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Meisterstück aus Lärche und Rattan von Waldemar Slobodski

Meisterstück Kleiderschrank von Waldemar Slobodski
Japanisch inspiriert

Waldemar Slobodski nennt sein Meisterstück »Kendo«, was einen Bezug zum japanischen Schwertkampf nahelegt. Kevin Weiß entdeckt spannende Analogien.

Kendo ist eigentlich ein Schwertkampf aus Japan: In seiner ursprünglichen Form kommt es dabei auf Charakterfestigkeit, Entschlossenheit und moralische Stärke an. Wie lassen sich diese Tugenden auf ein Möbelstück übertragen? Einen festen Stand gewährt das durch die verlängerten Aufrechten ausgebildete Fußgestell, das seine Fortsetzung nach oben bis in die Rundung des Deckels findet, die mit Rattangeflecht bespannt ist.

Durch die unterschiedliche Ausführung der Lärche in Moorbeize und mit geölter Oberfläche entstehen charakteristische und starke Kontraste, die eine Analogie zum Schwertkampf zulassen: Schwere und Standfestigkeit bekommt dieser Kleiderschrank durch die dunklen Rahmenteile, für Leichtigkeit und Entschlossenheit stehen sinngemäß luftiges Geflecht und Kontur. Auch das harmonische Zusammenspiel der Erdtöne ist aus dem japanischen Design bekannt. Das Rattangeflecht in Front und Deckel überzeugt nicht nur optisch, sondern auch funktional: So kann auch getragene Kleidung gut auslüften und ist doch vor Lichteinfall geschützt.

Die Türen beim Meisterstück von Waldemar Slobodski bestehen jeweils aus zwei geschlitzten Rahmen, die ineinandergelegt und verschraubt sind, wobei der innere Rahmen das Flechtwerk aufnimmt. Auch die Seiten sind in Rahmenbauweise ausgeführt, wobei die Füllungen wie bei der Rückwand aus im Wechselfalz gespundeten Lärchenbrettern bestehen, die einzeln mit Nutzapfen im Rahmen gehalten werden. Die im großen Radius abgerundeten Seiten sind als ein Zitat in die Gestaltung eingeflossen: Ein zuvor für denselben Auftraggeber gefertigter Schreibtisch zeigt ebenfalls Rundungen als gestalterisches Element.

Das Innere des Schrankes ist in Plattenbauweise aus furnierter Stäbchenplatte ausgeführt und setzt sich so von der konsequenten Rahmenbauweise der Korpushülle ab. Auf der linken Seite befinden sich eine Kleiderstange und rechts auf gleicher Höhe zwei Schubkästen aus Ahorn. Kulissenauszüge sind direkt in die Schubkastenseite eingefräst. Die Schranktüren sind mit Lappenbändern angeschlagen, sie schließen mit magnetischer Zuhaltung. Der Kleiderschrank ist in den Hauptteilen mit Verbindern zerlegbar.

Waldemar Slobodski hat seinem Meisterstück eine gelungene schlichte Erscheinung gegeben. Im Sinne von Kendo und der konstruktiven Durchgängigkeit könnte die Kombination von Rahmen- und Plattenbau überdacht werden.


Kevin Weiß ist Tischlermeister und Raum- und Objektdesigner. Er arbeitet sowohl selbstständig, wie als Head of Design in der Schreinerei Baur und als Gastdozent an verschiedenen Berufsschulen.


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