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Balanceakt - dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau

Meisterstücke
Balanceakt

Clemens Thasler erzielt bei seinem Meisterstück durch die Verlagerung des Schwerpunktes eine optisch dynamische Wirkung. Peter Litzlbauer setzt sich in der dds-Kritik mit dem Zusammenspiel von Gewicht und Gegengewicht auseinander.

Prof. Peter Litzlbauer, Staatl. Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Fachbereich Architektur und Design

Das Meisterstück von Clemens Thasler zeigt, »warum denn einfach, wenn es auch schwierig geht.« Mit dem Thema »Balance« für seinen Schreibtisch suchte er die Herausforderung. Es ist kein klassischer Schreibtisch mit klaren Prinzipien der Standfestigkeit mit einer Schreibplatte die links und rechts getragen wird. Die Konstruktion, so schreibt er, »beruht auf der Gesetzmäßigkeit von Gewicht und Gegengewicht.«
Mit einer weit nach einer Seite auskragenden, konisch sich verjüngenden Schreibtischplatte auf einem kräftigen Schubladenkorpus setzt Clemens Thaler »Gewicht und Gegengewicht« geschickt in Szene. Er unterstreicht diese Wirkung in dem er den Korpus in eine 15°-Neigung versetzt. Dieser schräg gestellte Korpus verleiht dem Schreibtisch eine zusätzliche Dynamik und ermöglicht auch ein beinfreies Arbeiten.
Diese Dynamik verstärkt Clemens Thaler durch ein raffiniert gesetztes farbiges Element. Der Korpus wird von einer hellgrünen Hülle U-förmig eingerahmt. Von der Außenseite wird diese Hülle linienförmig und von innen als Fläche wahrgenommen. Gleichzeitig wird aber dadurch die Trennung zwischen Schreibtischplatte und Korpus stark betont. Durch diese Trennung verwischt sich der Gedanke von Gewicht und Gegengewicht – der Gegensatz von Schwere auf der einen Seite und Leichtigkeit auf der anderen Seite als einheitliches Erscheinungsbild wird aufgehoben. Auch der angesetzt wirkende Fußausleger verstärkt diese Wahrnehmung.
Die Anordnung und Ausbildung der beiden Schubkästen in der Schreibtischplatte unterstreichen diesen Eindruck. Wie zwei implantierte Fremdkörper zerstören sie mit ihrer Fugenteilung das Gesamtbild der auskragenden Schreibplatte. Der Balancegedanke löst sich auf. Der Schreibtisch wird optisch in Einzelelemente zerlegt, die additiv zusammengesetzt wirken.
Gestalterisch stellt sich für den Betrachter die Frage, welches Erscheinungsbild wird mit der Idee einer »Balance – von Gewicht und Gegengewicht« erreicht. Spürt man den Gedanken als Einheit – aus einem festen, schweren Korpus wächst auskragend die Schreibtischplatte oder entwickelt sich der Gedanke alles in Einzelelemente aufzulösen und wieder zusammenzusetzen. Beide Wege sind machbar, der erste würde dem Gedanken »Balance« näherkommen.
Clemens Thasler hat sich der Herausforderung gestellt und mit seinem Schreibtisch »Balance« ist ihm ein sehr attraktives Meisterstück gelungen. Sein Schreibtisch erfüllt alle wichtigen Funktionen und in der Gestaltung hat er neue Wege eingeschlagen. Die handwerkliche Ausführung zeigt meisterliches Können.
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