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Kritische Stilkunde

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Kritische Stilkunde

Möbel aus der Bauhauszeit und Dänisches Möbeldesign der 50er-Jahre haben den Berliner Tischler David Speer zu seinem Meisterstück inspiriert. Der in Vollholz umgesetzte Entwurf bringt verschiedene konstruktive Probleme mit sich.

Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.

Die Anrichte aus Eiche setzt sich zusammen aus Korpus und Fußgestell. Die Aufteilung der sägerauen Front wirkt harmonisch. Sie folgt wie die Proportion von Korpus und Fußgestell zueinander dem Goldenen Schnitt. Die Front wird von den sehr starken, abgerundeten Korpuskanten gerahmt und schließt mit diesen seitlich ohne Rücksprung bündig ab. Die Rückwand zeigt ein ansprechendes Zusammenspiel von Eiche und Tischlinoleum. Aufgeschraubte Leisten übernehmen die Fugenteilung von vorn. Die unterschiedliche Gestaltung von Front und Rückwand mindert allerdings die plastische Wirkung des Kubus. Eine analog zur Front gestaltete Rückwand wäre auch in Bezug auf eine Aufstellung als Raumteiler überlegenswert. Die in den Oberboden eingelassene Linoleumfläche weckt Assoziationen an eine Kochstelle – ein funktional und gestalterisch fragwürdiges Element, das die Gesamtgestalt beeinträchtigt.
Die Umsetzung der Formate der Front in eine Vollholzkonstruktion ist nicht durchgehend schlüssig. Sie zeigt diverse aufwändige Maßnahmen, um die Formstabilität der Flächen von Tür, Klappe und Schubkastendoppel zu sichern. Ein Metallunterbau soll die gleichmäßige Führung des großen Schubkastens garantieren. Das allseitig zurückspringende Fußgestell mit den sich verjüngenden, oben abgesetzten Füßen wirkt auf mich unangemessen dominant und bieder. Ein seitlich betont überstehendes, klar abgesetztes und gegliedertes Gestell wäre eine mögliche Alternative, die den kubischen Korpus hervorheben würde. Dänische Formgebung der 50er-Jahre stellt ganz bewusst die Funktion und eine materialgerechte Konstruktion heraus. Ein sehr aktueller Ansatz, der konsequenter zeitgemäß interpretiert werden könnte.
»Die Aufteilung ist mehr vom ansprechenden Fugenbild als von der Nutzung bestimmt.« Eckhard Heyelmann
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