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Meisterstück aus Räuchereiche und Kupfer von Florian Stitzl

Meisterstück Schrank von Florian Stitzl
Wechselnde Einblicke

Mit der kunstvoll transparenten Gestaltung der Front und Rückwand seines Meisterstücks greift Florian Stitzl den Möbeltypus eines gut durchlüfteten Schrankmöbels auf.

Florian Stitzl hat eine clevere Entwurfsstrategie gewählt: Er knüpft mit seinem Meisterstück an sein Gesellenstück an und stellt einem bereits gefertigten Schreibtisch ein Korpusmöbel für Akten beiseite. Es könnte der erste Schritt zu einem Möbelprogramm sein, das vor dem inneren Auge sogleich Fantasien freisetzt: etwa ein Bett mit einem Lamellenfries als Kopfstück und dazu ein kongenialer Stuhl, Sitz und Lehne luftig lamelliert.

Die Idee, das Meisterstück als Teil eines Sets zu denken, birgt bereits eine valide Anfangsidee für das Möbels selbst, abgesehen davon, dass Schrank und Schreibtisch, wenn sie gemeinsam im Werkstattbüro stehen, eine schön zu erzählende Geschichte abgeben – denn man kann das Duo unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten anschauen und würdigen: Material und Verarbeitung, die durch erworbene Fachkompetenz gesteigerte Komplexität, Übereinstimmungen, Unterschiede und vieles mehr.

Der Möbeltypus des gut durchlüfteten Schrankes ist ein Klassiker, den wir heute noch als Schuhschrank oder Wäscheschrank kennen, der aber vor allem als Schrank für Lebensmittel in Betracht kam, bevor es Kühlschränke gab – zu diesem Zweck wurden dann die Innenseiten der Lamellen noch mit einem feinen Netz zur Abwehr ungebetener Insekten bezogen!

Ob so ein luftiges Möbel heute seine ideale Verwendung im Aufbewahren von Akten findet, darüber könnte man möglicherweise streiten; doch darum ging es hier ja höchstens in zweiter Linie – im Vordergrund stand die Gliederung des Korpusvolumens.

Florian Stitzl hat sich dafür unglaublich raffinierte Fügungen ausgedacht und handwerklich höchsten Herausforderungen gestellt, etwa die rhythmisierten Lamellen im Materialwechsel von Räuchereiche und Kupfer oder die selbst entwickelte Mechanik zu einer flächenbündigen Erweiterung der Arbeitsfläche, ohne den sympathischen Ausdruck der Bescheidenheit zu verlieren. Ein Möbel mit großer Präsenz, das sich nicht ungebührlich wichtig macht.


Prof. Axel Müller-Schöll lehrt an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Innenarchitektur und Ausbaukonstruktion.
dds und dem Tischlerhandwerk ist er seit vielen Jahren beratend und als Autor verbunden.


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