Meisterstück
Sakrale Kunst
Das zweiteilige Meisterstück von Thomas Schneider, Meisterschule Ebern, trägt den schönen Namen »Kirchenensemble«. Hinter der hölzernen Gestaltung steht ein Twinset mit religiösem Kontext.
Ursula Maier, Markgröningen, Maître Ébéniste, Innenarchitektin BDIA, Dozentin FHT Stuttgart
Aus der Meisterstückbeschreibung von Thomas Schneider habe ich gelernt, was ein Ambo und ein Sedile ist – nämlich ein Lesepult und eine Sitzgelegenheit für den Priester.
Die Tiefe der Symbolik, die in die Holzskulptur des Ambo hineininterpretiert wird und die Gestaltung bestimmt hat, rührt mich: »Die sichtbaren Zapfenverbindungen lenken beim Ambo den Blick auf das Zentrum des stilisierten Kreuzes. Hier findet die einzige sichtbare Verbindung der beiden Seiten statt. Dies hat einen symbolischen Wert, der die Verbindung des Irdischen mit dem Himmlischen im Zentrum darstellt und den kleinsten gemeinsamen Nenner, den gemeinsamen Glauben, unterstreicht.« Ob dies von der Gemeinde so wahrgenommen wird?
Mir gefällt die Kühnheit, mit der die schräge Leseplatte, die verschließbare Ablage und der Sockel mit der Front verbunden sind, und ich habe keinen Zweifel daran, dass es auch hält. Wie sinnig ist es, der Gratleiste eine doppelte Funktion zu geben! Ornamente, die durch echte handwerklich Funktionen (wie hier die Holzverbindungen) entstehen, sind immer spannend und schön.
Das schlanke hochstrebende Pult ist mit seinen 130 cm fast zu hoch, es sei denn, der Priester ist sehr groß und das Pult steht über der Gemeinde. Der Hocker wirkt gegenüber der Feingliedrigkeit des Lesepultes etwas massig. Ich hätte ihn mir einige Zentimeter weniger tief, aber dafür länger vorstellen können.
Die etwas unglückliche Position des Schlosses, mit einem Schlüssel, der das Loch schwer findet und der leicht nach unten fällt, hat immerhin den Vorteil, das notwendige Übel zu verstecken. Materialgerecht finde ich dagegen die Lösung, mit einem ledernen Band den Aufschlag der Klappe und der Schublade zu dämpfen.
»Ornamente, die durch handwerkliche Funktionen entstehen, sind immer spannend und schön«
Ursula Maier
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