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Für kühne Denker

Ausbildung
Für kühne Denker

Die Formgebung des Meisterstücks von Benjamin Brendli ist wesentlich durch einen neuartigen Öffnungsmechanismus für die Schreibfläche des kleinen Sekretärs bestimmt.

Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.

Ein unregelmäßiges, gerades Prisma formt die Außenhülle des liegenden Korpus in Eiche. Zwei sechskantige Grundflächen aus weißem Mineralwerkstoff bilden eine schlüssige seitliche Abdeckung, da sie dem Vieleck keinen Richtungsverlauf aufzwingen. Das Untergestell, dessen als unregelmäßige Vierecke gestaltete Seiten nach hinten geneigt sind, stützt die Last und bietet die notwendige Beinfreiheit. Der Korpus springt vorn und hinten vor, die Vorder- und Rückseite verläuft parallel zu den aufrechten Teilen des Gestells. In der Seitenansicht löst sich der hintere Teil des Korpus vom Untergestell und betont die formale Eigenständigkeit des Prismas in Plattenbauweise, was eine Höhenverstellbarkeit durch Verschieben auf der schiefen Ebene suggeriert.
Vor allem im geschlossenen Zustand erscheint das Möbel eher kopflastig. Die Seiten der Schubkastenelemente sowie die Zwischenwände im Ablagebereich aus weißem Mineralwerkstoff gliedern logisch das Innere des Schreibmöbels. Es bietet diverse, bis ins Detail planvoll gestaltete Ablage- und Aufbewahrungsmöglichkeiten. Die Rotationsbremsen im Öffnungs- und Schließmechanismus der Klappe schaffen eine Dämpfung, die eine geführte, harmonische Bewegung ohne Klappenhalter möglich macht.
Die Seitenteile mit ihren viertelkreisförmigen Führungsnuten auf der Innenseite überlappen das Untergestell und verdecken die eingelassenen Rotationsbremsen. Sie verweisen auf den Typus des Zylinderbureaus, ein Schreibmöbel, das Ende des 18. Jahrhunderts eines der wichtigsten Möbel der Kunstschreiner und Vorläufer des Schreibtisches war. Die Schreibplatte ließ sich herausziehen und die darüber liegenden Fächer und Schübe verbargen sich hinter einem im Viertelkreis geführten Rolldeckel (vgl. etwa Zylinderbüro von David Roentgen, 1722, Schloss Mannheim).
Brendlis moderner Sekretär überzeugt durch handwerkliche Perfektion und sorgfältig ausgearbeitete Details. Anders als das historische Vorbild dient zum Schreiben die ungeschützte Oberseite der Klappe, die nur 300 mm Tiefe bietet. Die vorstehenden Seiten unterstreichen zwar die Privatheit, wirken jedoch beim Arbeiten einengend.
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