Meisterstücke
Netzwerk
Nick Wallinger hat sich auf die handwerkliche Tradition besonnen und einen einfachen Korpus auf robuste Füße gestellt. Auch mit der reliefartigen Gestaltung der Oberfläche greift der Eberner Meisterschüler ein fast vergessenes Stilmittel auf.
Prof. Peter Litzlbauer
Das Meisterstück von Nick Wallinger orientiert sich an den traditionellen Meisterstücken der 60er- und 70er-Jahre. Das einfache Untergestell ist aus kräftig dimensionierten Rahmen zusammengesetzt. Es trägt einen in den Außenmaßen klassisch proportionierten Schrank. Eine weitere Unterteilung ist nicht sichtbar und lässt das Möbel sehr wuchtig und blockhaft erscheinen.
Die Originalität des Meisterstückes erschließt sich bei näherer Betrachtung. Ein feines Liniennetz, in verschieden großen Abständen orthogonal angeordnet, überzieht konsequent die Seiten und Türen. Dieses in sich ruhende Raster wird bewusst durch in beide Richtungen schräg eingefräste Linien gestört – und dadurch wieder lebendig.
Das Eichenholz mit seiner charakteristischen Maserung wird in den Hintergrund gedrängt. An seine Stelle tritt eine übergeordnete, gleichmäßig wirkende Oberfläche. Mit Abstand betrachtet wird eine Annäherung an ein „textile Haut“ empfunden.
Mit dieser Oberflächentechnik ist es Nick Wallinger gelungen, das Möbel als einheitlichen und beeindruckenden Block wirken zu lassen. Die Außenflächen werden durch Licht und Schatten reliefartig hervorgehoben.
Beim Öffnen des Schrankes ist man enttäuscht, dass die feine äußere Gliederung innen nicht fortgesetzt wird. Der Versuch, durch asiatische (japanische) Versatzstücke das Innenleben des Stücks zu bereichern, blieb auf halber Strecke stecken. Der eingesetzte Korpus wirkt in dieser Form etwas plump und sitzt unausgewogen mittig im Schrank. Eine tiefere Auseinandersetzung hätte sicher zu einer raffinierteren und stimmigeren Teilung geführt. Die subtile Raffinesse in der Oberflächenbehandlung lässt trotz dieser Einschränkung das Meisterstück besonders in Erscheinung treten.
Teilen: