Genau gesehen

Eckhard Heyelmann

Das schlichte, geradlinige Möbel erhält durch die Wandelbarkeit in vier verschiedene Ansichten und die spannungsreiche, asymmetrische Teilung des Korpus einen besonderen Reiz. Das gilt auch für die nach dem goldenen Schnitt gegliederten Schubkästen sowie für die Positionierung der Aussparungen für den Eingriff.

Marco Santi ist es gelungen, ein Platz sparendes Möbel mit ausreichendem Stauraum für beengte Raumverhältnisse zu schaffen. Weniger gelungen erscheint die mit der Wahl der Holzart Zebrano beabsichtigte Verstärkung der optischen Wirkung der länglichen Form des Hängeboards. Zebrano besitzt mit seiner gelblich/hellgrauen Farbe und den scharf abgegrenzten graubraunen bis dunkelbraunen Streifen eine markante Hell-dunkel-Schattierung mit fast plastischer Wirkung. Diese Mikrostruktur steht gegen die Makrostruktur – gegen die dreidimensionale Form des Möbels. Das wird deutlich am 30 mm hohen Versatz zwischen den U-förmigen Schiebetüren und dem Korpus sowie am Richtungswechsel der Maserung von Anleimern und Staubleisten.

Formunterstützend wirkt dagegen der Rücksprung der Außentüren und damit die Verringerung der Kantenbreite zur Seitenansicht. Gegen die Längsrichtung der Form sprechen die mit 8 mm sehr breiten Trennfugen der Türen und der Edelstahlgriffleisten. Letztere wirken durch das Material und die Dimensionierung sehr dominant, ihr Verlauf auf Fugenhöhe der Schubkästen sowie die gewählte Form sind durch den Tiefenversatz nicht schlüssig begründbar.

Einen Materialbezug zu den Griffleisten hat Marco Santi in den von ihm selbst entwickelten Edelstahlkonsolen geschaffen, die eine Ablagefläche aus Glas tragen. Darüber hinaus lässt die Ablage allerdings kaum einen Bezug zum Möbel erkennen.

Mit der Umkonstruktion handelsüblicher Beschlagselemente für außenliegende U-Schiebetüren zeigt Marco Santi seine konstruktive Kreativität.