihrer Aufgabe liegen, nämlich die Ausstellungsstücke zu präsentieren, oder darf sie selbst zum Exponat werden – mit der Gefahr, sich in den Vordergrund zu drängen? Diese Frage stellt sich auch bei der Betrachtung von Architektur.
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